Der Verzehr von Fleisch ist in der deutschen Bevölkerung «stark verankert». Das hat Prof. Achim Spiller von der Universität Göttingen jetzt auf dem Deutschen Fleisch Kongress 2024 in Mainz erklärt. Laut aktuellen Ergebnissen seiner Forschungsarbeit fänden es 70% der Deutschen «normal», Fleisch zu essen.
Ebenfalls 70% werteten Fleisch als Bestandteil einer gesunden Ernährung. Drei Viertel hielten den Konsum von Fleisch für einen vernünftigen Grund, Tiere zu töten.
Preis ist sehr wichtig
Besonders häufig greifen die Konsumenten in Deutschland immer noch zu Schweinefleisch. Ihr Appetit auf Geflügelfleisch wächst aber. Das berichtete Werner Lauss von YouGov unter Verweis auf das eigene Verbraucherpanel.
Demnach hatte Schweinefleisch im September einen mengenmässigen Marktanteil von 32,6%, Geflügelfleisch von 31,3%. Zentrales Kriterium bei der Produktauswahl bleibe der Fleischpreis, so Lauss. Er sei 55% der Befragten sehr wichtig.
Kaufverhalten widersprüchlich
Bundestierschutzbeauftragte Ariane Kari unterstrich die Bedeutung des Tierwohls. Dieses werde von immer mehr Verbrauchern gewünscht. Allerdings stimme die Kaufbereitschaft oft nicht mit dem tatsächlichen Kaufverhalten überein. An dieser Stelle sei mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig.
Der Präsident der Albert Schweitzer Stiftung, Mahi Kolsterhalfen, forderte in einem Streitgespräch mit dem Geschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Wolfgang Schleicher, Produkte der niedrigen Haltungsformen irgendwann aus dem Angebotssortiment herauszunehmen. Dem widersprach Schleicher vehement. Der Verbraucher müsse die Wahl behalten. Eine zwanghafte Sortimentsumstellung dürfe es nicht geben.
Wirtschaft fühlt sich ausgebremst
Vertreter von Lebensmittelunternehmen unterstrichen das Engagement der Wirtschaft im Bereich Tierwohl. Carolin Winkel vom Kompetenzzentrum Landwirtschaft der Rewe Group verwies auf firmeneigene Projekte wie das Strohwohl-Projekt der Rewe-Region West, bei dem Schweine mit einem grösseren Platzangebot und Auslaufmöglichkeiten auf Stroh gehalten werden.
Der Head of Public Affairs bei Tönnies Lebensmittel, Thomas Dosch, wertete die Themenfelder Fleisch und Tierhaltung als zu wichtig, um sie Kritikern zu überlassen. In der Tierwohldiskussion müssten alle offen miteinander reden.
Ausserdem sei es die Wirtschaft, die Lösungen schaffe. Der Vorsitzende des Agrar- und Ernährungsforum Nord-West, Sven Guericke, ergänzte, dass die Wirtschaft Themen eher aufgreife als die Politik. Vielmehr würden unternehmerische Initiativen von der Politik oft «ausgebremst».