Künftig könnte es jedes zweite oder dritte Jahr einen Hitzesommer wie 2003 geben. Dazu wird der Klimawandel zunehmend extreme Wetterereignisse wie Starkregen bringen. Darauf wird die Landwirtschaft reagieren müssen.
Überschwemmungen, Hagel, Schnee, extreme Temperaturschwankungen: Auf solche Wetterkapriolen müssen sich die Bauern zunehmend einstellen.
2015 durchschnittlich
Laut Emilia Baldi, Mediensprecherin von Schweizer Hagel, ist der Schadenverlauf 2015 im langfristigen Vergleich zwar bislang durchschnittlich. «Die Wissenschaft geht aber von einer Zunahme der Wetterextreme aus. Und auch die Schadensentwicklung weist in diese Richtung. Die Häufigkeit und die Intensität der versicherten Hagel- und Elementarschäden an landwirtschaftlichen Kulturen haben in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen.»
Folgen des Klimawandels sind nicht nur heftigere Niederschlagsereignisse, sondern auch zunehmende Dürreperioden. «Die Wissenschaft, der Bund und auch wir gehen von einer Zunahme von Trockenheitsphasen aus», sagt Baldi.
Forscher rechnen damit, dass die mittlere Sommerniederschlagsmenge in den Monaten Juni bis August im Mittelland und im Jura bis zur Mitte des Jahrhunderts um durchschnittlich rund 17 Prozent abnimmt.
Mehr extrem trockene und heisse Sommer
Jürg Fuhrer, Leiter der Gruppe Lufthygiene und Klima bei Agroscope, befürchtet, dass es in der zweiten Jahrhunderthälfte möglicherweise jedes zweite oder dritte Jahr einen extrem trockenen und heissen Sommer wie 2003 geben könnte: «Die landwirtschaftliche Praxis wird sich anpassen müssen. Die Gesellschaft wird kaum bereit sein, Direktzahlungen zu gewähren für Gegenden, die ständig Ertragsausfälle haben, da es zu wenig Wasser zur Bewässerung hat. Der politische Druck, das Land anders zu bewirtschaften, wird steigen.»
Für Fuhrer müssen die Bauern in trockenen Regionen wie der Broye-Ebene künftig vermehrt Direktsaat oder Mulchsaat, die die Feuchtigkeit besser konservieren, und neue Bewässerungstechniken anwenden. «Es müssen mehr Wintergetreide angebaut und die Sommerkulturen stark reduziert werden.» Und die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Kartoffeln aus der Schweiz kann künftig nur mit Bewässerung sichergestellt werden.
Fuhrer schlägt auch eine Versicherungslösung gegen Trockenheit vor. Eine solche biete die Schweizer Hagel bereits an, sagt Baldi: «Die Acker-Pauschalversicherung Plus, die zusätzlich zu Hagelschäden auch Trockenheit bei Ackerkulturen, Auswuchs bei Getreide und Starkregen deckt, hat sich gut etabliert. Die Nachfrage der Bauern ist steigend.»