Zwei Millionen Franken fehlen in der Firmenkasse, aber der Rimuss-Patron hat dem Beschuldigten vergeben. Der Staatsanwalt forderte am Mittwoch vor Kantonsgericht in Schaffhausen trotzdem 3,5 Jahre Freiheitsstrafe unbedingt. Das Urteil wird am Freitag eröffnet.
Der Fall sorgte für grosse Schlagzeilen. Ein ehemaliger Finanzchef der Getränke-Firma Rimuss zweigte jahrelang Firmengelder ab. Damit leistete er sich aber kein luxuriöses Leben. Der 58-Jährige unterstützte vielmehr die Frauenequipe des FC Neunkirch, mit insgesamt fast 2 Millionen Franken.
Fussball-Team finanziert
Er entlöhnte nicht nur die Spielerinnen aus der Firmenkasse, er bezahlte mit dem Firmengeld auch ihre Wohnungsmieten und kam für die Krankenkassen-Prämien auf. Aber er schaffte es auch, dass die eigene Putzfrau von der Firma bezahlt wurde.
Das Geld stammte von einem Kontokorrent-Konto der Firma mit Sitz in Hallau. Dieses durfte er bis zu maximal 100'000 Franken belasten. Das Konto existierte schon vor seinem Eintritt in die Firma. Dem ehemaligen Finanzchef reichte die Limite von 100'000 Franken aber nicht. Zwischen 2011 und 2017 war das Konto stets überzogen.
Ex-Finanzchef als Pizza-Kurier
Der Schwindel flog auf, als wieder eine Revision anstand. Der Beschuldigte kam der Buchprüfung mit einer Selbstanzeige vor. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm mehrfache ungetreue Geschäftsbesorgung, Anstiftung zu Gehilfenschaft und mehrfache Urkundenfälschung vor. Der Staatsanwalt plädierte auf eine Freiheitsstrafe von 3,5 Jahre.
Ebenfalls beschuldigt ist eine 32-jährige ex-Mitarbeiterin von Rimuss. Ihr wirft die Staatsanwaltschaft Gehilfenschaft und mehrfache Urkundenfälschung vor. Die Frau half dem Beschuldigten gemäss Anklage bei der Dokumentenfälschung. Die Staatsanwaltschaft beantragte für sie eine bedingte Freiheitsstrafe von 12 Monaten.
Beschuldigte trennen Welten
Zwar sassen die beiden Beschuldigten während der Verhandlung direkt nebeneinander, doch es trennte sie Welten. Auf der einen Seite der geständige Beschuldigte, der zerknirscht wirkte. Auf der anderen Seite die mutmassliche Komplizin, die sich häufig als ahnungslos gab. Dem ex-Finanzchef versagte oft die Stimme.
Das frühere Kadermitglied verdiente nach seiner fristlosen Kündigung nach eigenen Angaben nur noch 1500 Franken. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, hätte er zeitweise Pizzen ausgetragen, sagte sein Verteidiger. Der Staatsanwalt liess sich davon nicht erweichen. In seiner Anklageschrift zeigte er auf, wie der Beschuldigte immer wieder zu frischem Geld kam. So fälschte er gemäss Anklage unter anderem einen Kredit und schaukelte der Prüfungsstelle vor, dass die Kreditlimite neu bei 200'000 Franken läge.
Falsche Lohnansprüche
Da er für den Spielbetrieb der Frauenequipe immer mehr Geld einschoss, veranlasste er, dass Rimuss seinem eigenen Sohn gefälschte Lohnansprüche auszahlte. Das Geld landete aber nicht beim Sohn, sondern im Kontokorrent-Konto, um die Schuld zu begleichen.
Er habe ohne genaue Strategie gehandelt, sagte er vor Gericht. Als er dann mit einer Selbstanzeige der Revision zuvorkam, sei bei ihm eine Welt zusammengebrochen. Er habe damals an Selbstmord gedacht.
«Hat kopflos und plump gehandelt»
Sein Verteidiger versuchte nicht, die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zu entkräften. Sein Handeln sei nicht zu entschuldigen, sagte er. Er hätte mit seinen Taten kriminelle Energie bewiesen, häufig aber «kopflos und plump» gehandelt.
Um eigenen Profit sei es ihm nie gegangen. Deshalb sei eine unbedingte Freiheitsstrafe von 2 Jahren angemessen. Er zitierte zudem aus einem Brief des Rimuss-Patrons Robert Rahm, der dem Angeklagten verzieh und sich ebenfalls für eine bedingte Strafe aussprach.
Einen Freispruch verlangte der Anwalt der mutmasslichen Komplizin. Seine Mandantin habe einfach getan, was von ihr verlangt worden sei.