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Fliegenprävention bei 920 Schafen

Esther Siegenthaler, gebürtige Bauerntochter und ausgebildete Lehrerin aus Schangnau BE, lebt und arbeitet momentan als Praktikantin auf mehreren Milchviehfarmen in Neuseeland. In ihrem Blog berichtet sie regelmässig über das, was sie dort erlebt.

Esther Siegenthaler |

 

Esther Siegenthaler, gebürtige Bauerntochter und ausgebildete Lehrerin aus Schangnau BE, lebt und arbeitet momentan als Praktikantin auf mehreren Milchviehfarmen in Neuseeland. In ihrem Blog berichtet sie regelmässig über das, was sie dort erlebt.

Mit selbstgebackenem Brot, ein Leckerbissen nach all dem Tost, beginnt der Tag bei Familie Stockes um halb sieben. Während ich den Lunch vorbereite, beginnt Peter bereits mit dem Füttern der Kälber, momentan sind es "nur" 86, denn die Herbstkalbesaison startet erst richtig. Anschliessend bepacken wir den Jeep und laden die Gitterwände auf den Anhänger. Anna, die jüngste Tochter und die drei Hunde fehlen, dann kann die halbstündige Fahrt zu einer der anderen Farmen los gehen. Peter und Helen bewirtschaften drei Farmen; auf der Heimfarm, wo auch das Wohnhaus steht, werden die Kälber und einige Schafe gehalten. Die beiden anderen Farmen sind gut 20 Kilometer entfernt, auf ihnen grasen 1000 Mutterschafe und deren Lämmer, momentan sind es noch 1300 vom letzten Frühling. Auch rund 500 Rinder, Ochsen und Stiere (Aufzucht und Mast) leben dort.

Behandlung von Panaritium

Auf der "old farm", wie die früher erworbene Farm genannt wird, angekommen, geht Peter mit dem Töff 50 Rinder holen, zwei müssen wegen Panaritium mit je 20 Milliliter Penicillin behandelt werden. Anschliessend werden diese und drei weitere in die nahegelegene Weide getrieben, denn sie werden am nächsten Tag erneut behandelt. Die 45 übrigen müssen zurück in die entfernte Weide. Nun wird Silage ausgefüttert, hierbei ist meine Aufgabe alle Gatter zu öffnen und hinter dem Traktor wieder zu schliessen, Anna begleitet mich auf dem Quad. Nachdem wir die Schafe in die Yard beim "woolshed" (Schafscher-Stall) getrieben haben, fahren wir auf die neue Farm. Das Zusammentreiben der 250 Auen zwei Tage zuvor war für mich eindrücklich.

Die Hänge hier sind sehr steil und die Täler eng. So sind wir, in Begleitung vom Hund Blue auf einen Hügel gestiegen. Von hier aus wurden Blue Anweisungen gegeben und er hat die Schafe dem Hang entlang ins nächste Tal getrieben. Wir marschierten auf dem Hügelkamm entlang. Im nächsten Tal musste ich nach unten gehen, keine leichte Aufgabe bei all dem Farm und Gestrüpp, und zwei Gatter öffnen. Peter hat mit Hilfe von Blue die Schafe durch diese Tore in eine Weide im Tal getrieben. Innerhalb von einer Stunde haben wir die Schafe auf Fläche von 50 Hektar zusammengetrieben.

Schafhinterteile scheren

Auf der zweiten Farm bringen wir sofort die 112 übriggebliebenen Auen zum woolshed und Peter beginnt mit dem scheren. Da am Tag zuvor Lämmer zur Schlachtung abgeholt wurden und auf dieser Farm Silage ausgefüttert werden musste, wurden "nur" knapp 500 Schafhintern geschoren. Also müssen wir nun diese Herde noch fertig machen.

Besonders die Hinterteile sind ein beliebter Ort von Fliegen um dort ihre Eier zu legen. Die Maden können ein Schaf umbringen. Durch das Wegschneiden der zum Teil schmutzigen Wolle wird der ideale Lebensraum zerstört. Ich bin dafür verantwortlich, dass immer mindestens eine Aue im Wartegang steht und sofort auf den "Schertisch" springt, wenn Peter das Tor öffnet. Sind die Schafe auf dem "Schertisch" (ich kenne den korrekten deutschen Ausdruck leider nicht), werden sie zwischen zwei Gurten eingeklemmt und mit Hilfe von Pressluft auf die Seite gedreht. Blitzschnell und mit geschickten Handgriffen wird die Wolle abgeschnitten, bereits ist das nächste Schaf an der Reihe.

Da die Schafe vollgefressen sind, bleiben sie im Wartegang stecken und das Treiben ist müsahm. Nach einer guten Stunde sind wir fertig und es gibt Lunch. Die Pause ist kurz, denn auf der anderen Farm warten die 250 Auen auf der Yard. Der Schertisch wird  an den Quad gehängt und die Wolle in Säcke gepackt. Dann werden den Widdern Zink-Boli verabreicht und neun davon zur Herde gelassen, denn die Lammzeit soll Mitte August beginnen. Die restlichen vier müssen in den Anhänger. Das Abschneiden der Wolle erleichtert zudem den Widdern die Arbeit.

Outdoor-shearing

Mit einem Kompressor auf der Rückbank und vier Widdern sowie drei Hunden im Anhänger kann ich mit dem Jeep Peter folgen. Er und Anna fahren mit dem Quad. Nach dem Einrichten geht das Scheren schnell, die Schafe laufen besser durch den Wartegang auf den Schertisch. Hier arbeiten wir unter freiem Himmel, ich geniesse die frische Luft und die Sonne.

Bald sind wir mit dieser Herde fertig, doch zu oberst am Hügel warten 100 weitere. Während Peter und Anna mit den Hunden diese holen gehen, treibe ich alle, welche bereits coiffiert sind, in einen Färrich. Wider erwarten schaffe ich es im ersten Versuch. Ich freue mich, dass die Schafe diesmal dümmer sind als ich, beim ersten Treiben vor einigen Tagen waren die Schafe überall, nur nicht dort wo ich sie wollte. So bleibt mir Zeit um Pause zu machen und die Landschaft zu bestaunen, besonders die "Farnpalmen" gefallen mir. Im Hintergrund höre ich das Röhren der Hirsche auf der Nachbarfarm. Auch die Rufe von Peter sind nicht zu überhören: "Blue come back! Blue go behind! Stop Blue!", bei ihm läuft das Treiben wohl nicht nach Plan. Doch irgendwann sind die Schafe auf der Yard und die Zeit ist fortgeschritten.

Es gibt eine Planänderung, die geschorenen Schafe werden gemeinsam mit dem Widdern in die neue Weide getrieben. Die restlichen Auen müssen bis morgen Karfreitag warten, wir werden sie dann scheren. Nach dem Aufräumen ist es halb sechs, höchste Zeit um Michelle, die älteste Tochter, abzuholen und nach Hause zu fahren. Denn Helen hat Spätschicht und die beiden anderen Kinder, Thomas und Charlotte sind alleine zu Hause. Vor dem Znacht müssen noch die Kälber, Hühner, Katzen und Hunde gefüttert werden. Dann neigt sich bereits ein weiterer spannender Tag dem Ende zu. Vor meiner Abreise nach Neuseeland stand für mich fest, dass ich niemals auf einer Schaffarm sein werde. Ich hatte die Vorstellung, dass es dort kaum Arbeit gibt. Nun habe ich mich dennoch auf diese Erfahrung eingelassen und bin froh darüber. Ich lerne sehr viel, unter anderem, dass es auch auf Schaffarmen viel Arbeit gibt. ;)

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