Die Landwirtschaft spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle in der finnischen Wirtschaft und Gesellschaft. Rund 300'000 Menschen sind in der Landwirtschaft und den Folgeindustrien beschäftigt.
Die Importverbote für Lebensmittel, die Moskau unter anderem gegenüber der EU ausgesprochen hat, treffen Finnland besonders stark.
Die indirekten Folgen der Sanktionen könnten Finnland in eine ökonomische Krise führen, sagte der finnische Ministerpräsident Alexander Stubb gemäss einem Bericht der Zeitung "Tagesanzeiger". Ein Viertel der finnischen Lebensmittelexporte gehen nach Russland. Exportiert werden Waren im Wert von 400 Millionen Euro (488 Mio. Fr.), darunter vor allem Milchprodukte wie Butter, Käse und Jogurt. Die Finnen profitieren aber auch vom Einkaufstourismus. Die Russen machen Ferien oder kaufen Lebensmittel ein.
Vergangenes Jahr übernahmen die Russen 9,6 Prozent der finnischen Ausfuhren. Das sind Exporte im Wert von 5,4 Milliarden Euro (6,6 Mrd. Fr.). Russland ist für Finnland damit der drittwichtigste Aussenhandelspartner. Zwar werde durch die EU-Sanktionen nur ein kleiner Teil des Handels mit Russland direkt betroffen sein, erklärte Stubb. Gravierender sind aber die indirekten Auswirkungen. «Wir könnten von Hunderten Millionen oder langfristig sogar von Milliarden sprechen», erklärt er. Finnland kann sich das aber nicht leisten. Im neuen Budget fehlten fast 4 Milliarden Euro (4,8 Mrd. Fr.). Und der Konflikt mit Russland ist da gar noch nicht eingerechnet.
Lange balancierte Finnland aus ökonomischer Abhängigkeit zwischen Ost und West, bis es 1995 der EU beitrat. Ministerpräsident Stubb hofft nun auf Solidarität in der EU, um das überproportional betroffene Finnland zu unterstützen.
