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Familienbetrieb: Qualitatives Wachstum soll mehr Wertschöpfung verschaffen

Die UNO hat das Jahr 2014 zum Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe erklärt. Es soll auch in Zukunft landwirtschaftliche Betriebe geben, die Bauernfamilien ein Auskommen bieten, dies in Abgrenzung zu Hobby-Landwirtschaft, Landschaftsgärtnerei und industrieller Landwirtschaft.

Ruth Floeder-Bühler, lid |

 

 

Die UNO hat das Jahr 2014 zum Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe erklärt. Es soll auch in Zukunft landwirtschaftliche Betriebe geben, die Bauernfamilien ein Auskommen bieten, dies in Abgrenzung zu Hobby-Landwirtschaft, Landschaftsgärtnerei und industrieller Landwirtschaft.

Christine Bühler, Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands, erklärt sich mit dem Gebot des Wachstums einverstanden, sollte die bäuerliche Landwirtschaft in der Schweiz erhalten bleiben. Die Bauerfamilien sind allerdings skeptisch. Ein Augenschein im Berner Oberland bestätigt: In der Berglandwirtschaft ist das Wachstum begrenzt. Das gute Kulturland wird vom Tourismus beansprucht. Im Emmental fehlt es an verfügbarer Fläche oder an Geld, um die Betriebe zu vergrössern. Die ganze Familie trägt zum Einkommen bei, um einigermassen über die Runde zu kommen.

Gesunde Strukturen statt Wachstum um jeden Preis

Vor 30 Jahren war innere Aufstockung in der Nutztierhaltung die Lösung. Bühler selbst hatte vor 25 Jahren eine Pouletmasthalle erstellt. Höchsttierbestände und die stets schärferen Regelungen zum Gewässerschutz führten zur Umkehr der inneren Aufstockung. Die Betriebe müssen heute viel Fläche zur Verfügung haben. Eine technische Aufrüstung ohne Mehrproduktion führt zu hohen Investitions- und letztlich Produktionskosten.

Bühler: Partnerschaft statt Marktgefälle

Man kann auf kleiner Fläche durchaus viele Standbeine haben. "Eine Freundin heiratete vor 25 Jahren einen Gemüsebauern vom Seeland", erzählt Bühler. Der Schwiegervater gab dem Familienbetrieb keine Chance, denn die Zukunft läge in der Konservenbüchse. Heute ist das einheimische Frischgemüse gefragter denn je. Die Lehre von Marketing und Handel sollte fester Bestandteil der landwirtschaftlichen Bildung werden.

Obwohl die Nachfrage nach Schweizer Poulet nicht gedeckt wird, bewegt sich der Ertrag pro Arbeitsstunde gegen unten. Die Arbeitsintensität bei der Tierhaltung und das Wetterrisiko dienen gerade noch als gratis Werbegag. Den Gewinn teilen sich die in der Wertschöpfungskette nachgelagerten Betriebe auf.

Bühler plädiert dafür, dass sich das Machtgefälle im Markt in Richtung Partnerschaft auflöst. Die Werbung gebe ein falsches Bild von der Realität. In der Schweiz sei die Kaufkraft hoch genug, um sich eine strukturell und finanziell gesunde Ernährungswirtschaft zu leisten.

Wissenschaft und Beratung sollen die Landwirtschaft unterstützen

"Bildung, Beratung und Forschung tragen einen guten Teil zum Erfolg der Schweizer Landwirtschaft bei", meint Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands, unter dessen Dach die landwirtschaftliche Berufsbildung angesiedelt ist. Qualitatives Wachstum soll dem landwirtschaftlichen Familienbetrieb mehr Wertschöpfung verschaffen. Bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 40‘000 Franken bei 2‘800 Arbeitsstunden seien wir 40 Prozent unterhalb des Vergleichseinkommens.

1990 betrug der Ertrag (Gesamtproduktionswert zu Herstellungspreisen) in der Schweizer Landwirtschaft 14 Mrd., heute 10 Mrd. Franken. Vom Konsumentenfranken fallen für die Bauernfamilie noch 20 Rappen ab, während es 1990 knapp 40 Rappen waren. Die Kosten-Ertrags-Schere ist also massiv aufgegangen.

Ernährungswirtschaft hat sich zum Commodity-Markt entwickelt

Das Problem liegt nicht darin, dass die Betriebe nicht gewachsen wären. Die Ernährungswirtschaft hat sich zum Commodity-Markt entwickelt: Die Basisprodukte müssen einheitlich sein. Die Differenzierung und damit die Wertschöpfung geschieht bei der Verarbeitung. Der Verarbeitermarkt in der Schweiz ist ein Oligopol, das sich 70 bis 80 Prozent des Nahrungsmittelvolumens unter zweien aufteilt.

Grundsätzlich gilt auch auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Skaleneffekt: Je grösser die Einheiten, desto effizienter lässt sich produzieren. Aber der "Break even" darf nach Investitionen nicht auf sich warten lassen. Mit dem Wachstum muss bessere Wertschöpfung einher gehen. Einem Investitionsprojekt muss zwingend eine saubere Problemanalyse vorausgehen.

Ritter sehr optimistisch

"Ich bin Anhänger von Direktzahlungen. Dennoch hat ein gutes Einkommen aufgrund unseres Erfolgs am Markt Vorrang. Wir müssen uns mit Marktfragen befassen. Das Landwirtschaftsgesetz ist seit letztem Jahr unter Dach und Fach. Noch wichtiger ist nun die Swissness-Vorlage. "Wir wollen 100 Prozent Swissness bei der Milch, 80 Prozent bei den anderen Produkten", so Ritter.

Und weiter: "Seit 50 Jahren bin ich nicht mehr so optimistisch gewesen, was die Zukunft unserer Landwirtschaft angeht." Mit der aktuellen Zielrichtung sei man national und international im Trend, die Bäuerinnen und Bauern seien in der Lage, ihre Unternehmen zu planen. "Sie brauchen nur die Gelegenheit, ihren Standort mit ihren Fähigkeiten optimal zu kombinieren. Und obendrein noch Freude daran zu haben", sagt Ritter. Er ruft die in der Forschung, Beratung, Wirtschaft und Politik tätigen Agrar- und Lebensmittelwissenschaftler auf, sich zu überlegen, wie sie die Bauern und Bäuerinnen unterstützen können. Jedes Produkt müsse seine Geschichte, Emotionen und Herzblut haben

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