Die Überflutungen in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen machen 2021 zum kostspieligsten Naturkatastrophen-Jahr für die Versicherer in Deutschland.
Rund 12,5 Milliarden Euro (13 Mrd. Fr.) müssen sie nach Berechnungen des Branchenverbandes GDV für Naturgefahren in diesem Jahr zahlen – so viel wie nie, seit der Verband Anfang der 1970er Jahre begann, Buch darüber zu führen.
Orkan-Jahr 1990 übertroffen
Damit übertraf das zu Ende gehende Jahr das Orkan-Jahr 1990. Damals hatten die Stürme «Daria», «Vivian» und «Wiebke» Deutschland heimgesucht, so dass sich die versicherten Schäden – nach heutigen Preisen – auf 11,5 Milliarden Euro (11,95 Mrd. Fr.) summierten.
Die Naturkatastrophen-Schäden liegen in diesem Jahr bei mehr als dem Dreifachen des langjährigen Durchschnitts von 3,8 Milliarden Euro. Forscher rechnen aufgrund des Klimawandels auch in Ländern wie Deutschland in den nächsten Jahren mit steigenden Schäden durch Überschwemmungen, Hagel oder schwere Stürme.
Grossteil der Kosten durch Flutschäden
Allein für die Sturzflut an der Ahr, der Erft und anderen Nebenflüssen des Rheins, die im Juli ganze Dörfer wegschwemmte, machen sich die Versicherer auf Schadenzahlungen von 8,2 Milliarden Euro gefasst. Der Grossteil davon entfällt mit 7,7 Milliarden auf Schäden an Häusern, Hausrat und Betrieben. «An unsere Kunden haben wir bereits innerhalb kurzer Zeit über drei Milliarden Euro ausgezahlt», sagte der Hauptgeschäftsführer des GDV, Jörg Asmussen.
Für die Kfz-Versicherer war dagegen eine Hagelserie im Juni mit rund 700 Millionen Euro der grösste Einzelschaden – und der viertgrösste Hagelschaden der vergangenen 50 Jahre. Insgesamt verursachte die Juni-Unwetterserie versicherte Schäden von 1,7 Milliarden Euro.
Debatte über eine Pflichtversicherung
Die Sturzflut im Rheinland hatte erneut eine Debatte über eine Pflichtversicherung gegen Naturgefahren ausgelöst. Nach Ansicht des GDV würde sie das Problem aber nicht lösen. Die Versicherer wollen stattdessen nur noch Wohngebäude-Policen anbieten, die Elementargefahren wie Hochwasser und Starkregen einschliessen, wie Asmussen erläuterte. Zudem dringen sie auf staatliche Eingriffe wie Bauverbote in hochwassergefährdeten Gegenden.
Extremer Starkregen hatte am 14. und 15. Juli an der Ahr im Norden von Rheinland-Pfalz eine Flutwelle ausgelöst und weite Teile des Tals unter Wasser gesetzt. Rund 42’000 Menschen sind von den Folgen des Hochwassers betroffen.
Die Zahl der Menschen, die bei der Hochwasserkatastrophe allein im Ahrtal ums Leben kamen, liegt bei über 140. Im benachbarten Land Nordrhein-Westfalen kamen bei den Unwettern mindestens 47 Menschen ums Leben. Kritik war laut geworden, Behörden hätten zu spät oder gar nicht vor den ungewöhnlich heftigen Unwettern gewarnt.

