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«Extensiv ist nicht gleich nachhaltig»

In der Bündner Gemeinde Lumnezia produziert und vermarktet Curdin Capeder unter anderem 20'000 Fische im Jahr. Zudem kandidiert der Junglandwirt als Präsident des Bauernverbands des Kantons Graubünden.

Raphael Bühlmann |

 

 

In der Bündner Gemeinde Lumnezia produziert und vermarktet Curdin Capeder unter anderem 20'000 Fische im Jahr. Zudem kandidiert der Junglandwirt als Präsident des Bauernverbands des Kantons Graubünden.

«Schweizer Bauer»: Ihre Eltern waren keine Bauern, warum sind Sie in die Landwirtschaft eingestiegen?
Curdin Capeder:Mein Grossvater war Landwirt, und ich kannte den Beruf von ihm. Als Kind war ich immer mit ihm unterwegs. Er hat mir die Leidenschaft für die Landwirtschaft mitgegeben, mir war immer klar, dass ich Bauer werden will.

Was halten Sie von der AP?
Wenn man ein nachhaltiges System will, geht es in die richtige Richtung. Problematisch ist, dass alles an die Fläche gebunden ist. Will ich die Nutzfläche vergrössern, brauche ich Land, das heute von einem Nachbarn bewirtschaftet wird. Um wiederum Kosten zu sparen, sollte ich mit diesem zusammenarbeiten. Beides unter einen Hut zu bringen, ist schlicht nicht machbar. Wichtiger wird aber die Frage, wie es weitergeht und welche Anpassungen gemacht werden.

Wie ist das genau zu verstehen?
Ich glaube, in der Frage intensiv/extensiv müssen Korrekturen gemacht werden. Für mich ist eine extensive Bewirtschaftung nicht per se nachhaltig. Wir müssen neben wertvollen botanischen Zusammensetzungen vor allem auch unsere Versorgung sicherstellen. Irgendwann werden wir sonst zu abhängig vom Ausland. Wenn wir abhängig vom Ausland sind, wird dieses uns unter Druck setzen, z.B. mit Freihandelsabkommen.

Was wäre Ihrer Ansicht nach besser?
Heute läuft es so, dass die einen etwas wollen und die anderen etwas anderes. Schlussendlich «extremisieren» sich die Fronten. Besser wäre, Fakten auf den Tisch zu legen, abzuwägen und dann gute Entscheide zu treffen.

Geht es zu sehr um die Verteilung der Direktzahlungen?
Vielleicht. Sicher ist, dass diese für uns überlebensnotwendig sind. Allerdings würden wir ohne diese freier denken. Das sehe ich bei meiner Fischzucht. Da sind keine öffentlichen Gelder im Spiel, und ich muss überlegen, wo ich das Geld herkriege. Durch die Direktzahlungen wird das unternehmerische Denken ausgebremst. Oder glauben Sie, dass beispielsweise ohne TEP-Beiträge so viele Kühe gehalten worden wären, ohne die dazu benötigte Futtergrundlage zu haben?

Wie stehen Sie einer Öffnung der Grenzen gegenüber?
Ich bin überzeugt, dass dies keine Option für uns ist. Beim Käsemarkt ist ja genau das Gegenteil eingetreten von dem, was prognostiziert worden war. Wenn man aber schon von Freihandel sprechen will, muss man auch über Löhne, Kosten oder Gesetzgebung reden. Erst wenn man in der Schweiz wie im Ausland produzieren kann, erst dann kann man auch über eine Öffnung diskutieren. Ich glaube aber nicht, dass man das in der Schweiz will.

Sie kandidieren auch als Präsident des Bündner Bauernverbandes. Wieso?
Ich will den Kontakt zwischen Bauern und dem Kanton, Amtsstellen und der Politik weiterhin gut pflegen. Auch der Öffentlichkeitsarbeit messe ich grosses Gewicht bei. Die übrige Bevölkerung muss verstehen, dass Landwirte in Graubünden wertvolle Leistungen über die Produktion hinaus erbringen. Dass eine funktionierende Landwirtschaft zum Beispiel der entscheidende Faktor einer dezentralen Besiedlung ist. Ebenfalls setze ich mich für eine starke Geschäftsstelle ein. Zu prüfen ist eine bessere Beratung bei rechtlichen Angelegenheiten.

Beim Thema Wolf und Bär gehen die Wogen gesamtschweizerisch hoch. Zu hoch?
Wenn wir so weit sind, dass wegen des Abschusses eines Wolfes ein Kopfgeld von 10'000 Franken ausgesetzt wird, dann muss man darüber sprechen. Ich kann Ihnen auch sagen, dass es für die Bauern hier nicht lustig ist, wenn der Wolf vor dem Stall steht. Für mich ist bereits jetzt klar, dass in diesem Bereich noch grössere Aufwände auf uns zukommen werden als gedacht. Wie etwa im Bärengehege in Bern, das war ja auch etwas teurer als gedacht. Ich nehme auch an, dass ihr Berner einen guten Grund habt, die Bären einzusperren. Ich bin überzeugt, dass unsere Vorfahren nicht dümmer waren als wir und es damals einen guten Grund gab, Grossraubtiere zu eliminieren. Damals war es nämlich überlebensnotwendig.

 

Betrieb Capeder

Curdin Capeder ist 35 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Kinder. Mit seiner Familie und einem Lehrling bewirtschaftet er in der Bergzone 3 und 4 einen 23 ha grossen Biobetrieb. Er hält 23 RGVE (Angus) und rund 1'000 Mastpoulets. Zudem betreibt er eine Aquakultur, mit der er 20'000 Saiblinge pro Jahr produziert. Capeder vermarktet mehr als die Hälfte der Produkte des Betriebs direkt über den Gastrokanal, ab Hof oder am Markt in Chur. rab

 

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