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Finanzkrise: 10 Jahre danach

Vor 10 Jahren schwappte die US-Hypothekenkrise von den USA nach Europa über, wurde grösser und ging als eine der schlimmsten Finanzkrisen in die Geschichte ein. Die inzwischen ergriffenen Massnahmen werden allerdings ihre Nagelprobe noch bestehen müssen.

 

 

Vor 10 Jahren schwappte die US-Hypothekenkrise von den USA nach Europa über, wurde grösser und ging als eine der schlimmsten Finanzkrisen in die Geschichte ein. Die inzwischen ergriffenen Massnahmen werden allerdings ihre Nagelprobe noch bestehen müssen.

Am Morgen des 9. August 2007 hatte die US-Hypothekenkrise dramatisch an Fahrt gewonnen, nachdem sich bereits Monate zuvor Anzeichen der Krise häuften. Die UBS etwa kündigte bereits im Mai an, die Hedge-Fund-Firma Dillon Read Capital Management (CRM) abzuwickeln, da die Firma wegen der US-Hypothekenkrise einen Verlust von 150 Millionen Franken erlitten hatte.

UBS und CS in Bedrängnis

Die französische Grossbank BNP Paris teilte am 9. August mit, dass sie mangels Liquidität im amerikanischen Markt den Wert von drei Fonds nicht berechnen könne. Damit waren Ein- und Auszahlungen nicht mehr möglich. Auch die deutsche Privatbank Sal. Oppenheim schloss einen Fonds. Die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Notenbanken der USA und Japan führten aufgrund des Engpasses dem Bankensystem Milliarden zu.

An der Schweizer Börse kamen die Aktien der beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) aus Angst vor den Folgen einer Ausweitung der Kreditkrise unter die Räder. Die Angst war berechtigt, wie sich nur wenig später zeigen sollte. Ein grosses Finanzhaus nach dem anderen kündigte Milliardenabschreibungen und hohe Verluste an, auch die UBS. Die Nummer zwei, die Credit Suisse, meldete ebenfalls Belastungen durch die US-Hypothekenkrise.

Besser gewappnet, als vor der Krise

Das Vertrauen in die Finanzbranche war erschüttert, der Kreditmarkt fror praktisch ein, die Börsen stürzten ab. Was bis anhin als Kredit- oder Hypothekenkrise tituliert worden war, weitete sich aus zur schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. Verschiedene Banken mussten vom Staat gerettet werden, so auch die UBS. Regierungen schnürten Finanz- und Konjunkturpakete in beispiellosem Ausmass und knüpften das Netz der Regulierungen enger.

Ob die strengeren Eigenkapitalvorschriften, die für die Banken seither gelten, inzwischen genügen oder zu lasch sind, darüber streitet die Fachwelt. «Der kleinste gemeinsame Nenner der Meinungsverschiedenheiten ist wohl der, dass wir sicher besser aufgestellt sind als vor der Krise», sagt Eric Scheidegger, Chefökonom des Bundes und Vize-Direktor des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO).

Krise dauert 10 bis 15 Jahre

Die wichtigste Lehre aus der Finanzkrise sei wohl jene, dass man sich nicht in Sicherheit wiegen dürfe. «Jede Krise kommt unerwartet und in neuer Form. Es wird wieder Finanzkrisen geben», sagt Scheidegger. Er verweist auf die Theorie des «Schwarzen Schwans», wonach Ereignisse unvorhersehbar eintreffen und jeweils im Nachhinein rational erklärt werden können.

Schon vor 2007 habe man gewusst, dass Immobilienkrisen, verbunden mit Bankgeschäften, eines der typischen Einfallstore sind für grosse Krisen, nur verhindern konnte man sie nicht. Auch sei die Bankenwelt schon vor der Finanzkrise stärker reguliert gewesen als andere Branchen. «Es dauert 10 bis 15 Jahre, bis grosse Krisen überwunden sind. Dass wir 10 Jahre nach 2007 etwas zuversichtlicher sind, ist daher kein Zufall. Aber zu glauben, es gebe nie mehr Krisen, wäre falsch», sagt Scheidegger.

Folgen nicht ausgestanden

Christoph Lechner, Professor für Betriebswirtschaft an der Universität St.Gallen, schätzt die Lage dramatischer ein. «Wir haben jetzt Zombie-Banken, Zombie-Unternehmen und wackelige Staaten», sagt er. In Europa gebe es etwa 5000 Banken, darunter auch kleinere, die nur dank der Billiggeld-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) überlebten. «Steigen die Zinsen, überlebt das ein Teil der Banken nicht», sagt Lechner. Die gleiche Gefahr bestehe auch für Unternehmen, die nur dank günstigen Zinsen überlebten, an sich aber unrentabel wirtschafteten.

Der Fall der italienischen Monte dei Paschi di Siena hat gemäss Lechner gezeigt, dass Staaten wieder einmal Banken retten auf Kosten der Steuerzahler, obwohl die EU-Regeln eigentlich vorsehen, dass im Falle einer Bankenkrise zuerst Aktionäre und Kreditgeber haften. «Statt Strukturreformen durchzuführen, werden die Banken in der Krise weiterhin gerettet», kritisiert Lechner.

Nagelprobe kommt noch

Zudem sieht er bereits neues Ungemach durch neue Finanzprodukte wie beispielsweise Cat bonds. Ähnlich wie die verbrieften Hypotheken, die die Krise ausgelöst haben, werden nun im Versicherungsgeschäft Cat bonds lanciert. Die Risiken dafür tragen diejenigen, die letztendlich diese Papiere halten, also Privatpersonen, Pensionsfonds oder andere Banken. «Die Vorschriften der Regulierer zwingen die Versicherer, ihre Risiken nicht länger selbst und vollständig in den Büchern zu tragen», sagt Lechner. Damit würdne die schärferen Vorschriften neue Gefahren bringen.

Für Christian Keuschnigg, Professor für Nationalökonomie an der Universität St.Gallen, müssen die Massnahmen aus der jüngsten Krise die Nagelprobe erst noch bestehen. »Die Folge aus der Krise ist zugleich ihre Bewältigung«, sagt er. Konkret sind das die schärferen Eigenmittel- und Liquiditätsvorschriften für Banken sowie die im Euro-Rettungsschirm gebündelten Massnahmen zur Zahlungsfähigkeit der Mitgliedstaaten. Weiter müssen einige EU-Staaten wie Italien ihre Verschuldung massiv abbauen. »Das dauert 10 bis 20 Jahre«, sagt Keuschnigg. »Wie robust das System ist, wird sich zeigen in der nächsten Rezession«, sagt er.

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