Mauritius ist für viele vor allem eines: ein Ferienparadies. Die Insel im Indischen Ozean verfügt aber auch über eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaften Afrikas. Und ein vergleichsweise hohes Bruttoinlandprodukt. Kein Wunder, gilt die Insel für viele afrikanische Staaten als Vorbild.
Gerade als Schweizer denkt man zuerst an Badeferien, endlose Strände, Korallenriffe und nicht zuletzt an viel Sonne, wenn jemand von Mauritius spricht. Doch der "Stern und Schlüssel des Indischen Ozeans" ist nicht nur Ferienparadies für Erholungssuchende, sondern auch eines der am besten entwickelten Länder im südlichen Afrika, das über ein vergleichsweise hohes Bruttoinlandprodukt pro Person verfügt. Mit der stabilen Demokratie und einer nicht besonders stark wahrgenommenen Korruption dient Mauritius deshalb auch als Rollenmodell für manches afrikanische Land.
Dass Mauritius heute diese Position übernehmen kann, hat viel mit seiner Geschichte zu tun. Denn es waren in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart viele Menschen, die sich für das Wohl der Insel und ihrer Bewohner eingesetzt haben. Erst seit 1968 sind es die Mauritier selbst, die sich um die Entwicklung "ihrer" Insel kümmern, zuvor waren es die britische Königin, die französischen, portugiesischen und holländischen Kolonialherren sowie Piraten.
Siedler brachten fremde Tiere und Pflanzen
Wer die Insel zuerst entdeckte, ist unklar. Auf portugiesischen Karten tauchten die Inseln bereits 1502 auf, während die Insel "offiziell" erst 1507 durch die Portugiesen entdeckt wurde. Es waren auch die Portugiesen, die in Europa heimische Rinder, Schweine und Affen auf Mauritius ansiedelten und so den Grundstein für die Entwicklung der Insel legten. Zuvor lebten vor allem Schildkröten, Dodos und verschiedene Fledertiere auf Mauritius. Da die portugiesischen Besatzer in der Insel keinen nützlichen Anlaufhafen sahen, nutzten sie diese nur gelegentlich als Stützpunkt, wenn sie auf dem Seeweg durch den Indischen Ozean frisches Wasser und Verpflegung benötigten.
Erst hundert Jahre später wurde Mauritius zu einer wirklichen Kolonie mit einer ständigen Wohnbevölkerung. 1638 gingen die Holländer am Grand Port im Südosten des Landes vor Anker und begannen, Siedlungen zu errichten. In den folgenden Jahren führten die Niederländer aus Jakarta Zuckerrohr ein und begannen mit dessen Anbau. Auch Reis, Kartoffeln, Ananas, Bananen und Zitrusfrüchte sowie verschiedene Gemüsesorten und Tabak brachten die Holländer auf die Insel. Ebenso wie Kaninchen, Schweine, Hirsche, Schafe, Tauben und Gänse.
Nach den Holländern kamen die Piraten
Alles wurde zur Ernährung der Seefahrer und der lokalen Bevölkerung benötigt und entsprechend kultiviert. Doch für die holländischen Kolonialherren blieb die Insel eine Herausforderung; bis 1706 machten häufige Zyklone und Regen, Krankheiten und die Abgeschiedenheit den 111 Menschen auf der Insel zu schaffen. 1710 schliesslich verliessen die Holländer die Insel endgültig in Richtung Südafrika.
In den folgenden Jahren diente die Insel als Ankerplatz für Piraten, welche die schwer beladenen Handelsschiffe im Indischen Ozean abfingen und ausraubten. Darunter waren auch französische Schiffe, weshalb bereits 1715 die ersten Franzosen auf der Insel landeten - nicht zuletzt um den Piraten das Handwerk zu legen.
Franzosen setzten auf Zuckerrohr
1735, zwanzig Jahre nach Ankunft der ersten Franzosen, wurde Zuckerrohr definitiv zur Hauptpflanze von Mauritius. Denn der damalige französische Verwalter, Mahé de Labourdonnais, wollte, dass Mauritius nicht nur als Durchgangspunkt der Handelsschiffe dient, sondern auch als Exporteur auftreten kann. Labourdonnais war Kapitän der französischen East Indian Company, die im Auftrag des Staates Handel mit fernen Ländern trieb. Und er war es, der nicht nur im Zuckerrohranbau die grössten Chancen für Mauritius sah, sondern gleich auch die ersten Zuckermühlen errichten liess. Labourdonnais hat auch die Produktion des blauen Farbstoffs Indigo, von Kaffee, Baumwolle und Gewürzen gefördert.
Auch die Gestaltung von Port Louis, der heutigen Hauptstadt, wird ihm zugeschrieben - ebenso wie der Ausbau des Hafens und die Errichtung von Strassen. Bis zur französischen Revolution und den napoleonischen Kriegen entwickelte sich Mauritius kontinuierlich weiter und konnte seine Position als wichtiger Anlaufhafen festigen. Doch mit dem Verfall des französischen Königreichs, den Kriegen und den stärker werdenden Briten wurde Mauritius 1810 von den Engländern übernommen.
Doch die britischen Besatzer haben nur wenig Einfluss auf die Verhältnisse auf der Insel ausgeübt. In der Folge blieben nicht nur die französische Sprache erhalten, sondern auch viele französische Institutionen und der napoleonische Code Civil.