Die Schweizerinnen und Schweizer halten sich beim Biertrinken zurück. Im vergangenen Jahr ging der Konsum erneut leicht zurück. Das bekommt auch der Marktführer Feldschlösschen zu spüren. Als Reaktion setzt das Unternehmen verstärkt auf Wein und Softdrinks. Damit konnte es den Umsatz 2013 gerade halten.
2013 offerierte Feldschlösschen den belieferten Bars und Restaurants erstmals ein breites Angebot an Weinen - was diese sehr schätzten, wie Unternehmenschef Thomas Amstutz am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte. «Die Kunden erwarten von uns, dass wir das volle Sortiment anbieten.»
Wichtigstes Standbein bleibt Bier
Von einer Abkehr vom Kerngeschäft kann laut Amstutz aber keine Rede sein. «Unser wichtigstes Standbein ist und bleibt das Bier.» Vergangenes Jahr erwirtschaftete Feldschlösschen etwa drei Viertel seines Umsatzes mit dem Gerstensaft. Neben Feldschlösschen braut das Unternehmen auch Marken wie Cardinal und Hürlimann. «Mit Bier allein kann man heute aber nicht wachsen», erklärte Amstutz.
Das zeigte sich im Geschäftsjahr 2013: Während die Gesamteinnahmen stabil blieben, sank der Bierumsatz leicht um 0,5 Prozent. Das produzierte Volumen ging mit 1,1 Prozent noch stärker zurück. Trösten kann sich Feldschlösschen damit, dass es der Konkurrenz nicht besser ergeht - im Gegenteil: 2013 setzten die Schweizer Brauereien 4,1 Prozent weniger ab als noch im Vorjahr.
Wachstumspotenzial bei Softdrinks
Grund dafür ist nicht nur die geringere Nachfrage, sondern auch die Tatsache, dass die Konsumenten ihren Durst vermehrt mit ausländischen Bieren stillen. Als Tochter des dänischen Carlsberg-Konzerns profitiert Feldschlösschen davon, weil sie die Marken des weltweit viertgrössten Bierbrauers (unter anderem Carlsberg, Tuborg und Kronenbourg) importiert.
Das grösste Wachstumspotenzial sieht das Unternehmen aber ausserhalb des Biermarkts - etwa bei Softdrinks: Seit Anfang 2014 besitzt Feldschlösschen die exklusiven Vertriebsrechte für die Marken Orangina, Oasis und Dr. Pepper in der Schweiz. In diesem Stil soll es weitergehen. «Wir halten nach weiteren Geschäftsmöglichkeiten Ausschau», sagte Amstutz.
Das Mutterhaus Carlsberg vermochte den Umsatz im vergangenen Jahr um 1 Prozent auf 66,6 Mrd. Kronen (rund 10,9 Mrd. Fr.) zu steigern. Vor allem in Asien setzte der Konzern mehr ab: Die Erlöse in dem wachsenden Markt legten im vierten Quartal um 11 Prozent zu. Doch auch in Europa stiegen die Umsätze wieder, wobei Preiserhöhungen den weiter zurückgehenden Absatz mehr als wettmachten.
Fussball-WM als Umsatztreiber
Das operative Ergebnis konnte Carlsberg im Gesamtjahr um 11 Prozent steigern. Dazu trugen auch Kostensenkungen bei. Der Reingewinn sank hingegen leicht um 2 Prozent auf 5,47 Mrd. Kronen (rund 900 Mio. Franken). Für das laufende Jahr gibt sich Feldschlösschen-Chef Thomas Amstutz optimistisch: «2014 wird ein gutes Bierjahr.» Der Bierumsatz werde wachsen, prophezeit er - allein schon deshalb, weil das Geschäft 2013 wegen des schlechten Wetters relativ schlecht gelaufen ist. In den ersten sechs Monaten habe man «extrem unter dem Wettereinfluss gelitten».
Hinzu kommt die Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien, die den Bierkonsum ebenfalls antreiben dürfte. Ein solches Grossereignis lässt laut Amstutz den Jahresumsatz erfahrungsgemäss um etwa 0,5 Prozent steigen.
Schweizer trinken immer mehr importiertes Bier
Schweizer Brauereien haben derzeit wenig zu feiern: Der Bierkonsum ist im vergangenen Jahr erneut zurückgegangen. Und wenn die Schweizer zum Gerstensaft greifen, ziehen sie immer öfter ausländische Marken vor.
2013 wurden hierzulande insgesamt 4,6 Millionen Hektoliter Bier getrunken. Das ist ein leichter Rückgang um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie die jüngsten Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) zeigen, über die die «Neue Zürcher Zeitung» am Mittwoch berichtete.
Deutlich gestiegen ist allerdings die Nachfrage nach ausländischen Bieren: Die Importe legten um knapp 13 Prozent zu. Inzwischen machen sie über ein Viertel des Schweizer Bierkonsums aus. Vor zehn Jahren waren es lediglich 15 Prozent gewesen. Der Absatz der inländischen Bierproduzenten geht derweil zurück - trotzdem gibt es immer mehr von ihnen. Die EZV zählte im vergangenen Jahr 409 registrierte Brauereien. Das sind mehr als dreimal so viel wie vor zehn Jahren, obschon ihr Absatz in dieser Zeit gesunken ist.