Die Honigbienen schaffen es nicht mehr alleine, Europas Nutzpflanzen im Wert von geschätzten 22 Milliarden Euro (26,4 Mrd. CHF) zu bestäuben. Wie die Wildbienen geschützt und gefördert werden können, evaluieren nun Forscher in einem EU-Forschungs-netzwerk mit Schweizer Beteiligung.
Mit dem grossangelegten Projekt «Status and Trends of European Pollinators» (STEP) erkunden die Wissenschaftler die Bestandesentwicklung von Bienen, Hummeln und Schwebfliegen. Es soll politische Massnahmen anregen, um die Bienen zu schützen und so die Nahrungsmittelproduktion und die Wildpflanzen-Vielfalt aufrecht zu erhalten.
Neagtive Effekte der Pestizide auch bei Wildbienen
Eine Hauptbedrohung für die Bienen sind Agrochemikalien, wie Christoph Sandrock vom Schweizer Zentrum für Bienenforschung in Liebefeld-Bern am Donnerstag auf dem 5. EurBee-Kongress im deutschen Halle erklärte.
«Wir finden starke negative Effekte von Pestiziden, nicht nur bei Honigbienen und Hummeln, sondern auch bei solitär lebenden Bienen», sagte er in einer Mitteilung zum Kongress. «Da in Europa mehr als 2500 solche Einsiedlerbienen vorkommen, wird die Auswirkung unserer Befunde sehr weitreichend sein.»
Zu wenig Schutz für Wildbienen
Die Vielfalt der Bienen schwindet - nicht nur bei Arten, sondern auch bei der genetischen Vielfalt innerhalb der Völker, sagte der Forschungsleiter, Koos Beismeijer vom Netherlands Centre for Biodiversity Naturalis. Diese Verarmung schmälert die Widerstandsfähigkeit der Bestände gegen Umweltveränderungen.
In etlichen europäischen Ländern laufen laut den Forschern Programme zum Schutz von Honigbienen. Die wilden Bestäuber erhielten jedoch zu wenig Unterstützung - obwohl die Zahl der Honigbienenvölker nicht mehr ausreicht, um alle Pflanzen zu bestäuben. 84 Prozent der europäischen Nutzpflanzen sind von bestäubenden Insekten abhängig.
«Eine grosse Errungenschaft von STEP ist die erste Rote Liste für europäische Bienen», sagte Stuart Roberts von der britischen University of Reading. «Damit haben Politiker und Raumplaner nun ein entscheidendes Werkzeug, um Massnahmen zum Schutz der Wildbienen zu ergreifen.»