Im Jahr 2012 gaben die Schweizer Bauern für Vorleistungen 6,3 Mrd. Fr. aus und investierten für weitere 1,6 Mrd. Fr. Viel davon fliesst zum Gewerbe. Auf der politischen Ebene ist das Verhältnis aber durchaus angespannt.
Für Futter- und Düngemittel, Lohnunternehmer, Maschinen- und Gebäudeunterhalt, Saatgut usw. gibt die Schweizer Landwirtschaft alljährlich hohe Summen aus. 6,292 Mrd. Fr. waren es laut Bundesamt für Statistik im Jahr 2012. Angesichts des grossen Umfangs der tierischen Produktion erstaunt es nicht, dass dabei die Futtermittel am stärksten ins Gewicht fielen (siehe Tabelle).
Aber auch für eingekaufte landwirtschaftliche Dienstleistungen – z. B. einen Lohnunternehmer für das Säen und das Ernten – kommen total 668 Mio. Fr. zusammen. Für die Instandhaltung von Maschinen und Geräten waren es 510 Mio. Fr. Hinzu kommen die Bruttoanlageinvestitionen, die sich 2012 auf 1,643 Mrd. Fr. beliefen. Davon gingen 634 Mio. Fr. in Maschinen und Geräte und 420 Mio. Fr. in Gebäude, etwa in neue Ställe.
Viel landet beim Gewerbe
Ein grosser Teil dieser Gelder fliesst zum Gewerbe. In der Tat seien die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Landwirtschaft und Gewerbe sehr eng, das Gewerbe profitiere von Aufträgen der Bauern, bestätigt Rudolf Horber, der beim Schweizerischen Gewerbeverband (SGV) das Dossier Agrarpolitik betreut. Aber Horber ergänzt: «Die Landwirtschaft profitiert aber auch in vielfacher Weise vom Gewerbe, denn die Gewerbler helfen als wichtige Steuerzahler auch, die Direktzahlungen mitzufinanzieren, und sie sind als Konsumenten auch Abnehmer von schweizerischen Agrarprodukten.»
SGV klar für AP 2017
Eine Landwirtschaft, die intensiv Lebensmittel produziert, kauft mehr Vorleistungen ein. Mit der Agrarpolitik 2014–2017 (AP 2017) befürchtet der Schweizerische Bauernverband (SBV) eine Extensivierung, er wollte deshalb die Vorlage im Parlament erheblich korrigieren. Wie hat sich der SGV hierzu positioniert? Immerhin sind auch die Käser, die Metzger und die Baumeister über ihre Verbände Mitglied im SGV, ebenso sind die Raufutter-, Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhändler dabei.
Der SGV habe sich stets für eine produzierende Landwirtschaft in der Schweiz eingesetzt und sich gegen eine zu starke Ökologisierung und Extensivierung der Landwirtschaft ausgesprochen, betont Horber auf Anfrage. Was die Tierbeiträge betreffe, habe sich der SGV nie explizit dafür oder dagegen geäussert.
Tatsache ist aber, dass sich der SGV zusammen mit Economiesuisse, Gewerbeverband, WWF und Agrarallianz vor der Debatte mit einem Brief an die Parlamentarier wandte. Darin forderten die Organisationen, dass an der Stossrichtung der Bundesratsvorlage festzuhalten und Änderungsvorschläge des SBV abzulehnen seien. Dass der Kredit für die AP 2017 aber um 160 Mio. Fr. für die Investitionskredite aufgestockt wurde, war nur mit der Hilfe der Gewerbevertreter in den Räten möglich.
Zankapfel Kulturland
Für Verstimmung beim Gewerbe sorgt, dass sich der SBV für den Schutz des Kulturlandes, der Grundlage der landwirtschaftlichen Produktion, engagiert. Dass er sich für die Revision des Raumplanungsgesetzes aussprach, wird ihm in diesen Kreisen übel genommen. Auch kritisiert der SGV unter dem Motto «gleiche Spiesse für Gewerbe und Landwirtschaft» immer wieder, dass Bauern bei Nebenerwerbstätigkeiten wie Hofladen, Besenbeiz und anderen gewerbenahen Tätigkeiten Vorteile gegenüber den Gewerblern hätten.
Die Schweizer Bauern müssen ihre Vorleistungen teils sehr teuer, massiv teurer als im Ausland, einkaufen. Das Bundesamt für Landwirtschaft ist deshalb daran, eine Studie zur Preisbildung auf den Märkten für Vorleistungen der landwirtschaftlichen Produktion zu erstellen.