Die Temperaturen in der Schweiz werden bis zum Jahr 2100 deutlich ansteigen - selbst wenn der weltweite Treibhausgas-Ausstoss bis 2050 halbiert werden sollte. Das zeigen neue Klimaszenarien, die von Forschern unter der Leitung der ETH Zürich und MeteoSchweiz erstellt wurden.
Für die Berechnungen gingen die Forscher von drei verschiedenen Emissionsszenarien aus, wie es in einer Mitteilung zu einem Klimasymposium heisst, das am Mittwoch an der ETH Zürich stattfand. Bei zwei Szenarien nimmt der Ausstoss von Treibhausgasen weiter zu, beim dritten würden die Emissionen bis 2050 gegenüber jenen der vergangenen 30 Jahre halbiert.
Die neuen Resultate stimmen weitgehend mit Prognosen überein, die vor vier Jahren publiziert wurden. Die Temperaturen werden wohl in allen Regionen der Schweiz und in allen Jahreszeiten ansteigen. Ohne eine Drosselung des Treibhausgas-Ausstosses dürfte die Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts 2,7 bis 4,8 Grad betragen.
Trockene Sommer
Selbst das dritte Szenario, die Halbierung der Emissionen, verhindert nicht, dass sich die Schweiz um 1,2 bis 1,8 Grad erwärmt. Beim Niederschlag sind die Aussichten unsicherer. Im Frühling, Herbst und Winter kann in der alpinen Region Europas entweder mehr oder weniger Schnee und Regen fallen.
Weniger Regen, mehr Extremereignisse
Im Sommer jedoch ist spätestens ab 2050 im ganzen Land mit grösserer Trockenheit zu rechnen. Ohne Treibhausgas-Einsparungen dürfte gegen Ende Jahrhundert etwa 18 bis 28 Prozent weniger Regen fallen. Bei einer Halbierung des Ausstosses wird die Sommertrockenheit laut den Berechnungen um 8 bis 10 Prozent zunehmen.
Dadurch nimmt auch das Risiko von Extremereignissen zu: Hitzewellen und Trockenperioden werden häufiger - und sie sind intensiver und halten länger an. Gleichzeitig wird der Winterniederschlag wegen der steigenden Temperaturen vermehrt als Regen fallen, wodurch das Überschwemmungsrisiko vor allem in niedrigen Lagen anschwillt.
Nun Folgen abschätzen
Die neuen Szenarien sind konsistent mit der Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Das Forscherkonglomerat aus ETH Zürich, MeteoSchweiz, Empa, Agroscope, dem Nationalen Forschungsschwerpunkt Klima und dem Beratenden Organ für Fragen zur Klimaänderung (OcCC) verwendete dafür verfeinerte Simulationen und neue statistische Verfahren.
Die Wissenschaftler wollen die neuen Daten benutzen, um die Folgen des Klimawandels auf die Wirtschaft und die Umwelt der Schweiz besser abzuschätzen. Die Szenarien seien auch eine wichtige Entscheidungsgrundlage für den Bund, der momentan eine Strategie zur Anpassung an die Klimaerwärmung erstellt.