Für US-Rindfleisch öffnet die EU ihre Grenzen nicht.
Proviande
Ab dem 1. August gelten einheitliche Zollobergrenzen von 15 Prozent für EU-Waren in den USA, während amerikanische Agrarexporte im Wert von 7,5 Mrd. Euro über Zollkontingente besseren Zugang zum europäischen Markt erhalten, berichtet agrarzeitung.de.
Rindfleisch und Geflügel geschützt
Die Europäische Kommission will den sicheren Zugang zu kritischer Energie und zukunftsorientierter Versorgung gewährleisten. Das Abkommen ermöglicht US-Exporten bei Produkten wie Sojaöl, Saatgut, Getreide und Nüssen verbesserte Marktbedingungen. Auch verarbeitete Lebensmittel profitieren. Tomatenketchup, Kakao und Kekse fallen darunter. Die «zusätzliche Marktöffnung» betreffe «nicht sensible US-Agrarexporte im Wert von 8,5 Milliarden Euro (7,91 Mrd. Fr.)».
Sämtliche Produkte unterliegen jedoch Zollkontingenten, wie die Kommission mitteilte – eine bewusste Schutzmassnahme. Diese Regelung solle die Betriebsmittelkosten für europäische Landwirte und Verarbeiter senken, ohne die sensiblen Agrarbereiche der EU zu gefährden.
Rindfleisch und Geflügel bleiben weiterhin geschützt. Die Kommission verwies darauf, dass die EU-Regulierungshoheit uneingeschränkt geachtet werde. Gleichzeitig profitiert die europäische Verarbeitungsindustrie von zusätzlichen Marktöffnungen für begrenzte Mengen amerikanischer Fischereierzeugnisse – darunter Alaska-Seelachs, Pazifischer Lachs und Garnelen. Alle Fischprodukte unterliegen ebenfalls Zollkontingenten.
Im Bereich der Lebensmittel geht die Trump-Regierung aber aus, dass die EU zu Zugeständnissen bei Lebensmittelstandards bereit sei. Laut Weissem Haus gehöre die «Vereinfachung der Anforderungen an Hygienezertifikate für US-amerikanisches Schweinefleisch und Milchprodukte» dazu, schreibt die Frankfurter Rundschau.
15-Prozent-Obergrenze für EU-Waren
Die neue Zollobergrenze erfasst nahezu alle EU-Ausfuhren, für die derzeit gegenseitige Zölle gelten. Sie stellt eine Obergrenze dar und schliesst den US-Meistbegünstigungszollsatz ein, der zuvor zusätzlich zu den amerikanischen Sonderzöllen erhoben wurde. Ausgenommen bleiben lediglich Produkte, bei denen der amerikanische Meistbegünstigungszollsatz bereits über 15 Prozent liegt.
Für Auto und Kraftfahrzeugteile, die bislang Zollsätzen von bis zu 25 Prozent plus einem zusätzlichen Meistbegünstigungssatz von 2,5 Prozent unterlagen, bedeutet dies eine sofortige Entlastung. Die 15-Prozent-Obergrenze gilt auch für mögliche künftige Zölle auf Arzneimittel und Halbleiter.
Soforteffekte bei strategischen Gütern
Strategische Produkte erfahren bereits ab August eine Rückkehr zu den Zollniveaus von vor Januar. US-Zölle auf EU-Flugzeuge und Flugzeugteile, bestimmte Chemikalien, Generika und natürliche Ressourcen werden auf das Vorjahresniveau gesenkt. Dies verschafft wichtigen EU-Industriezweigen sofortige Erleichterung. Die Verhandlungspartner vereinbarten, diese Liste schrittweise zu erweitern.
EU schafft Zölle aus US-Waren ab
EU-Importeure und -Konsumenten sparen durch die Liberalisierung bestimmter Handelsströme jedes Jahr rund 5 Mrd. Euro (4,65 Mrd. Fr.) an Zöllen ein. Die EU wird ihre bereits niedrigen Zölle auf amerikanische Industriegüter vollständig abschaffen. Diese Massnahme ergänzt die Marktöffnungen. Zudem sollen nichttarifäre Hemmnisse reduziert werden – etwa durch verstärkte Kooperation bei Kraftfahrzeugstandards und gesundheitsbehördlichen Massnahmen. Die Zölle auf europäische Auto sinken von derzeit 27,5 Prozent auf 15 Prozent, während EU-Autobauer ihre Exporte aus den USA ausweiten können, wie Kommissar Šefčovič in Brüssel erläuterte.
Das bilaterale Handelsvolumen zwischen EU und USA hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt und erreichte 2024 rund 1,7 Billionen Euro (1,58 Bio. Fr.). Der Handel mit Waren betrug 867 Mrd. Euro (806 Mrd. Fr.), jener mit Dienstleistungen 817 Mrd. Euro (760 Mrd. Fr.). Täglich überqueren Waren und Dienstleistungen im Wert von mehr als 4,2 Mrd. Euro (3.9 Mrd. Fr.) den Atlantik. 2022 investierten Unternehmen beider Seiten 5,3 Billionen Euro (4,92 Bio. Fr.) in die jeweiligen Märkte.