Die Europäische Kommission ist offenbar bereit, in den Gesprächen über ein Freihandelsabkommen mit Australien Zugeständnisse bei sensiblen Agrarprodukten wie Rind- und Schaffleisch, Zucker, Reis und Milchprodukte zu machen. Dies verlautete aus Kommissionskreisen nach der in Brüssel zu Ende gegangenen zwölften Verhandlungsrunde mit Vertretern Australiens.
Dem Vernehmen nach soll dem Land unter anderem in Form von «sehr niedrigen» Freihandelsquoten entgegengekommen werden. Gleichzeitig hiess es aber auch, dass von Seiten der Kommission noch keine konkreten Angebote auf den Tisch lägen.
Weitere Gespräche seien für 2023 geplant. Australien pocht jedoch, wie ebenfalls verlautete, auf «erhebliche Zugeständnisse» den Agrarsektor betreffend, die über die im Rahmen des Abkommens zwischen der EU und Neuseeland erzielten hinausgehen müssten.
Die EU-Seite habe angesichts dieser Forderungen versucht - etwa bei Käse - eine vorläufige Zusage für eine vollständige Liberalisierung für den Zugang zum australischen Markt zu erhalten. Im Weiteren soll auch die gegenseitige Anerkennung geografischer Herkunftsangaben ein Thema gewesen sein. Handelsabkommen und deren Auswirkungen auf die EU-Landwirtschaft waren bereits zum Anfang der vergangenen Woche Thema beim Agrarrat in Luxemburg.
Noch nichts Konkretes zu Indien
Beim Treffen der EU-Landwirtschaftsminister hatte Agrarkommissar Janusz Wojciechowski in nicht öffentlicher Sitzung erklärt, dass seine Behörde das Ziel verfolge, im kommenden Jahr eine Einigung mit Canberra zu erzielen.
Zu den im Juni gestarteten Gesprächen mit Indien hatte der Pole berichtet, dass es noch keine konkreten Verhandlungen über den Agrarsektor gegeben habe.
Mercosur-Abkommen: Zurzeit auf Eis
In der Abschlusspressekonferenz zum Agrarrat hatte Wojciechowski auf Anfrage nach dem Mercosur-Abkommen festgestellt, dass der Ratifizierungsprozess gegenwärtig auf Eis liege. Bekanntlich hatten sich die Kommission und die vier Mercosur-Länder ‑ Argentinien, Brasilien sowie Paraguay und Uruguay - 2019 politisch auf ein Abkommen verständigt.
Hierbei hatte Brüssel den Südamerikanern unter anderem eine Freihandelsquote für Geflügelfleisch von 180’000 t und ein zollfreies Lieferkontingent von 180’000 t Zucker jährlich zugestanden. Für Ethanol aus Südamerika sieht die Übereinkunft ein präferiertes Jahreszollkontingent von 650’000 t vor.