Die europäischen Kolonialisten haben weltweit ein blühendes Vermächtnis hinterlassen. Sie schleppten Pflanzen aus der Heimat ein und so etablierte sich in den besetzten Gebieten eine gebietsfremde Flora, die bis heute dort wuchert, schrieben Forscher der Universität Wien.
«Die Pflanzenwelten in Gebieten, die ehemals von der gleichen Kolonialmacht besetzt wurden, ähneln einander heute noch stark», wurden Bernd Lenzner und Franz Essl vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien in einer Mitteilung vom Montag zitiert. «Die Ähnlichkeit nimmt zudem mit der Länge der ehemaligen Besatzung und mit der strategischen oder wirtschaftlichen Bedeutung der Regionen für die Kolonialisten zu.» Ihre Resultate publizierten die Forscher im Fachjournal «Nature Ecology and Evolution».
Die Forscher untersuchten weltweit 1183 Regionen, die von britischen, niederländischen, portugiesischen oder spanischen Kolonialisten in Beschlag genommen wurden und wo eingeschleppte Pflanzen heutzutage wachsen.
Von Beginn der europäischen Expansion im 15. Jahrhundert führten die fremden Besatzer Pflanzen vor allem aus wirtschaftlichen Gründen ein, um das Überleben ihrer Bevölkerung in den neuen Herrschaftsgebieten zu sichern und den Ausbau ihrer Siedlungen zu fördern. «Aber auch aus ästhetischen und nostalgischen Gründen wurden Pflanzen verschleppt», schrieben die Wissenschaftler.
Ähnliche Flora bei gleicher Kolonialmacht
«Restriktive Handelspolitiken sorgten dafür, dass Pflanzen vor allem zwischen jenen Regionen gehandelt wurden, die von der selben Macht besetzt waren», sagte Lenzner: «Folglich wurden sich die Floren von Regionen ähnlicher, die unter der selben Kolonialmacht standen, verglichen mit anderen Gebieten.» Dieser Effekt ist bis heute sichtbar und umso stärker, je länger die Kolonialisten die jeweilige Kolonie heimgesucht haben.
Regionen, die für die Besatzer wirtschaftlich oder strategisch wichtig waren, sind einander bezüglich der gebietsfremden Floren ähnlicher, als Gebiete, wo sie weniger präsent waren, so die Forscher. Beispiele dafür seien ehemalige Handelszentren wie die Regionen im Indo-Malaiischen Archipel, die für den internationalen Gewürzhandel entscheidend waren, und Inseln wie die Azoren oder St. Helena, die beide wichtige Zwischenstationen auf langen, transozeanischen Reisen waren.
Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg brachen die Kolonialreiche schrittweise auseinander. «Dass wir solche Hinterlassenschaften noch mehrere Jahrzehnte, manchmal sogar Jahrhunderte nach dem Zusammenbruch europäischer Kolonialreiche feststellen können zeigt, dass wir sehr vorsichtig mit den Pflanzenarten umgehen müssen, die wir um die Welt transportieren», meinte Essl.