Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat dazu aufgerufen, seltene Nutztierrassen vor dem Aussterben zu bewahren.
In ihrem zweiten, am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Bericht zum Stand der weltweiten genetischen Ressourcen im Agrarbereich stellt die FAO ein erhöhtes Interesse an dem Thema fest, warnt jedoch gleichzeitig davor, dass noch immer zahlreiche wertvolle Nutztierrassen gefährdet seien. Die Organisation ruft dazu auf, den Genpool auf möglichst nachhaltige Weise zu nutzen, sich also nicht auf die Züchtung einiger weniger Hochleistungsrassen zu beschränken.
Laut FAO wurden zuletzt um die 38 Arten und fast 8 800 Rassen domestizierter Vögel und Säugetiere für die Agrar- und Nahrungsmittelproduktion genutzt. Den Anteil der vom Aussterben bedrohten Rassen veranschlagt die Organisation auf weltweit zuletzt 17 %, während der Erhaltungszustand für 58 % aufgrund schlechter Datenlage überhaupt nicht eingeschätzt werden konnte. Zwischen 2000 und 2014 sind der FAO zufolge nahezu 100 Rassen verschwunden. Europa, der Kaukasus und Nordamerika sind danach die Weltregionen mit dem höchsten Anteil bedrohter Nutztierrassen. In die Studie flossen Daten aus 129 Ländern ein. Die FAO macht wahllose Kreuzungen für die Verringerung der genetischen Vielfalt verantwortlich.
Ebenfalls kritisch wertet sie Zunahme des Einsatzes nicht heimischer Züchtungen, eine geringe staatliche Kontrolle der Tierhaltung, den Niedergang traditioneller Produktionssysteme sowie die Vernachlässigung von Rassen, die als nicht leistungsfähig genug betrachtet werden. Positiv vermerkt die FAO, dass mittlerweile 64 Staaten über Genbanken verfügten und weitere 41 Länder entsprechende Pläne hätten. Bei der vorangegangenen Untersuchung im Jahr 2007 hätten weniger als 10 Regierungen die Frage nach dem Vorhandensein einer Genbank bejaht. Der FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva bezeichnete die genetische Vielfalt als unbedingte Voraussetzung zur Anpassung der Tierproduktion an künftige Herausforderungen wie den Klimawandel, neue Krankheiten, die Boden- und Wasserknappheit oder auch sich wandelnde Verbraucherwünsche.


