Eringer-Kühe, Schwarznasenschafe und Schwarzhalsziegen stammen aus dem Wallis. Weil der Bestand schrumpft, will der Kanton diese Rassen mit neuen Beiträgen fördern, und ein Projekt zur regionalen Entwicklung starten. So sollen Prämien ausbezahlt werden.
Der Kanton Wallis hat vor etwas mehr als einem Jahr beschlossen, einheimische Nutztierrassen zu unterstützen und zu fördern.
Langfristigkeit
Die bereits unternommenen Anstrengungen für die Eringer-Kuhrasse werden von Blaise Maître und seinem Chef Jean-Jacques Zufferey vom kantonalen Amt für Viehwirtschaft vorsichtig optimistisch gewertet. Sorge bereiten den beiden aber vor allem die im Oberwallis beheimateten Schwarznasenschafe und Schwarzhalsziegen, bei denen sich das Interesse an Fördermassnahmen in Grenzen hält.
Nun wollen die beiden die Erhaltung und Förderung einheimischer Rassen in ein Projekt zur regionalen Entwicklung (PRE) einbinden. Ein entsprechendes Gesuch wurde Ende Juni beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) eingereicht. Die Nachwuchsförderung ist dabei eines der bedeutendsten Standbeine. Blaise Maître erklärt: «Bauern, die sich während 20 Jahren verpflichten, in ihrem Tierbestand mindestens 80 Prozent einheimische Rassen zu halten und ein Zuchtprogramm zu befolgen, werden mit einem Bonus unterstützt, wenn sie einen neuen Stall bauen oder einen bisherigen erweitern wollen.» Sechs Betriebe wurden letztes Jahr bereits mit rund 400’000 Franken unterstützt.
Christian Zufferey
Wer profitieren kann
Weil grundsätzlich dieselben Bedingungen gelten wie für die Ausrichtung von Strukturverbesserungsbeiträgen, können praktisch nur Bauern profitieren, die bis zu 45 Jahre alt sind. Die Höhe des Bonus kann abhängig von den individuellen Bedürfnissen der Gesuchsteller variieren.
Schliesslich winken Beiträge für Züchterinnen, die ihre eigenen Tiere an öffentliche Schlachtviehmärkte bringen. Tierzucht-Organisationen sollen ausserdem bei der Organisation von Ausstellungen unterstützt werden, etwa für Stier-, Widder- und Bockmärkte. Für Ringkuhkämpfe und touristische Veranstaltungen werden hingegen keine Beiträge in Aussicht gestellt. Gleichwohl ist Maître davon überzeugt, dass auch das touristische Potenzial genutzt werden muss. «Eine Zusammenarbeit mit Tourismusorganisationen, etwa bei Alpfahrten, kann dem Erhalt der einheimischen Rassen dienen», meint er.
Ungenutztes Potenzial
Noch viel ungenutztes Potenzial sieht Zufferey bei der Vermarktung von Fleisch, von Milchprodukten oder auch von der Wolle von Schwarznasenschafen. Für Eringer-Fleisch existiere zwar schon seit Jahren das Label «Fleur d’Hérens», doch dessen Bekanntheitsgrad liege noch unter den Erwartungen. Zufferey ist aber nicht nur davon überzeugt, dass sich Fleisch mit einem Mehrwert vermarkten lässt, sondern auch die Milch. «Im Vergleich zu internationalen Leistungsrassen geben Eringer zwar weniger Milch, dank ihrem Image ist sie aber einiges mehr wert», betont Zufferey.
Für Käse und andere Milchprodukte aus 100 Prozent Eringer-Milch winkt daher eine Prämie von 10 Rappen pro Kilo Milch. Zufferey schätzt, dass Käse aus Eringer-Milch, wenn sie dazu noch nach dem Biostandard produziert wurde, für bis zu 35 Franken pro Kilo verkauft werden könnte. «Bei den Konsumenten würde ein ähnlicher Effekt zum Tragen kommen, wie das beim Fair-Trade-Handel von Max Havelaar der Fall ist», ist Zufferey überzeugt.