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Ethikkommission: Weniger Nutztiere, mehr Getreide

blu/sda |

 

Aus Sicht der Eidgenössischen Ethikkommission muss die Landwirtschaft mehr zur Reduktion der Emissionen beitragen, als die Politik ihr heute vorgibt. Von neuen gentechnische Verfahren wie CRISPR/Cas dürfe aber nicht zu viel erwartet werden, schreibt die Kommission in ihren Bericht. Sie fordert zudem, dass die Landwirtschaft weniger Fleisch und mehr Getreide produziert.

 

 Für eine Ethik-Kommission des Bundes darf von neuen gentechnischen Verfahren wie der Genschere Crispr/Cas nicht erwartet werden, dass sie innert nützlicher Frist einen wichtigen Beitrag zur Anpassung der Schweizer Landwirtschaft an den Klimawandel leisten. Das steht in einem Bericht, den die Kommission am Montag in Bern den Medien präsentiert hat.

 

Entscheidender Beitrag unwahrscheinlich

 

Eine klare Mehrheit der Kommission findet, in der knappen zur Verfügung stehenden Zeit sei es «eher unwahrscheinlich», dass die neuen gentechnischen Verfahren einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung oder Steigerung der Ernteerträge leisten könnten.

 

Das steht in einer Mitteilung der Eidgenössischen Ethikkommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH), in der diese den Bericht zusammenfasst. Eine Minderheit der Kommission hingegen vertraut auf den technischen Fortschritt.

 

«Alle sind sich jedoch einig, dass neue gentechnische Verfahren nur so eingesetzt werden sollten, dass keine Pfadabhängigkeit entsteht. Dies bedeutet, dass gleichzeitig bereits bestehende Technologien genutzt und alternative Lösungsansätze gefördert werden, die zum Erreichen des 1,5 Grad-Ziels beitragen können», heisst es in der Mitteilung.

 

Neue gentechnische Verfahren

 

Unter dem Begriff «neue gentechnische Verfahren» werden biotechnologische Verfahren zusammengefasst, die in den letzten 20 Jahren entwickelt wurden. Sie werden auch Genome Editing-Verfahren genannt. Das bekannteste, aber nicht einzige dieser Verfahren, ist das Crispr-System. Die neuen Verfahren ermöglichen – im Vergleich zur bisherigen Gentechnik – Organismen einfacher, rascher und präziser genetisch zu verändern. Derzeit finden auf politischer Ebene sowohl in der Schweiz als auch innerhalb der Europäischen Union intensive Diskussionen über die rechtliche Einordung dieser Verfahren statt, schreibt der Bund in einer Mitteilung.

 

Crispr/Cas

 

Mit der Methode Crispr/Cas kann das Genom von Zellen präzise verändert werden. Damit haben beispielsweise schottische Forscherinnen und Forscher die Gene von Schweinen so verändert, dass sie resistent gegen Krankheiten wie das PRRS (Porcine reproductive and respiratory syndrome) sind.

 

Als Bundesrat Guy Parmelin im Juni dieses Jahres einen Bericht zur Land- und Ernährungswirtschaft bis 2050 präsentierte, sprach er Crispr/Cas an. Mit der Genschere könnte bei Chasselas-Trauben ein heikles Gen entfernt werden, was Behandlungen ersparte. «Ob man das will, ist ein politischer Entscheid», so Parmelin damals.

 

Landwirtschaft stärker in Pflicht nehmen

 

Die EKAH fordert auch, dass die Landwirtschaft mehr zur Reduktion der Treibhausgasemissionen beiträgt als derzeit vorgesehen. Es sei «ethisch gesehen unzureichend», dass die Klimastrategie der Schweiz für die Landwirtschaft ein wesentlich tieferes Reduktionsziel festlege als beispielsweise für die Industrie und fürs Wohnen.

 

Gemäss dieser Strategie sollen die Landwirtschaft und die Ernährung ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 um 40 Prozent reduzieren. Aus Sicht der EKAH ist dieses politisch festgelegte Reduktionsziel «ethisch gesehen unzureichend.» Emissionen, die nicht reduziert werden, müssten kompensiert werden. 

 

Hier kommen Negativemissionstechnologien (NET) ins Spiel, die der Atmosphäre Treibhausgase entziehen. Aus Sicht der EKAH bestehen gegenüber NET aber Vorbehalte. «Insbesondere ist fraglich, ob sie genügend schnell entwickelt und umgesetzt werden können und ob sie ausreichend leistungsfähig sein werden. Dennoch wird man auf sie angewiesen sein», so die Kommission.

 

Weniger Nutztiere

 

Vor dem Hintergrund der mit NET verbundenen Unsicherheiten und Risiken, sei die Reduktion insgesamt so zu gestalten, dass am Ende die kleinstmögliche Menge an Treibhausgas-Emissionen kompensiert werden müsse. Deshalb führe aus ihrer Sicht «nichts daran vorbei», das Reduktionsziel in der Landwirtschaft zu erhöhen. Die Reduktionsziele der Landwirtschaft müssten so weit wie möglich ohne NET erreicht werden.

 

«Gleichzeitig muss die Anzahl Nutztiere erheblich verkleinert und mehr pflanzliche Nahrung für die Menschen angebaut werden.» Auf den Import von Futtermitteln soll gemäss Kommission verzichtet und der Anbau von Futtermitteln in der Schweiz beträchtlich reduziert werden. «Ziel müsste eine weitgehend auf Grasland basierte Nutztierhaltung sein. Stattdessen soll mehr pflanzliche Nahrung für den menschlichen Konsum produziert werden», heisst es im Bericht.

 

Die rechtlichen Rahmenbedingungen sollen so gestaltet werden, dass die Reduktion der Produktion tierischer Produkte im Inland nicht untergraben wird durch Import von tierischen Produkten, die nicht aus Graslandhaltung stammen, fordern die Wissenschaftler.

 

An Klimawandel anpassen

 

Die Landwirtschaft sollte aus Sicht der Kommission generell so umgestaltet werden, dass sie sich an den Klimawandel auf eine Weise anpassen kann, die die Ernährungssicherheit langfristig sichert. «Angesichts der bereits feststellbaren Auswirkungen des Klimawandels und der sich global abzeichnenden Entwicklungen hat diese Anpassung auch für die Schweizer Landwirtschaft eine grosse Dringlichkeit», so die Forschenden.

 

Ein Ziel der Adaptation müsse es sein, die richtigen Kulturen und Anbaumethoden für die Schweizer Landwirtschaft zu finden oder zu entwickeln, die der klimatischen Volatilität, d.h. dem unvorhersehbaren Wechsel von extremer Trockenheit und ausserordentlicher Nässe, gewachsen seien.

 

Die Ethikkommission schlägt auch vor, die Direktzahlungen an die Klimaziel anzupassen. Die landwirtschaftliche Produktion sei stark in Sachzwänge eingebunden. Damit meinen Forscher gemeinschaftlich organisierte oder stark regulierte Produktions- und Vermarktungsstrukturen. «Diese sind auch von regulatorischen Rahmenbedingungen – etwa Direktzahlungen, Gebote und Verbote – abhängig und so zu gestalten, dass sie die langfristigen Klimaziele unterstützen», heisst es im Bericht.

 

-> Den gesamten Bericht gibt es hier

 

Landwirtschaft: 14% der Treibhausgase

 

Der Sektor Landwirtschaft emittiert gemäss Angaben des Bundes derzeit rund 14% der Treibhausgase, die der Schweiz nach Pariser Übereinkommen angerechnet werden. Insbesondere die Methan- und Lachgasemissionen spielen eine grosse Rolle: über 80 % des Methans und über 60 % des Lachgases stammen aus der landwirtschaftlichen Produktion. Dazu setzt die Bearbeitung landwirtschaftlich genutzter Böden weitere Treibhausgase frei.

 

In den 14 % nicht enthalten sind aufgrund des Territorialprinzips des Pariser Übereinkommens die importierten Vorleistungen wie etwa der Anbau von Futtermitteln oder die Herstellung von Mineraldünger im Ausland. Auch Emissionen, die nach dem Verlassen des Hofes anfallen, werden nicht der Landwirtschaft, sondern dem Industrie- und Dienstleistungssektor angerechnet.

Kommentare (19)

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  • Thurgauner | 08.11.2022
    Abschaffen oder Ausschaffen von unnützen Kommissionen ist die Lösung! geht arbeiten!
    • zen-tiger | 08.11.2022
      Darauf warten wir vergeblich in Zeiten wie diesen.
  • zen-tiger | 07.11.2022
    Kann Kollege komplett zustimmen. So sieht nun mal die Realität aus und nicht anders.
    Ich wirtschafte sozusagen auch altmodisch, nur so eine Darstellung, dass es so auch funktioniert wie bei Sepp Holzer, kann ich niemals bestätigen! Ich beobachte die Natur und lerne von ihr, mehr ist es nicht. Meine Erträge in Trockenzeiten wie dieses Jahr wieder sind wohl nicht so schlecht ausgefallen wie manch anderen. Bloß derartige Behauptungen wie Holzer? Nein Danke.
  • Kollege | 02.11.2022
    Die Produktionsform nach Sepp Holzer verteuert die Lebensmittel um ein Mehrfaches.
    Früher ging fast die Hälfte der Löhne für Lebensmittel drauf, heute ein zwölftel.
  • don't look up | 02.11.2022
    Charles Darwin :
    Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand.

    Das sollten wir alle (auch die Private Rasen-Junkis) wieder lernen
  • Kollege | 01.11.2022
    Sepp Holzers Permakultur stösst gute Dinge für Selbstversoger an. Allerdings benötigt diese Anbauform extrem viel Handarbeit, welche über Produktepreise nicht abgegolten werden kann.
    • Kollege | 01.11.2022
      Sepp Holzer lebt NICHT vom Produkteverkauf, sondern von Büchern und Seminaren auf seinem Hof.Der Vergleich hinkt gewaltig.
      • don't look up | 02.11.2022
        doch es geht. man muss nur wollen
    • don't look up | 02.11.2022
      bei der nächsten Dürre werden wir dann merken, dass es ein Fehler war, Weiher zuzuschütten, Bäche einzudolen, Wiesen drainagieren und ausebnen, Bäume und Hecken umzuholzen usw.
      und die Biodiversität ist weiter im Sinkflug. Nahrungsmittelherstellung ohne Natur? der Syngenta-Vertreter weiss sicher wie...
  • Burri | 31.10.2022
    Wie wäre es, wenn man den veganen Aktivisten, wenn sie im Gefängnis sind, nur noch Gras zum essen gäben. So bräuchte es weniger Tiere, die das Gras fressen müssten, so sind gleich zwei Probleme auf einmal gelöst!
  • Realist | 31.10.2022
    Diese Kommission besteht anscheinend aus Tagträumern. Jedenfalls hat sie keine Ahnung von den Zusammenhängen in der Landwirtschaft (Fruchtfolgen und Düngung) und auch nicht von einer ausgeglichenen Fütterung von Rindvieh. Traurig dass solche Kommissionen mit so tiefer Fachkompetenz eine Plattform bekommen.
    • don't look up | 01.11.2022
      Schau mal den Krameterhof von Sepp Holzer an:
      Zu den Betriebszweigen am Krameterhof zählen: Ackerbau, Tierhaltung, Obstbau, Imkerei, Aquakultur, Agroforstwirtschaft, Pilzzucht, sowie Gewürz- und Arzneipflanzenkultur.
      und er hat die höheren Erträge als die konventionellen Intensivkulturen.
      • Kollege | 01.11.2022
        Leider kommt der Kommentar nicht an.
        Verkürzt, dein Geschichtli hat mehrere Haken.
        • don't look up | 01.11.2022
          zB?
  • Obelix | 31.10.2022
    Die Ethikkommission fordert zudem, Russland solle doch bitte seine Düngerausfuhren wieder freigeben damit wir hier in der Schweiz endlich den ach so hohen Nutztierbestand verkleinern können. Aus agronomischer Sichtweise sind die Forderungen dieser Kommission eine völlige Illusion aber sehr stark ideologisiert. Träumen darf man ja, aber die Realität vor der Haustüre ist eben dann oft doch ganz ne andere.
  • Daneli | 31.10.2022
    Ein Wunschkonzert ohnegleichen was die Ethikkommission abliefert. Der Konsument entscheidet mit seiner Nachfrage was die Landwirtschaft produziert.
  • Bruhin Christian | 31.10.2022
    Man schaue sich mal an wie sich die Ethikkomission zusammensetzt. Viele Ausländer die wohl mit dem Fahrrad zur Kommissionsitzung fahren und der Präsident ist bei den "Katzenfreunde Schweiz" :-)
  • Kollege | 31.10.2022
    Solche Kommissionen orientieren sich nie an der Realität. Es ist deren Aufgabe Wünschenswertes zu formulieren. Dabei spielen die Machbarkeit und das menschliche Verhalten eine untergeordnete oder keine Rolle. Der Urkommunismus hat ethische Wurzeln und war ethisch perfekt durchdacht, scheiterte an der Realität und den Menschen.
    Wer Ethik über alles stellt, verhält sich unethisch.
  • Werner Locher | 31.10.2022
    Die Forderungen an die Landwirtschaft, weniger Tiere zu halten und dafür mehr Gemüse für die Menschen anzubauen ist unüberlegt. Die Forderungen müsste an die Konsument Innen gestellt werden , ihren Speiseplan zu ändern. Wenn das geschieht wird die Landwirtschaft blitzschnell reagieren und die neuen Bedürfnisse befriedigen. Oder vertritt die Kommission die Ansicht, dass man den Bürgern vorschreiben muss, was sie essen sollen? Darüber könnte man diskutieren.....

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