Zwei Jahre nachdem wegen des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) in Winterthur Alleebäume gefällt wurden, ist 2014 zyklusgemäss ein Flugjahr für das eingeschleppte Insekt mit grossem Schadenpotenzial. Bei der aufwändigen Suche spannen Behörden nun die Bevölkerung ein.
Der grosse schwarzweisse Käfer mit langen Antennen kommt als blinder Passagier in Frachtpalettenholz aus China in die Schweiz. Weil er hier keine Fressfeinde hat und nicht wählerisch ist, fürchtet man flächendeckende Schäden in Laubwäldern. In den USA mussten schon grosse Wälder abgeholzt werden, um seine Ausbreitung zu stoppen.
2012 waren im Rheinhafen Birsfelden BL in Holzpaletten Ausfluglöcher gefunden worden. Nach zwei Jahren als Raupe in Baumstämmen verpuppt sich der ALB, fliegt als Käfer aus, paart sich und legt Eier. Also könnten allfällige neue Käfer jetzt, zwischen April und Oktober gesichtet werden, wie an einer Medienkonferenz am Montag in Birsfelden zu erfahren war.
Käfer in bisher acht Kantonen
Ein Radius von 500 Metern rund um jenen Hafen-Fundort wird nun als «Fokuszone» vom Amt für Wald beider Basel überwacht: Neben Kontrollgängen von blossem Auge setzt man auch auf eigens geschulte Spürhunde, welche ALB-Raupen oder deren Fressspäne am Stammfuss erkennen. Ab und zu klettern Spezialisten zum Nachsehen in eine Baumkrone.
Schon dieses Monitoring kostet die beiden Basel gegen 50'000 Franken im Jahr. Raupen und Käfer wurden bisher keine im Wald gefunden. Die Tiere sind aber im Land, wie Therese Plüss vom Bundesamt für Umwelt (BFU) erklärte: ALB-Raupen waren zuletzt bei Kontrollen und präventiven Baumfällungen diesen Winter in Brünisried FR gefunden worden.
Nach ALB-Funden 2012 auf dem Winterthurer Sulzer-Areal waren dort fast 300 Bäume gefällt und vernichtet worden. Landesweit wurden bis heute insgesamt 160 lebende Käfer plus diverse Raupen in acht Kantonen gefunden. Es sind dies Aargau, Bern, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Freiburg, Luzern, Thurgau und Zürich.
Problem Globalisierung und Geiz
2012 hat der Bund Importkontrollen mit Fokus auf den Steinhandel verhängt. Dass diese nötig sind, zeigt die Beanstandungsquote von 6 Prozent; 79 Sendungen hatten laut Plüss lebende ALB im Verpackungsholz.
Alle befallenen Paletten hatten übrigens Markierungen, wonach sie vorschriftsgemäss gegen Schädlinge behandelt waren. Doch das nötige Erhitzen (ab 55 Grad Kerntemperatur) oder chemische Behandeln des Holzes kostet Geld, das sich Firmen in Asien teils sparen. Ladungen mit ALB im Packholz müssen indes beim Import teuer umgepackt werden.
Weil der ALB nur drei bis vier Wochen als Käfer unterwegs ist und sonst im Holz lebt, sei es «eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen ohne zu wissen, ob es Nadeln hat», sagte Amt für Wald-Leiter Ueli Meier. Darum will er die Bevölkerung einspannen mit einer eigenen Homepage sowie Info-Schildern im Wald: Verdächtige Käfer solle man bitte melden.
Bauleute sollen aufpassen
Sind die Kantone für die ALB-Bekämpfung zuständig, ist die Prävention Bundessache. Angelaufen ist etwa eine Kampagne bei Baufirmen, damit unter anderem Packholz aus Asien vorsichtshalber nicht rezykliert, sondern verbrannt wird.
Was passiert, wenn sich der Asiatische Laubholzbockkäfer tatsächlich im Birsfelder Hardwald breit macht, weiss Revierförster Christian Kleiber nicht. Teile dieses Waldes stehen unter Naturschutz, und der Hard-Untergrund wird für die Trinkwasserversorgung von Basel genutzt. Das würde eine flächige Rodung wohl heikel machen.
Mehr Infos finden Sie hier: www.neo-info.ch oder www.waldschutz.ch/anoplophorasda