Ohne Gegenstimme verabschiedeten die EU-Mitgliedstaaten eine Stellungnahme zum Aktionsplan für den EU-Biolandbau. Im EU-Agrarrat in Brüssel folgten die Minister überwiegend den Vorstellungen der Europäischen Kommission für einen Ausbau des Sektors.
Fast alle begrüssten den marktorientierten Ansatz, nach dem zunächst für eine ausreichende Nachfrage gesorgt werden muss, bevor die landwirtschaftlichen Nutzflächen im grösseren Stil umgestellt werden können.
Biolandbau sei keine ideologische Angelegenheit, erklärte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Auch Bio-Bauern müssten ihr Geld verdienen und dazu müssten ihre Produkte gekauft werden.
Kantinen zu Bio verpflichten
Zahlreiche Minister betonten dabei das öffentliche Beschaffungswesen. Danach sollen Kantinen, etwa in Schulen und Krankenhäusern, dazu verpflichtet werden, ihre Gerichte mit Bio-Produkten zu bestreiten.
Österreich möchte mit einem ehrgeizigen Programm voranschreiten. Köstinger kündigte im EU-Agrarrat an, dass bei der Beschaffung der öffentlichen Hand bis 2025 mindestens 30% aus Bio-Produkten bestehen sollen. Bis 2030 sollen Kantinen in staatlicher Hand einen Bio-Anteil von 55% bekommen.
Forschung und Entwicklung ausbauen
Weiterhin sind sich die EU-Mitgliedstaaten einig, dass die Anstrengungen für die Forschung und Entwicklung im Bio-Sektor ausgebaut werden müssen. Die Minister begrüssten deshalb eine Verdoppelung der Forschungsgelder im "Horizon 2020"-Programm der EU, die die EU-Kommission in ihrem Aktionsprogramm ankündigt hat.
Zudem fordern die EU-Mitgliedstaaten eine schnellere Genehmigung von Pflanzenschutzmitteln mit geringem Risiko und auf Basis von Mikroorganismen, um den Biolandbau zu unterstützen.
«Ziel zu ehrgeizig»
Nicht ganz so eindeutig stellen sich die EU-Mitgliedstaaten hinter das Ziel der EU-Kommission, den Anteil des Biolandbaus auf 25% an der landwirtschaftlichen Nutzfläche bis 2030 zu erhöhen. Das 25%-Ziel sei zu ehrgeizig, kritisierte der ungarische Landwirtschaftsminister Istvan Nagy.
Auch Rumänien, Lettland, Griechenland, Zypern und Bulgarien wiesen auf unterschiedliche Ausgangsbedingungen in den EU-Mitgliedstaaten hin und betonten, wenn überhaupt, dann dürften die 25% nur für den Durchschnitt der EU gelten.
Österreich und Estland an Spitze
Hoch oben stehen Österreich mit einem heutigen Anteil von bereits 26% und Estland mit 22%. Deutschland plant in einem Aktionsplan 20% im Jahr 2030. Allerdings könne der Aktionsplan der EU-Kommission noch weitere Impulse geben und in das nationale Programm eingebaut werden, erklärte Beate Kasch, Staatssekretärin im deutschen Bundeslandwirtschaftsministerium.
Spanien will bis 2030 auf 25% kommen und setzt vor allem bei Wein, Oliven, Obst und Gemüse auf eine für Landwirte attraktive Umstellung auf die biologische Erzeugung. Die Minister aus osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten haben vor allem Kleinbetriebe im Auge, die ohnehin naturnah produzieren.
Allerdings müssten die Konsumenten noch von den Vorteilen überzeugt werden, bevor sie die höheren Preise akzeptieren, betonten mehrere Minister aus dem Osten der EU.