In Frankreich ist die staatliche Preisbeobachtungs-stelle
nach ausführlichen Ermittlungen zu dem Schluss gekommen, dass die Preise, die der Handel den französischen Landwirten zahlt, nur in wenigen Fällen deren Produktionskosten decken.
Gemäss dem Bericht über die Preise und Margen von Lebensmitteln, welcher das Landwirtschaftsministerium von Bruno Le Maire der Preisbeobachtungsstelle in Auftrag gab, sind viele Betriebsleiter aufgrund der niedrigen Abnahmepreise kaum noch in der Lage, ihre Produktionskosten zu zahlen beziehungsweise die Produktionsfaktoren wie Boden und Arbeit zu nanzieren.
Bei Fleischrindern prekär
Die Preisbeobachtungsstelle mit dessen Leiter Phillippe Chalmain nahm als erstes die Fleischbranche unter die Lupe, um für mehr Transparenz hinsichtlich der aktuellen Preise und Margen vom Primärsektor bis zum Endverbraucher zu sorgen, berichtet Agra-Europe (AgE). Dem Wissenschaftler zufolge dürfen die Einkommen der Tierhalter „keine Anpassungsvariable der Märkte sein“.
Gemäss dem Expertenbericht ist die Situation in der Mutterkuhhaltung
beziehungsweise bei Fleischrindern besonders prekär: Deren Marktpreise reichen Chalmain zufolge nicht einmal aus, einschliesslich
der nationalen und europäischen Hilfen, um die Kosten zu decken. Dies habe progressive Eigenkapitalverluste für die Betriebsleiter zur Folge.
Le Maire: „Notwendige Diagnose“
Landwirtschaftsminister Le Maire räumte in einem ersten Rundfunkinterview mit France info ein, die Bruttomargen des
Grossächenhandels seien unverändert hoch, und zwar auf Kosten der absolut unzureichenden Abnahmepreise, die den Tierhaltern und Getreideproduzenten gezahlt würden.
Diese Situation sei von der Landwirtschaft seit vielen Jahren angeprangert worden, deshalb er einen entsprechenden Bericht in Auftrag gegeben, sagt Le Maire. Eine solche Diagnose sei notwendig und bereits in dem vor einem Jahr verabschiedeten landwirtschaftlichen Modernisierungsgesetzes vorgesehen. Der erste Teil des Berichts deckt gemäss Le Maire die eindeutig überzogenen Margen des Grossflächenhandels bei einigen Produkten auf. Dass sei beispielsweise beim Schinken so, wo die Hälfte des Verkaufspreises auf die Margen des Handels entfalle.
Handlungsbedarf
Dies sei völlig überzogen, zumal neben dem Verbraucher und Verarbeiter vor allem der Tierhalter geschädigt werde, obwohl sich dieser bereits in erheblichen Schwierigkeiten bende. Hier bestehe
Handelsbedarf zwischen den einzelnen Mitgliedern der Kette. Dabei müssten sämtliche Probleme auf den Tisch kommen, um eine möglichst efziente Lösung zu finden, forderte Le Maire.
Um dies zu errichen, seien genaue Kenntnisse über die Brutto- und Nettospannen des Handels erforderlich. Dies verlange mehr Transparenz im Interesse des Handels, der Verbraucher und der Produzenten erzielt.
Positive Reaktionen der Agrarverbände
Der französische Bauernverband (FNSEA) und die Dachorganisation der Landwirtschaftskammern (APCA) haben den Bericht und dessen Kritik hinsichtlich der unzureichenden Margen, die der Handel den vorgelagerten Stufen einräumt, begrüsst. Der Vorschlag einer vergleichenden Methode von Preisen und Margen auf den einzelnen Stufen der Warenkette, auf den sich alle Wirtschaftsakteure
verständigt hätten, sei bereits ein entscheidender Fortschritt, erklärten beide Verbände.
Der FNSEA begrüsste nachdrücklich, der Bericht beweise, wie notwendig eine staatliche Preisbeobachtungsstelle sei und zu mehr Preistransparenz beitragen könne. Nun habe man endlich „die traurige Wahrheit“ über die Handelsbeziehungen in Frankreich ofziell aufgedeckt, einschliesslich der dadurch bedingten schweren Krise, in der sich die Landwirtschaft bende.