Aggressive, nicht heimische Tier- und Pflanzenarten werden in der EU künftig strenger kontrolliert. Das Plenum des Europaparlaments unterstützte vergangene Woche einen Kompromiss, den Unterhändler im März mit der griechischen Ratspräsidentschaft gefunden hatten.
Insbesondere sollen die Mitgliedstaaten mögliche Einschleppungs- und Verbreitungswege ausmachen und besser überwachen. Jene invasiven Arten, deren Ausmerzung nicht erfolgversprechend scheint, weil sie sich bereits zu weit ausgedehnt haben, sollen planmäßig in Schach gehalten werden. Im Gegensatz zum ursprünglichen Vorschlag der Europäischen Kommission soll eine Liste mit besonders relevanten Arten nicht auf 50 Spezies beschränkt werden.
Ferner berücksichtigt der Kompromiss nicht nur solche Arten, die von gesamteuropäischem Interesse sind, sondern auch jene, die einzelne Mitgliedstaaten vor besondere Schwierigkeiten stellen. Der Wanderung von Pflanzen und Tieren aus einem Teil der EU, wo sie heimisch sind, in einen anderen Teil, wo sie zum Problem werden, will man über eine verstärkte Kooperation zwischen den Mitgliedstaaten begegnen - mit der Kommission als Mittlerin. Darüber hinaus sollen die EU-Länder geeignete Sanktionen für Verstöße gegen die Vorschriften entwickeln. Bevor die neuen Regeln in Kraft treten können, muss der Rat sie noch absegnen.
„Der Schaden, den gebietsfremde Arten in unseren Regionen verursachen, ist massiv. Viele Mitgliedstaaten wenden bereits erhebliche Mittel zur Bekämpfung der invasiven Arten auf“, erklärte der SPD-Politiker Matthias Groote im Anschluss an die Abstimmung. Invasive Arten seien nicht nur eine Bedrohung für die biologische Vielfalt in Europa, sondern auch für die Wirtschaft: Schätzungen zufolge fügten sie der EU einen wirtschaftlichen Schaden von mindestens 12 Mrd Euro jährlich zu. Eine restriktive Handhabe sei das richtige Mittel, um Folgeschäden zu minimieren. Der Zentralverband Gartenbau (ZVG) begrüßte in einer Stellungnahme die Aufnahme einer Entschädigungsmöglichkeit bei Verlusten oder Schädigungen pflanzlicher Erzeugnisse durch invasive Arten. Gleichzeitig kritisierte der ZVG die geplanten Anforderungen für einen standardisierten Pflanzenpass. Der Verband setzt sich dafür ein, den Lieferschein als ausreichendes Dokument beizubehalten.