Mit einem Aktionsplan für Bio-Landwirtschaft will die EU-Kommission die Produktion und den Konsum von umweltfreundlicheren Lebensmitteln steigern. Die Flächenanteil soll auf 25 Prozent steigen. Die EU will für die Bio-Landwirtschaft mehr Mittel sprechen.
So soll Bio-Essen auch für Menschen mit niedrigem Einkommen bezahlbar werden und stärker in Schulen angeboten werden, wie die Brüsseler Behörde am Donnerstag mitteilte.
Bis 2030 Biofläche auf 25% erhöhen
Auch die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln soll durch die Entwicklung einer Datenbank verbessert werden. Zudem soll ein EU-Bio-Tag eingeführt sowie der Bio-Tourismus gefördert werden.
Bis 2030 soll ein Viertel der in der Agrar-Fläche in der EU für Bio-Landwirtschaft genutzt werden. Der zuständige EU-Kommissar Janusz Wojciechowski sagte, er sei fest davon überzeugt, dass dieses Ziel erreicht werden könne. Marlene Mortler, Europaabgeordnete und CSU-Agrar- und Ernährungspolitikerin, bezeichnete dieses Ziel als ambitioniert.
Österreich Spitzenreiter
«Um das 25-Prozent-Ziel für die Bio-Landwirtschaft zu erreichen, müssen wir dafür sorgen, dass die Nachfrage das Wachstum des Sektors weiter antreibt. Zugleich müssen wir den erheblichen Unterschieden zwischen den Bio-Sektoren der einzelnen Mitgliedstaaten Rechnung tragen. Der Aktionsplan für die biologische Produktion beinhaltet Instrumente und Ideen, mit denen für ein ausgewogenes Wachstum des Sektors gesorgt werden kann», sagte EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski.
Derzeit bestehen in den EU-Ländern grosse Unterschiede was den Anteil der Bio-Landwirtschaftsfläche betrifft: Laut der Statistikbehörde Eurostat war Österreich 2019 mit einem Anteil von 25,3 Prozent Spitzenreiter. Schlusslichter sind Malta (0,5 Prozent) gefolgt von Irland (1,6) und Bulgarien (2,3). Deutschland liegt mit 7,7 Prozent im unteren Mittelfeld.
23 Massnahmen
Finanziert werden sollen die Ziele des Aktionsplans etwa durch bereits vorhandene Instrumente. Die Massnahmen zum Erreichen dieser Ziele sollen die EU-Länder vor allem selbst festlegen. «Die Landwirtschaft ist eine der Hauptursachen für den Verlust an Biodiversität», sagte EU-Kommissionsvize Frans Timmermans. Nach Angaben der EU-Kommission weisen biologisch bestellte Felder rund 30 Prozent mehr Biodiversität auf. Zudem gelten höhere Tierschutzstandards und es werden weniger Antibiotika gegeben.
Der Aktionsplan sieht 23 Massnahmen in drei Schwerpunktbereichen – Förderung des Verbrauchs, Ausbau der Produktion und weitere Stärkung der Nachhaltigkeit – vor, damit ein ausgewogenes Wachstum des Bio-Sektors sichergestellt ist.
Förderung des Verbrauchs
Es werde entscheidend auf einen steigenden Verbrauch von Bio-Produkten ankommen, um die Landwirte zur Umstellung auf die biologische Landwirtschaft zu bewegen und deren Rentabilität und Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, teilte die EU-Kommission mit. Daher werden im Aktionsplan mehrere konkrete Massnahmen vorgeschlagen, mit denen die Nachfrage angekurbelt, das Vertrauen bewahrt und Bio-Lebensmittel den Bürgerinnen und Bürgern nähergebracht werden sollen.
Dazu gehört: Information und Kommunikation über die biologische Produktion, Förderung des Verbrauchs von Bio-Erzeugnissen, Förderung des Angebots von Bio-Erzeugnissen in öffentlichen Kantinen über das öffentliche Auftragswesen und Ausbau der Verteilung von Bio-Erzeugnissen im Rahmen des EU-Schulprogramms. Die Massnahmen zielen ausserdem darauf ab, Betrug vorzubeugen.
Ausbau der Produktion – mehr Mittel
Derzeit wird etwa 8,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet. Beim gegenwärtigen Wachstum würde bis 2030 ein Anteil von 15 bis 18 Prozent erreicht. Mit dem Aktionsplan haben wir nun das Instrumentarium, um einen zusätzlichen Impuls zu geben und 25 Prozent zu erreichen.
Während der Aktionsplan vor allem auf die Sogwirkung der Nachfrage ausgerichtet ist, bleibt die Gemeinsame Agrarpolitik ein Schlüsselinstrument für die Förderung der Umstellung. Derzeit werden rund 1,8 Prozent der GAP-Mittel (7,5 Mrd. Euro) zur Unterstützung der biologischen Landwirtschaft aufgewendet. Die künftige GAP wird Bio-Regelungen umfassen, die im Zeitraum 2023-2027 – je nach Ausgang der Verhandlungen – mit Mitteln in Höhe von 38 Mrd. Euro bis 58 Mrd. Euro unterstützt werden. Im Rahmen der Öko-Regelungen kann die Bio-Landwirtschaft gefördert werden.
Stärkung der Nachhaltigkeit
Schliesslich soll der Aktionsplan auch die Leistungen der biologischen Landwirtschaft im Hinblick auf die Nachhaltigkeit verbessern. Die entsprechenden Massnahmen sind darauf ausgerichtet, den Tierschutz zu stärken, die Verfügbarkeit biologischen Saatguts zu gewährleisten, den CO2-Fussabdruck des Sektors zu verkleinern und den Verbrauch von Kunststoff, Wasser und Energie möglichst weitgehend zu reduzieren.
Die Kommission will den Anteil von Forschung und Innovation erhöhen und mindestens 30 Prozent der Mittel für Forschungs- und Innovationsmassnahmen in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und ländliche Gebiete für Themen bereitzustellen, die den Bio-Sektor betreffen bzw. für diesen von Belang sind.