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«Freiwilligkeit der B-Milch wäre nachteilig»

hal/sal |

 

Hanspeter Kern, Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP), äussert sich zu Milch-Vorstössen im Parlament. Er unterstützt die Motion Dettling gegen Veredelungsverkehr für Käse, aber die überwiesene Motion aus dem Ständerat zur Freiwilligkeit der schlechter bezahlten B-Milch lehnt er ab. Laut ihm würde dann der A-Preis sinken, weil die Molkereien ihre Anlagen auslasten wollen.

 

«Schweizer Bauer»: Politiker versuchen in letzter Zeit vermehrt in den Milchmarkt einzugreifen. Sie wollen den Milchproduzenten helfen. Ist die Milch wieder zu einem Politthema geworden?
Hanspeter Kern: Die Milch ist ein Rohstoff, der sehr viel Aufmerksamkeit generiert, auch im Parlament. Vielen ist bewusst, dass die Milch und die Milchverarbeitung systemrelevant sind und es freut uns, wenn im Parlament nach Lösungen gesucht wird, die den Milchproduzentinnen und Milchproduzenten bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen bringen. Einige Vorstösse sind tatsächlich gut und richtig.

 

Ein Vorstoss ist derjenige von SVP-Nationalrat Marcel Dettling. Er will künftig verhindern, dass Milch für die Käseproduktion im Veredelungsverkehr vom Ausland in die Schweiz kommt. Unterstützen Sie diese Motion?
Selbstverständlich. Der Bundesrat soll sich entscheiden, wie er diese Schwachstelle im Gesetz eliminieren will. Veredelungsverkehr für die Käseproduktion schwächt den Grenzschutz. Darum bin ich konsequent dagegen und setze mich vehement für mehr Transparenz ein. Wir müssen zudem wissen, welche Entscheide zu solchen Gesuchen getroffen werden, um auch zukünftige den Markt richtig einschätzen zu können. Der Bund nimmt hier aktuell seine Verantwortung gegenüber den Nicht-Gesuchstellern nicht wahr. In allen anderen Bereich will man Transparenz. In diesem Fall wird in der «Dunkelkammer» operiert!

 

Ein weiterer Vorstoss ist derjenige von SVP-Nationalrat Jacques Nicolet, der fordert, dass die Zulage für verkäste Milch nur noch auf Milchmengen gewährt wird, für die mindestens der Preis des A-Segments (er meint den Richtpreis) bezahlt wird. Was halten Sie davon?
Diese Forderung ist prüfenswert. Die Forderung der Bezahlung des A-Richtpreises für alle verkäste Milch ist aber aus Sicht der Exportmärkte etwas anderes, weil wir da Marktanteile verlieren würden und den A-Preis im Inland auch nicht drücken lassen wollen. Für den Inlandmarkt aber scheint mir eine höhere Preisschwelle als im Exportmarkt zur Gewährung der Zulage für verkäste Milch aber nötig. Hat man nur eine Preisschwelle, welche sich am Export orientiert, bringt unakzeptablen Druck auf Margen und Preise im Inland. Das müssen wir Milchproduzenten deutlich ablehnen.

 

Eigentlich sollten Milchproduzenten freiwillig entscheiden dürfen, ob sie B-Milch abliefern wollen oder nicht. Das Parlament hat dies so entschieden. Wie setzen sich die SMP für diese Forderung ein?
Eine Umsetzung dieser B-Freiwilligkeit würde wohl unter dem Strich zu Nachteilen und zu kollateralem Schaden für die Milchproduzenten führen. Folglich würde der A-Milchpreis sinken, um die Differenz zwischen den Segmenten möglichst klein zu halten und der Importdruck würde steigen. Offen ist auch, ob es in diesem Fall eine private Segmentierung grundsätzlich noch geben würde; ausser der Staat verordnet es. Aber das hat ja das Parlament gerade verworfen als die Milchkontingentierung abgeschafft wurde. Um die Sache mit «Marktkräften» umzusetzen, müsste die Milchmengen insgesamt um mindestens 10% sinken……

 

Weshalb haben sich aber die Anteile zwischen A- und B-Milch im vergangenen Jahr zugunsten der günstigen B-Milch verschoben?
Einzelne Milchkäufer kaufen nur A-Milch ein, stellen aber daraus B-Produkte her. Dies hat aufgrund des auf der A-Milch bezahlten Nachhaltigkeitszuschlages abgenommen. Die beiden Segmente wurden gerade im vergangenen Jahr somit genauer ausgewiesen. Und das ist unser Ziel, wir wollen  eine bessere Umsetzung der Segmentierung bis zum Milchproduzenten. Wir wollen diese Transparenz, damit der Produzent genau sehen kann, was mit seiner Milch zu welchen Preisen passiert.

 

Ist dafür der Nachhaltigkeitszuschlag von 3 Rappen verantwortlich?
Da dieser Zuschlag nur für A-Milch bezahlt wird, wurde die Preisdifferenz von A- zu B-Milch grösser. Das hat eben dazu geführt, dass der Milcheinkauf genauer in die beiden Segmente aufgeteilt wurde. In einer ersten Phase hat dies dazu geführt, dass der A-Milchanteil gesunken, aber der B-Preis gestiegen ist. In zwischen hat sich der A-Milchanteil wieder eingependelt und über alle Segmente konnte eine Milchpreissteigerung von 2.2 Rappen pro kg erreicht werden.

 

Der Bund möchte die Verkäsungszulage von 15 auf 14 Rappen senken, weil mehr verkäst wird. Wie stehen Sie dazu?
Wir wollen an der Verkäsungszulage nichts rütteln. Sie wurde bei der Einführung des Freihandels mit der EU eingeführt und ist heute integraler Bestandteil des verbliebenen Grenzschutzes für die gelbe Linie. Eine Senkung der Verkäsungszulage würde zu einem flächendeckend tieferen Milchpreis führen und die exportorientierten Schweizer Sortenkäse schwächen.  

 

Lesen Sie im Interview im gedruckten «Schweizer Bauer» von Samstag, wie Hanspeter Kern die aktuellen Preise für Molkereimilch einschätzt und wie er die Arbeit der Branchenorganisation Milch (BOM) einschätzt.

 

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Kommentare (6)

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  • Bergbauer | 17.03.2021
    Berbauer sagt:
    unendliches Chaos, zu viele Organisationen die von uns bezahlt werden. Sehe nur eine Chance. Aufhören Verkehrsmilch zu produzieren !
    • Gesunder Menschenverstand | 17.03.2021
      Genau das ist auch meine Entscheidung.
  • Sepp | 16.03.2021
    Die Milchmafia arbeitet schon lange nur zu ihren Gunsten. Alle Milch ist weiss,nur wenn mann sie einfärben könnte würde die Segmentierung funktionieren. Apropos Milchmarkt der grösste Milchhändler ist schon wieder dabei die Produzentenpreise zu senken. Soviel zum Thema Markt.
  • werner locher | 15.03.2021
    Der Nationalrat hat mit 180 Ja Stimmen beschlossen, dass für die Produzenten die Lieferung der billigen B Milch freiwillig sein muss. Will sich die Milchbranche tatsächlich über das eidgenössische Parlamente stellen und diesen Beschluss kippen?
    • Gesunder Menschenverstand | 16.03.2021
      Die Milchbranche macht was sie will, schon seit Jahren.
  • Gesunder Menschenverstand | 15.03.2021
    Freiwillige B-Milch wäre schon gut, wenn für A-Milch der A- Preis bezahlt werden MUSS.

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