Die Unsicherheiten in Europa belasten den Euro. Sein Kurs fiel kurz nach der Wahl von Boris Johnson zum britischen Premierminister unter die Marke von 1,10 Franken.
Der Euro ist am Dienstagmittag mit einem Kurs von 1,0997 Franken unter der psychologisch interessante Marke von 1,10 Franken gefallen. So tief hat der Euro letztmals vor zwei Jahren notiert.
Als die Wahl von Boris Johnson zum Nachfolger von Theresa May als Parteivorsitzender und Premierminister feststand, gab der Euro weiter nach. Auch das britische Pfund verlor an Wert.
Die Euro-Schwäche geht letztlich aber auf eine Dollar-Stärke zurück, ausgelöst durch eine Einigung auf eine Schuldenobergrenze in den USA. Am Vortag hatten sich die US-Regierung und Vertreter des US-Kongresses über ein Haushaltspaket mit einer Laufzeit von zwei Jahren verständigt. Darin wurde auch eine Schuldenobergrenze festgelegt. Die Einigung hat einen möglichen Stillstand der Regierungsgeschäfte abgewendet. In den vergangenen Jahren hatte der Streit um den Staatshaushalt mehrfach die Regierungsgeschäfte in den USA zeitweise lahmgelegt.
Gemäss der «Finanz und Wirtschaft» gibt es noch einen anderen Grund. Es wird eine weitere Lockerung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank erwartet. Dies schwächt den Euro. «Die Aussagen einer Reihe von EZB-Mitgliedern in den vergangenen Wochen verdeutlichen, dass sich die Währungshüter auf dem Weg in Richtung einer geldpolitischen Lockerung befinden», sagen Ökonomen von HSBC zur Zeitung.
Sollte der Euro nach dem Zinsbeschluss deutlich unter 1,10 Franken sinken, könnte dies die Schweizerische Nationalbank (SNB) zum Handeln zwingen, heisst es am Markt. In der Vergangenheit war die SNB einer solchen Frankenstärke mit Interventionen am Devisenmarkt entgegengetreten, sie hatte also Euro gegen Franken gekauft. Die SNB stecke in einer Zwickmühle, kommentiert die Valiant Bank in ihren «fx-news».