Bei Fruchtfliegen reichen geringe Mengen des Stoffes Geosmin aus und sie machen einen Bogen um ihre Nahrung. Was bei den Insekten dabei im Gehirn abläuft, berichtet ein internationales Forscherteam nun im Fachblatt «Cell».
Der Geruchsstoff Geosmin, den Menschen als erdig wahrnehmen, wird etwa von einigen giftigen Bakterien und Schimmelpilzen abgegeben. Schon kleinste Mengen reichen aus, dass die Fliegen, die sich sonst vor allem von Hefen ernähren, sich von ihrer Nahrung entfernen und Weibchen dort keine Eier ablegen, heisst es.
Geruchsstoff löst Flucht aus
Wie das Team um Marcus Stensmyr und Bill Hansson vom Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena berichtet, wird durch Geosmin eine spezielle Nervenleitung aktiviert. Diese reiche von den Rezeptoren in den Antennen weiter über Sinnes- und Gehirnneuronen.
Die durch Geosmin vermittelte Botschaft löse ohne Umwege ein bestimmtes Verhalten aus - nämlich Flucht. «Es ist das erste Mal, dass nun ein solches Durchschaltmuster auch im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme festgestellt werden konnte», sagte Hansson.
Reiz überlagert alle anderen Hirnsignale
Der durch Geosmin ausgelöste Reiz überlagert nach den Erkenntnissen der Forscher alle anderen Signale im Gehirn - selbst die für Drosophila melanogaster verführerischen Düfte von Essig oder Früchten. «So etwas kennen wir sonst nur aus dem Sexualverhalten der Insekten», erklärte Hansson.
Für ihre Studie haben die Forscher Messungen am Nervensystem der Fruchtfliegen vorgenommen. Ihre Ergebnisse daraus bestätigten sich in Experimenten, bei denen die Tiere in Glasröhrchen verschiedenen Gerüchen ausgesetzt wurden.
Hansson geht davon aus, dass es einen ähnlichen Reflex auch bei anderen Insekten bezüglich anderer Geruchsstoffe gibt. Dies könne etwa für die Schädlingsbekämpfung von Interesse sein.