Seit 2002 wird auf dem Gütsch ob Andermatt (UR) sauberer Windstrom produziert. Zum zehnjährigen Jubiläum hat das Elektrizitätswerk Ursern eine weitere Anlage in Betrieb genommen. Der auf 2300 m ü. M. gelegene höchste Windpark Europas besteht nun aus insgesamt vier Anlagen.
Sie decken 1,5 % des Urner Stromverbrauchs. Eine Kanone in der Gotthardfestung wars, die den Bau einer vierten Anlage bislang verhindert hat. Durch die Ausserbetriebnahme der militärischen Anlagen auf dem Gütsch wurde die Schusslinie frei für die ursprünglich bereits für die Ausbauetappe 2010 vorgesehene vierte Anlage. Im September wurde im höchsten Windpark Europas nun die Windturbine des Typs Enercon E44 errichtet. Nach mehrwöchigem Testbetrieb ist sie kürzlich vom Hersteller an das Elektrizitätswerk Ursern (EWU) übergeben worden und hat den regulären Betrieb aufgenommen.
Für starke Böen ausgelegt
Der Typ ist für starke Böen ausgelegt, wie sie am Standort häufig vorkommen – mit Windspitzen von mehr als 200 km/h. Die Dimensionen entsprechen den beiden 2010 montierten Anlagen: 55 m Nabenhöhe, 44 m Rotordurchmesser und 900 kW Leistung. Alle vier vom EWU betriebenen Anlagen werden mit 3,3 MW Gesamtleistung jährlich rund 4,5 GWh grünen Strom produzieren. Das entspricht dem Durchschnittskonsum von fast 1300 Haushalten. Zum Vergleich: Im Urserntal gibt es gut 700 Haushalte. Der Windpark kann 1,5 % des gesamten Urner Stromverbrauchs abdecken.
Ein Fünftel aus Windenergie
Mit dem jüngsten, gut 1,4 Mio. Franken teuren Zubau stammt knapp ein Fünftel des vom EWU produzierten Stroms aus Windenergie. Windstrom ergänzt die im Produktionsmix dominierende Wasserkraft optimal: Im Gegensatz zu Wasserstrom fällt Windstrom hauptsächlich im nachfragestarken Winterhalbjahr an. EWU-Betriebsleiter Markus Russi freut sich, dass die Windenergienutzung im Urserntal bereits auf eine zehnjährige Tradition zurückblicken kann. «Früher wurden wir belächelt. Mit der Energiewende zeigt sich, dass wir aufs richtige Pferd gesetzt haben.» Der im höchsten Windpark Europas produzierte Ökostrom zeichnet sich durch das Qualitätslabel «naturemade star» aus. Abnehmer sind das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ), Repower, das Elektrizitätswerk Altdorf, die Azienda elettrica ticinese (AET) und die Youtility AG.
Die Anlagen sind von der Nordeinfahrt des Gotthardtunnels aus bei schönem Wetter gut zu sehen – ein sinnliches und sinniges Wahrzeichen der Energiewende.
Die neue Windturbine wird am 15. Juni 2013 offiziell eingeweiht. Der Festakt ist mit einem Tag der offenen Tür verknüpft und findet im Rahmen des alljährlichen Global Windday statt.


