Forscher aus den Schweiz und den USA haben zwei neue Klimamodelle entwickelt, die von extrem hohen Kohlenstoff-Emissionen ausgehen. Die Folgen: Verheerende Dürren in Südeuropa und bis zu sieben Grad wärmere Sommer in Skandinavien.
Die von Klimaforschern der ETH Zürich und des National Center for Atmospheric Research (NCAR) in Boulder (USA) simulierten Szenarien eines Treibhausgas-Anstiegs sind äusserst pessimistisch, aber nicht ganz unmöglich. Sie dienen vor allem dazu, zu testen, ob heutige Simulationsprogramme auch unter extremen Situationen tauglich sind.
«Unsere Studie untersucht eine Zukunft, in der fossile Brennstoffe ohne jegliche Einschränkungen genutzt werden», wird Studienleiter Ben Sanderson vom NCAR in einer Mitteilung des Fachverlags IOP zitiert. Die globale Erwärmung würde so nicht gebremst und läge höher als alle bisher vom Weltklimarat untersuchten Szenarien.
12 Grad wärmer am Nordpol
In ihrer im Fachblatt «Environmental Research Letters» publizierten Studie nehmen die Forscher in ihrem ersten Szenario namens CurrentMix an, dass in gleichem Mass fossile Brennstoffe verbrannt werden wie heute. Gleichzeitig würde die Weltbevölkerung von heute rund 7 Milliarden auf 11 Milliarden Menschen bis ins Jahr 2100 steigen.
Das zweite Szenario, AllCoal genannt, geht gar von einem Bevölkerungswachstum auf 15 Milliarden Menschen bis 2100 aus. Gleichzeitig, so die Annahme, verstärkt sich die Nachfrage nach Kohle - jenem Brennstoff, bei dem pro Energieeinheit am meisten CO2 in die Atmosphäre geschleudert wird.
Wie die Forscher berechnet haben, würden die Temperaturen in der Arktis unter diesen beiden Voraussetzungen um über 12 Grad ansteigen und die Eisdecke schmelzen lassen. AllCoal würde dafür sorgen, dass der Nordpol schon im Jahr 2070 komplett eisfrei wäre - verbunden mit einer dramatischen Erhöhung des Meeresspiegels.
Tiefgreifende Verschiebungen
Auch in Nordeuropa würden die Temperaturen überdurchschnittlich stark ansteigen: Die Forscher haben berechnet, dass die maximalen Sommertemperaturen in Skandinavien im Jahr 2100 um sechs bis sieben Grad höher liegen würden als heute.
Gleichzeitig würde sich die Niederschlagsmengen verschieben: Beim AllCoal-Szenario müssten zum Beispiel Südeuropa, Mittelamerika und Südaustralien mit 30 bis 80 Prozent weniger Regen rechnen. In der Arktis der Antarktis, Nordkanada und Sibirien dagegen gäbe es 50 bis 200 Prozent mehr Niederschlag als heute.


