In Frankreich ist die Kontroverse um die Benennung von Fleischersatzprodukten wieder aufgeflammt. Landwirtschaftsminister Julien Denormandie kündigte in der vergangenen Woche an, die Umsetzung der im Gesetz zur Transparenz von Informationen über Lebensmittel vorgesehenen Vorgaben zu beschleunigen.
Demnach sollen die üblicherweise tierischen Produkten vorbehaltenen Bezeichnungen zur Beschreibung, Vermarktung oder Förderung von Lebensmitteln auf Basis pflanzlicher Proteine verboten werden.
Der Anteil an pflanzlichem Eiweiss, ab dem dieses Verbot greifen soll, muss aber noch per Verordnung geregelt werden, ebenso wie die Durchführungsbestimmungen und die Sanktionen. Ein Soja-Steak sei kein Steak, bekräftigte der Minister. Derartige Bezeichnungen dürften nicht verwendet werden, wenn das Produkt kein Fleisch sei.
Das Thema hatte Mitte September erstmals wieder für Aufsehen gesorgt, als das Start-up „Les nouveaux fermiers“ (Die neuen Farmer) Frankreichs erste Fabrik für pflanzliche Fleischersatzprodukte in Betrieb genommen hatte. Nach eigenen Angaben stellt das Unternehmen dort zunächst täglich etwa 6 t „Steaks“, „Nuggets“ und „Filets“ aus Weizen-, Erbsen- und Sojaprotein her; die Kapazität soll in den nächsten Monaten auf 10 t gesteigert werden.
Unterstützt wird das Start-up Medienberichten zufolge von Investoren aus dem Bereich der Lebensmitteltechnologie, der Staatlichen Investitionsbank (BPI) sowie durch den Unternehmer und Investor Xavier Niel, der zu den reichsten Franzosen gehören soll. Niel hatte - wie auch andere Prominente - eine Bürgerinitiative unterstützt, die unter anderem den Tierschutz und auch Tierrechte stärken will.
Für den französischen Bauernverband (FNSEA) sind diese Verbindungen eine „Peinlichkeit“ für die Demokratie. Die Interprofessionen der Geflügelmäster (Anvol), für Schweinefleisch (Inaporc) und für Vieh und Fleisch (Interbev) kritisierten die Verwendung der Fleischbezeichnungen und forderten die Regierung zum Eingreifen auf. Fragwürdig sei auch das Engagement der BPI. Nun wollen die Verbände das Start-up mit rechtlichen Schritten dazu zwingen, die strittigen Bezeichnungen nicht mehr zu verwenden.


