In den kommenden Nächten sinken die Temperaturen zum Teil deutlich unter den Gefrierpunkt. Fröste sind speziell für Steinobstbäume im jetzigen Stadium gefährlich.
Nach den milden Temperaturen der letzten Woche haben Bise und Kälte die Schweiz im Griff. Das könnte ein Problem werden für den Obstbau, denn die Vegetation ist teils deutlich im Vorsprung. Besonders gefährdet für Frostschäden sind frühblühende Obstarten wie Aprikosen.
Mit 2017 nicht vergleichbar
David Szalatnay von der Fachstelle Obst des Kantons Zürich: «Mit dem Frost des Jahres 2017 kann man die Situation nicht vergleichen. Damals waren die Temeperaturen noch tiefer, alle Bäume waren am Blühen und zudem vom Schnee durchnässt.» Doch rechnet er auch heuer mit kritischen Situationen. «Grundsäzlich sollte das Kernobst glimpflich davonkommen», so seine Einschätzung. Die Apfel- und Birnbäume stehen im Moment etwa im Stadium ‹Mausohr› bis ‹Grünknospenstadium›, folglich sei höchstens mit geringen Frostschäden zu rechnen.
«Beim Steinobst ist bei –3 bis –5 Grad bei Kirschen und Zwetschgen mit Teilausfällen zu rechnen. Bei Aprikosenbäumen, die am blühen sind oder bereits abgeblüht haben, muss beim eintreffen der Prognosen ohne Frostbekämpfungsmassnahmen leider mit einem Totalausfall gerechnet werden.» Die Bise erschwere die Bekämpfungsmassnahmen, weiss Szalatnay.
Keine Kaltluftseen
Sabine Wieland vom Inforama Oeschberg in Koppigen BE teilt diese Einschätzung: «Wenn –3 Grad oder weniger gemessen werden, könnte es für weiter entwickeltes Steinobst, insbesondere für Zwetschgen und Aprikosen, heikel werden.»
In den kommenden Nächten sinkt das Thermometer zum Teil deutlich unter den Gefrierpunkt. In windgeschützten Muldenlagen liegen die Tiefstwerte im Mittelland bei bis -8, ansonsten bei rund -2 Grad. Auch am Freitagmorgen wird es noch einmal frostig mit -1 Grad. Anschliessend wird es wärmer. Am Tag liegen die Temperaturen zwischen 4 und 7 Grad. Es bläst eine kräftige Bise, der Himmel zeigt sich praktisch wolkenlos. blu
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Sie rät vom Beregnen der Bäume zum Schutz der Knospen ab: «Bereits bei geringen Windgeschwindigkeiten ist bei der Beregnung Vorsicht geboten, denn durch die erhöhte Verdunstung kann es zu Kühleffekten und zur Schädigung der Pflanzen kommen. Auch Hagelnetze sind keine Lösung. Sie verringern tagsüber durch Beschattung die Erwärmung des Bodens und der Kulturen. Szalatnay und Wieland raten deshalb davon ab, Hagelnetze in Schutzstellung zu bringen.
Für Rüben keine Gefahr
Die ersten Rüben wurden Ende der letzten Woche erst gesät und haben noch nicht gekeimt. «Der aktuelle Frost ist kein Problem, denn der Keimvorgang wird 10 bis 14 Tage dauern», beruhigt Samuel Jenni von der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau. «Mehr Sorgen macht mir der Gewitterregen, der am Freitag in der Region Bern und im Seeland fiel. Es drohen nun Verschlämmung und Verkrustung der Böden, was die Rübenkeimlinge schlecht ertragen.»
Heinrich Hebeisen vom Luzerner Pflanzenschutzdienst: «Der Raps welkt aktuell, die Stängel sind teils verbogen, wenige Stängel sind geplatzt. Die geschlossenen Blütenknospen werden kaum geschädigt. Ich rechne mit wenig Schäden, da der Raps ein grosses Kompensationsvermögen hat.» Beim Getreide könne die starke Bise, kombiniert mit Frost, an windexponierten Standorten zu Frostdürre führen.