Die neue EU-Beobachtungsstelle für die Agrar- und Lebensmittelkette (AFCO) sollte die Kosten für die Milcherzeugung anhand einer vom Büro für Agrarsoziologie und Landwirtschaft entwickelten «Methode» berechnen. Das hat das European Milk Board (EMB) gefordert.
Seit (fast) 4 Jahren keine kostendeckenden Preise
Der Dachverband hat dabei die Formel des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) im Auge. Die Methode sei «repräsentativ und bewährt», erklärte das EMB Ende Juli. Ihr besonderer Vorzug liege jedoch darin, dass sie ein angemessenes Einkommen für die Bauern ansetze. Das EMB hatte die Entwicklung eines den eigenen Zielsetzungen entsprechenden Konzepts zur Berechnung der aktuellen Kosten der Milcherzeugung 2011 selbst beim BAL in Auftrag gegeben.
Den jüngsten Berechnungen des BAL zufolge haben die Produzentenpreise im EU-Mittel im Zeitraum 2019 bis 2023 nur 88% der Produktionskosten gedeckt. Nur für das Ausnahmejahr 2022 werden kostendeckende Milchauszahlungspreise ausgewiesen. Seitdem hat sich die Situation für Milchviehalter jedoch wieder verschlechtert.
Position von Bauern stärken
Für 2023 kommt die BAL für Deutschland auf Einnahmen von 10,49 Cent (9,93 Rappen) je kg Milch. Daraus abgeleitet wird ein Stundenlohn von 18,23 Euro (17,25 Franken); die als «angemessen» angepeilten 20 Euro (18,90 Franken) wurden damit um 9% verfehlt. Als Grund werden gefallene Milchauszahlungspreise bei gleichbleibend sehr hohen Betriebsmittelkosten angeführt.
Nach den Worten des Vizevorsitzenden vom EMB, Elmar Hannen, muss das oberste Ziel des AFCO die Verbesserung der Position der Bauern in der Kette sein. Er befürchtet jedoch, dass andere Interessengruppen, die auch in der Observationsstelle vertreten sind, dem im Wege stehen könnten und zählt daher auf die EU-Kommission. Der Vorsitzende des EMB, Kjartan Poulsen, verwies auf die Gefahr erneuter EU-weiter Bauernproteste, sollten AFCO und Kommission nicht liefern.