Was dem Sportler hilft, hilft auch der Kuh. Flexible Klebebänder, sogenannte Tapes, entlasten etwa bei Trittverletzungen. Rosmarie Aeschlimann aus Koppigen setzt sie erfolgreich ein. Studien zur Wirksamkeit fehlen.
Man sieht sie immer öfter im Fernsehen: Sportler, die Beine, Arme oder Bauch mit farbigen Klebebändern beklebt haben. Die sogenannten Kinesio-Tapes sollen die korrekte Muskelbewegung unterstützen, bei Schmerzen helfen und dazu beitragen, dass Schwellungen schneller verschwinden.
Kinesio-Tapes auch bei Tieren
Was kaum bekannt ist: Kinesio-Tapes werden auch bei Tieren eingesetzt. Rosmarie Aeschlimann aus Koppigen BE tapt Rinder, Hunde und Pferde. «Bei Rindern erziele ich mit dem Taping gute Ergebnisse bei stumpfen Verletzungen – etwa, wenn eine Kuh getreten wurde», sagt sie. Häufig wende sie die Tapes im Rückenbereich an. Doch auch eine Mastitis lasse sich – ergänzend zur Behandlung mit Medikamenten – tapen: «Man kann verhindern, dass der Euterviertel vernarbt.»
Keine Nebenwirkungen
Das Tapen dauert meist nur einige Minuten. Richtig gemacht, hat es keine Nebenwirkungen. Auch Bauern können es lernen.
Aeschlimann hat sich in Deutschland ausbilden lassen. Sören Heinbokel, Diplom-Biologe und Geschäftsführer von Maia-Medical, wendet das Taping seit 2007 bei Tieren an. «Wir machen damit positive Erfahrungen», betont er, «Studien, die die Wirksamkeit belegen, gibt es aber nicht.» Solche Studien gelten als bewilligungspflichtige Tierversuche und sind deshalb sehr teuer. «Bei Menschen gibt es aber Untersuchungen, die positive Effekte des Tapings belegen», so Heinbokel.
Keine Studien, die Erfolg belegen
Ähnlich vorsichtig, was die Wirksamkeit der Klebebänder anbelangt, gibt sich Hans Kilchenmann, Tierarzt aus Koppigen. Er hat schon mit Aeschlimann zusammengearbeitet: «Bei einem Pferd mit lahmem Sprunggelenk haben wir unterstützend ein Tape angelegt.» Das Taping sei eine Möglichkeit, ergänzend zur Therapie einzugreifen, so Kilchenmann. «Es sind mir aber keine Studien bekannt, die den Erfolg der Methode belegen.»
Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) erforscht die Wirksamkeit komplementärmedizinischer Therapiemethoden für Tiere wie die Homöopathie oder den Einsatz von Heilpflanzen. Das Taping hingegen wird nicht untersucht, wie Michael Walkenhorst, Tierarzt am FiBL, betont: «Es steht – auch aus Gründen der Finanzierung – auf der Agenda nicht zuoberst. Persönlich halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass es etwas bringt.»
Die Bauern jedenfalls sind interessiert. Zwei Taping-Kurse, die Aeschlimann im März in der Ostschweiz gibt, sind schon fast ausgebucht.