Die Grünen und die Sozialdemokraten im Europaparlament wollen den Einsatz von Reserveantibiotika im Stall einschränken.
In der Plenumssitzung des Europäischen Parlaments kommende Woche wollen die Grünen einen delegierten Rechtsakt der EU-Kommission zurückweisen, in dem geklärt werden soll, welche Antibiotika künftig für den Menschen vorbehalten und damit für die Tiermedizin weitgehend ausgeschlossen sind.
Die Grünen möchten vier Wirkstoffgruppen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung verbieten, die von der Weltgesundheitsorganisation als «Reserveantibiotika» eingestuft werden. Sie gelten als letztes Mittel im Krankenhaus, wenn andere Antibiotika nicht mehr wirken.
Nach Ansicht der Grünen lässt die EU-Kommission in ihrem delegierten Rechtsakt zu viele Schlupflöcher für den Einsatz von Reserveantibiotika vor allem in der Geflügel- und Schweinemast zu. Sollte der Rechtsakt im Plenum zurückgewiesen werden, kann die EU-Kommission einen neuen Vorschlag vorlegen, der die Bedenken der Abgeordneten einbezieht.
«Wir wollen lediglich die vorbeugende Vergabe von Reserveantibiotika im Stall verbieten», stellt EU-Abgeordneter Martin Häusling von den Grünen in Deutschland klar. Auch sollen Einzelgaben im Krankheitsfall für landwirtschaftliche Nutztiere weiterhin möglich sein. «Die Gruppenbehandlung mit Antibiotika ist vor allem gefährlich und führt zu Resistenzen», ergänzt Reinhild Benning von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Kleine Mengen des Wirkstoffes verblieben auch nach der Behandlung in den Wasserleitungen.
Vor allem kleine Mengen und Unterdosierungen einzelner Tiere bei der Gruppenbehandlung sorgten für die Bildung von resistenten Keimen im Stall, die dann über das Fleisch auch in die Küche zum Konsumenten gelangten, berichtet Benning. Die gefährliche Gruppenbehandlung mit Antibiotika dürfe Fehler bei der Haltung der Tiere nicht ersetzen. Ferkel sollten deshalb länger Muttermilch bekommen oder mit mehr Raufutter ihre Darmflora besser entwickeln, schlägt sie vor.