Der europäische Milchmarkt scheint unter dem Strich in guter Verfassung. Das ist das Fazit eines Treffens zwischen Experten der EU-Mitgliedstaaten und Branchenvertretern, das am vergangenen Mittwoch unter Leitung der Europäischen Kommission in Brüssel stattfand.
Wie die Brüsseler Behörde im Anschluss mitteilte, wurden die Milchanlieferungen in den meisten wichtigen Produzentenländern rund um den Globus zuletzt ausgedehnt. Sie konnten durch eine starke Nachfrage jedoch problemlos aufgefangen werden. Innerhalb der EU legte die Erzeugung im vergangenen Jahr und während der ersten Monate 2011 zu - angefacht durch günstige Witterungsbedingungen, eine dynamische Nachfrage und attraktive Preise.
Das Aufkommen floss zunächst hauptsächlich in die Herstellung von Waren mit hohem Mehrwert wie Joghurt und Käse. Die Produktion von Butter, Butterreinfett und Magermilchpulver zog erst mit einem erneuten Aufschwung der Weltmarktnachfrage zu Beginn dieses Jahres wieder an. Im weiteren Verlauf des Jahres wird wegen der Trockenheit in den nördlichen EU-Mitgliedstaaten während des Frühlings mit nachlassenden Anlieferungen gerechnet.
Der EU-Durchschnittspreis für Rohmilch ab Hof betrug laut Kommission zuletzt 33 Cent/l und lag damit um 17 % über dem Vorjahresniveau. Allerdings sind gleichzeitig, wie in anderen Bereichen der tierischen Erzeugung, die Produktionskosten gestiegen. Analysten unterstrichen, dass auch der Milchmarkt von verstärkten Preisschwankungen betroffen sei. Vorhersagen über künftige Entwicklungen würden so immer schwieriger. Die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) bezeichneten die Zusammenkunft als nützlich.
Dadurch würden die Zusammenarbeit und der Informationsaustausch mit den Experten der nationalen Ministerien verbessert. COPA /COGECA-Generalsekretär Pekka P e s o n e n drängte auf eine schnelle Verabschiedung des derzeit zwischen Europaparlament und Rat verhandelten Milchpakets noch vor Jahresende. Angesichts extremer Preisschwankungen und hoher Produktionskosten sei es entscheidend, die Stellung der Milchviehhalter am Markt zu verbessern. Die Betriebsmittelpreise seien seit 2005 um annähernd 20 % gestiegen, die Erzeugerpreise dagegen nur um 8 %.