Griechische Händler in der Schweiz sind von der Krise zwar bisher nicht direkt betroffen. Doch verunsichert sind sie dennoch. Vorerst freuen sie sich aber über die Solidarität ihrer Kunden mit den gebeutelten Griechen.
Spezialitätenhändler Babis Panagiotopoulos aus Niederwil SG hört in den letzten Tagen einen Satz von seinen Kunden besonders oft: «Ihr armen Griechen». Und die Kunden sagen auch: «Nun kaufe ich extra etwas mehr, um Griechenland zu unterstützen». «Die meisten sagen es nur, weil sie sich solidarisch zeigen wollen», sagt er. In der Kasse spürt er die Solidarität nicht. Der Handel mit griechischen Spezialitäten ist sein Hobby. Hauptberuflich führt Panagiotopoulos eine Traditionsschleiferei mit sechs Angestellten.
Produzenten wollen kein Geld
Die Krise in seiner Heimat beschäftigt ihn sehr. «Es gibt Leute in Griechenland, die nichts mehr zu verlieren haben», sagt er. Aus dieser Perspektive kann es unabhängig vom Ausgang des Referendums am Sonntag, nicht mehr schlimmer werden.
«Ich hoffe, die Situation für den Import und den Export bleibt stabil», sagt Manolakis Polychronis, Inhaber eines Wein- und Lebensmittelimportladens in Zürich. Sicher sei nichts. Ein anderer Händler, der Olivenöl importiert, sagt sogar: «Die Produzenten haben mir gesagt, ich solle momentan auf keinen Fall Rechnungen bezahlen, so unsicher ist die Lage». Also bezahlt er nicht und wartet.
Wort halten
Mit Kunden sprechen die Händler über die Griechenland-Krise nur, wenn sie danach gefragt werden. «Ich kenne die Lösung auch nicht. Ich sehe nur: Frau Merkel ist traurig. Herr Schäuble ist stur. Ich hoffe, Herr Tsipras hält sein Wort und nichts wird schlechter für den Export», bringt es Polychronis auf den Punkt.
Auch an der Theke beim Weinhändler Christos Stathakis im aargauischen Rudolfstetten zeigen sich die Kunden interessiert. «Doch von einer Solidaritätswelle kann man noch nicht sprechen. Es sind einfach Sympathien, aber im Umsatz zeigt sich das noch nicht», sagt er.
Schweiz kleiner Abnehmermarkt
Auch beim Grosshändler Migros etwa ist dies nicht der Fall. Gemäss Konstantinos Argyrakis, der von Maur ZH aus mit importierten Agrarprodukten handelt, wäre das auch falsch. «Das Produkt muss stimmen. Darum soll man es kaufen. Nicht aus Sympathie», sagt er.
Aus griechischer Sicht ist die Schweiz ein kleiner Abnehmermarkt. Wichtiger sind Italien, Deutschland, Bulgarien, Grossbritannien und die Türkei. Traditionell exportiert die Schweiz aber mehr Waren nach Griechenland als sie einführt.