Das Europaparlament hat neue Regeln zur Überwachung des ausserbörslichen Terminhandels unter anderem mit Agrarrohstoffen befürwortet. Das Hohe Haus votierte Ende März in Brüssel für die Verschärfung der Kontrollen und bestätigte damit einen informellen Kompromiss mit dem Rat vom Februar.
Danach müssten künftig alle Kontrakte einschliesslich der besonders umstrittenen Over-the-Counter-Derivate (OTC-Derivate) an zentrale Berichtsstellen gemeldet werden, um die Transparenz zu verbessern.
Zudem wird die zentrale Abwicklung und Eigenkapitalunterlegung von OTC-Derivaten verpflichtend. Die dazu genutzten Clearing-Stellen wiederum würden von der neuen EU-Behörde für Börsen und Wertpapiere (ESMA) überwacht und gegebenenfalls blockiert. Die Europäische Kommission soll drei Jahre nach Inkrafttreten der Regelungen einen Bericht über die Umsetzung vorlegen.
Der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 gilt allgemein als Auslöser der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise. Anfang 2008 hatten die Weltmarktpreise für zahlreiche Agrarrohstoffe aussergewöhnliche Höhen erreicht, was zu Versorgungsproblemen in armen Ländern führte. Diese Entwicklung wurde von manchen Beobachtern mit Spekulation auf Warenterminmärkten in
Zusammenhang gebracht.
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier hatte bei der Ausarbeitung der zugrundeliegenden Kommissionsvorschläge deshalb immer auch den Handel mit Agrarfutures im Auge. Die Einigung muss jetzt noch formell vom Rat bestätigt werden.


