Obwohl Freiberger Pferde über gute Qualitäten verfügen, haben viele Leute immer noch das Bild des «sturen Bauernpferdes» im Kopf. Neben dem Image muss auch der Verkaufspreis verbessert werden.
Adulte Freiberger/franches-montagnes (FM) können selbst dann nicht kostendeckend verkauft werden, wenn sowohl die Qualität als auch die Vermarktung den Kundenwünschen entsprechen, dies besagt eine Untersuchung des Schweizer Nationalgestüts (SNG). Viele Züchter möchten ihre Pferde mit möglichst wenig zeitlichen und finanziellen Investitionen verkaufen und betreiben nur geringe Marketingaktivitäten.
Kosten nicht gedeckt
Das führt zu Verkaufserlösen von 4500 bis 6500 Franken für ein ausgewachsenes und ausgebildetes Pferd. Die Produktionskosten für ein auf Feldtest-Niveau ausgebildetes, dreijähriges Pferd liegen demgegenüber zwischen 10000 und 14000 Franken.
Pferdeeigentümer, die keine Freiberger Pferde besitzen, sind bereit, höhere Kaufpreise für ihre Pferde zu zahlen. Freibergerzüchter und Besitzer hingegen wollen nicht für ältere, ausgebildete Pferde einen wesentlichen Aufpreis bezahlen. «Das Ziel muss sein, einen durchschnittlich höheren Verkaufserlös pro verkauftes Pferd zu erzielen», sagt Ruedi von Niederhäusern, Leiter Gruppe Pferdezucht und -haltung des SNG.
Den Markt bearbeiten
Dafür müssen die Käufer davon überzeugt werden, dass der korrekt ausgebildete Freiberger auch wirklich diesen Mehrwert hat. «Diese Überzeugungsarbeit geschieht hauptsächlich über das «Branding, das heisst die Markenpflege und die Marktbearbeitung», erklärt von Niederhäusern. Werden aufgrund dieser Massnahmen mehr Pferde am Markt nachgefragt, wird der Preis automatisch steigen und somit die Produzenten motiviert, marktfähige Tiere zu züchten und anzubieten.
In der Studie wurde festgestellt, dass der FM ein marktfähiges Pferd ist. Der FM verfügt über Qualitäten, die im Freizeitmarkt nachgefragt werden. Hervorzuheben ist dabei der gute Charakter, der beim FM besonders geschätzt wird. «Der Freiberger wird oft von Reitanfängern jeder Alterskategorie erworben, hierbei spielen die inneren Werte eine sehr grosse Rolle, Leistungsmerkmale wie z.B. gute Gänge sind zweitrangig», sagt von Niederhäusern.
«Stures Bauernpferd»
Währenddem der FM in der Szene einen sehr guten Ruf geniesst, gibt es unter den Nicht-FM-Besitzern noch grosses Steigerungspotenzial. «Viele Leute haben noch immer das Bild des schweren, mit wenig Reitattributen ausgestatteten Pferds aus den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts vor Augen», erklärt von Niederhäusern. Somit habe der FM heute zum Teil noch immer das Image des «sturen Bauernpferds». Die Ergebnisse der Umfrage sowie der Experteninterviews zeigten, dass vor allem Anstrengungen zur Verbesserung der Vermarktung und des Images notwendig seien, um einen besseren Absatz von FM zu gewährleisten. Bis Ende Jahr sollen nun konkrete Massnahmen für dieses Vorhaben definiert werden.
Ponys erobern Schweiz
Denn der Druck auf dem Pferdemarkt, insbesondere für den FM, ist gross. Die Zahlen der Identitas AG (Ende 2013) sprächen eine deutliche Sprache, weiss von Niederhäusern. Die Kategorie der anderen Equiden (Ponys, Esel, Hybriden) hat in den letzten zehn Jahren um rund 77Prozent zugelegt, während die Pferde einen Zuwachs von rund 33 Prozent erreicht haben. Die FM-Population ist im Vergleich zur Gesamtpopulation heute auf einem Anteil von knapp 20 Prozent stagniert. «Somit sind die Ponys eine sehr ernst zu nehmende Konkurrenz», sagt von Niederhäusern.