Die Kuhmilchanlieferungen an die Molkereien in der Europäischen Union sind im ersten Halbjahr 2022 unter dem vorjährigen Niveau geblieben.
Nach Angaben der Brüsseler Kommission wurden in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt 74,02 Mio. t Rohmilch erfasst, das waren 503’000 t oder 0,7 % weniger als in den ersten sechs Monaten von 2021.
Weniger Milch
Wesentlichen Anteil daran hatten Deutschland und Frankreich als die beiden Schwergewichte der EU-Milchproduktion: In Deutschland gingen die Milchanlieferungen an die Molkereien um 1,5% auf 16,15 Mio. t zurück, in Frankreich um 1,4 % auf 12,52 Mio. t. Ebenfalls um 1,5 % nahm die Erzeugung in den Niederlanden
ab, und zwar auf 6,91 Mio. t. Eine noch viel stärkere Drosselung der Milchanlieferungen wurde aus den südosteuropäischen Ländern Rumänien, Ungarn und Bulgarien gemeldet, wo sich diese zwischen 4,6% und 6,5% verringerten.
Beim viertgrössten Milchproduzenten in der Gemeinschaft, Italien, konnten die Molkereien dagegen unverändert 6,78 Mio. t Rohmilch verarbeiten. Es gab aber auch einige Länder, in denen die Milchmenge im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2021 stieg. So legten die Milchanlieferungen in Dänemark, Lettland und Estland zwischen 0,5 % und 1,1 % zu. In Litauen und Österreich wurden mit 3,1% beziehungsweise 3,5 % die grössten Zunahmen verzeichnet.
Das insgesamt geringere Rohstoffangebot führte aber dazu, dass die Molkereien in der EU gegenüber der Vorjahresperiode 2,6 % weniger Butter und 3,8 % weniger Magermilchpulver herstellten. Die Produktion von anderem Milchpulver, darunter Vollmilchpulver, ging um 3,2%, diejenige von Käse aber nur unterdurchschnittlich um 1,0% zurück. Laut Kommission war Rahm das einzige Produkt mit einem Produktionszuwachs, der sich gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 auf 1,7% belief.
Rekordhohe Preise
Das knappe Rohstoffangebot in Europa und auch in anderen Teilen der Welt hat die Preise für Milchprodukte nach oben getrieben. In Deutschland wurden im Frühjahr bei Butter und Milchpulver sowie im Sommer bei Käse neue Rekordhöhen erreicht. Seitdem bröckeln bei einigen Erzeugnissen die Preise etwas ab. Am 14. September wurde an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse die amtliche Notierung für Blockbutter im
Spannenmittel um 10 Cent auf 6,95 Euro/kg bis 7,05 Euro/kg (6,68 bis 6,78 Fr.) zurückgenommen.
Sie lag damit aber immer noch 70% über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Die Päckchenbutter übertraf
den Vorjahreswert sogar um 77 % und blieb in einer Spanne von 7,44 Euro/kg bis 7,62 Euro/kg (7,15 bis 7,33 Fr.) unverändert.


