Aebi Schmidt übernimmt dabei die Mehrheit am gemeinsamen Unternehmen. Durch den Zusammenschluss entsteht nach Angaben von Aebi Schmidt der weltweit führende Spezialfahrzeug-Produzent mit einem Umsatz von gegen 2 Milliarden US-Dollar (1,79 Mrd. Fr.) und einen Betriebsgewinn (bereinigter EBITDA) von rund 200 Millionen Dollar kommen (179 Mio. Fr.).
Arbeitsplätze in der Schweiz erhalten
Die Fusion von Aebi Schmidt und The Shyft Group soll über einen Aktientausch erfolgen. Nach dem Abschluss der Transaktion werden die Aebi-Schmidt-Aktionäre die Mehrheit (52%) am gemeinsamen Unternehmen halten, die jetzigen Shyft-Besitzer erhalten 48 Prozent. Die bisherigen Grossaktionäre von Aebi Schmidt, Peter Spuhler und Gero Büttiker, werden auch nach der Fusion mit 35 Prozent respektive 13 Prozent die grössten Einzelaktionäre sein. Spuhler gibt ein Bekenntnis zum fusionierten Unternehmen ab. «Spuhler wird seinen Aktienanteil an der neuen Gesellschaft halten», heisst es in der Mitteilung von Montag. Mit der Fusion kommt Aebi Schmidt auch an die US-Börse Nasdaq. Die Papiere von Shyft sind dort bereits kotiert.
«Nach den Phasen der Sanierung, der Zusammenführung mit Schmidt und des starken Wachstums unter der Führung von CEO Barend Fruithof ermöglicht der Zusammenschluss eine globale Aufstellung. Der Gang an die Börse in New York wird dazu beitragen, dass Aebi Schmidt qualitativ weiter wachsen kann. Damit können wir den Standort von Aebi Schmidt in der Schweiz stärken und langfristig Arbeitsplätze in der Schweiz erhalten», lässt sich Spuhler im Communiqué zitieren.
Peter Spuhler besitzt rund 41 Prozent der Stadler-Rail-Group . Nach der Fusion von Aebi Schmidt mit Shyft wird der grösster Aktionär des neuen Unternehmens.
zvg
Weltgrösster Hersteller
Die beiden Unternehmen seien «höchst komplementär», heisst es weiter. Durch die Übernahme verfügt das neue Konstrukt über 70 Standorte weltweit, davon 40 in den USA. «Diese Fusion ist strategisch sehr sinnvoll. Wir stärken damit Aebi Schmidt weiter und werden nun zu einem führenden Spezialfahrzeug-Produzenten weltweit. Für Shyft ermöglicht der Zusammenschluss mit ihren Produkten Zugang zum europäischen Markt zu erhalten», so Spuhler weiter.
Der Sitz der fusionierten Gesellschaft soll in Frauenfeld TG bleiben, geleitet wird sie vom bisherigen Aebi-Schmidt-Chef Barend Fruithof. Als Verwaltungsratspräsident wird der bisherige Shyft-VRP James Sharman agieren, Fruithof soll zudem Vize-VRP werden. Aebi Schmidt wird sechs von elf Mitgliedern im Verwaltungsrat stellen, Shyft fünf. «Mit dem Börsengang und der neuen Grösse entstehen neue Möglichkeit bei Kunden, Märkten und Produkten. Aebi Schmidt kann in naher Zukunft ein noch breiteres Produktportfolio anbieten. Dies wird die Stabilität langfristig sichern und die Erträge weiter steigern», hält Barend Fruithof fest. Der Zusammenschluss soll sich rasch positiv auf das Ergebnis auswirken, dies vor allem durch die geographische Expansion, Cross-Selling und Kostenoptimierungen.
Kein spezieller Grund für Fusion
Am mache die Fusion aus einer Position der Stärke, sagte Fruithof zur Nachrichtenagentur AWP. Für die Fusion gerade zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keinen speziellen Grund. «Wir haben eine Opportunität genutzt», fuhr er fort. Man habe den Markt genau angeschaut und die jetzige Bewertung von Shyft hat gut gepasst, um über eine Fusion zu sprechen.
Mit der Fusion kommt Aebi Schmidt an die US-Börse Nasdaq. Da die Papiere von Shyft dort bereits gelistet sind, habe sich dies aus «pragmatischen Gründen» ergeben, so Fruithof. Das fusionierte Unternehmen wird rund 70 Prozent seines Umsatzes in den USA machen.
The Shyft Group ist ein US-amerikanischer Fahrzeughersteller mit Sitz in Charlotte (Michigan). Zu den Produkten gehören neben Feuerwehrfahrzeugen auch Fahrgestelle für Schulbusse, Wohnmobile und Sonderfahrzeuge, zudem Militärfahrzeuge und Pakettransporter. Das 1975 gegründete Unternehmen begann gemäss Wikipedia mit der Herstellung von Fahrgestellen für Feuerwehrfahrzeuge. 1985 kam die Herstellung von Wohnmobil-Fahrgestellen hinzu und 2005 die Endmontage von Militärfahrzeugen. «Der Zusammenschluss mit Aebi Schmidt stärkt unsere Marken, unsere Kundenbeziehungen und unsere Manufacturing Excellence und ermöglicht Wachstum in den Bereichen Commercial Trucks und Infrastruktur, während wir gleichzeitig Werte für unsere Aktionäre schaffen», sagt Shyft-Präsident und CEO John Dunn.
Neuer Name noch unklar
Der CEO sieht für Aebi Schmidt in den USA Wachstumsmöglichkeiten, auch weil der europäische Markt ein wenig schwächle. «Wir stärken mit der Transaktion die Standorte in Europa, weil wir weitere Verkaufspunkte für europäische Produkte in den USA erhalten», sagte er zu AWP. Ein Stellenabbau in Europa und auch der Schweiz sei aktuell kein Thema.
Der Abschluss der Fusion ist für Mitte 2025 vorgesehen. Dies unter dem Vorbehalt der Zustimmung von Behörden und der Aktionäre von Aebi Schmidt und Shyft. Wie das fusionierte Unternehmen am Ende heissen wird, ist laut Fruithof aktuell noch unklar. Es würden noch verschiedene Möglichkeiten geprüft. Wahrscheinlich sei, dass der Name Shyft in irgendeiner Form Bestandteil sein wird. Aber auch Abkürzungen seien möglich, so der Firmen-Chef weiter.
Aebi-Schmidt: 2024 Rekordumsatz
Das Schweizer Unternehmen Aebi wurde 2006 von Peter Spuhler übernommen. 2007 erfolgte die Fusion mit der süddeutschen Schmidt. Unter der Führung von CEO Barend Fruithof ist Aebi Schmidt in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. 50 Prozent des Umsatzes erzielt die Gruppe bisher in Europa, 50 Prozent in den USA.
Aebi Schmidt wird nach eigenen Angaben 2024 einen Rekordumsatz von rund 1 Milliarde Euro (940 Mio. Fr.) erreichen sowie ein EBIT von über 80 Millionen Euro (75 Mio. Fr.). Aebi Schmidt verfügt aktuell über einen Auftragseingang von über1 Milliarde Euro (940 Mio. Fr.).
Aebi Schmidt betreibt 14 Werke in Europa und Nordamerika, unter anderem im bernischen Burgdorf. Die Marken des Konzerns werden in über 90 Ländern vertrieben, in 16 Ländern ist das Unternehmen mit einer eigenen Verkaufs- & Service-Organisation präsent.
1883 gegründet
Die Gründung von Aebi geht aus das Jahr 1883 zurück. Johann Ulrich Aebi eröffnete eine mechanische Werkstatt zur Herstellung von Turbinen, Feuerspritzen, Sä- und Pferdezugmaschinen. Die Werkstatt wurde schon ein Jahr später zu einer industriellen Unternehmung mit Serienproduktion ausgebaut, schreibt «Landtechnik historisch». Mit der Serienproduktion einer eigenen Mähmaschine (ab 1887) stellte sich der Erfolg ein, schreibt das Historische Lexikon. Das erste erfolgreiche Produkt unter der Marke Aebi war der Pferdemäher «Helvetia» (ab 1887 Serienproduktion).
1895 startete Aebi mit dem Nachbau der McCormick-Mähmaschine die Produktion erster motorbetriebener Landmaschinen. Ab 1910 wurden gemäss «Landtechnik historisch» Dreschmaschinen, Futter- und Zangenaufzüge in die Produktion aufgenommen.1914 begannen die Nachkommen des Gründers mit der Produktion der ersten Mähmaschine mit Benzinmotor.
Wie das Onlineportal weiter schreibt, produzierte Aebi nach dem Zweiten Weltkrieg ausschliesslich pferdegezogene Geräte hergestellt. Zwischen 1883 und 1969 wurden rund 20’000 Stück Pferdezug-Drillmaschinen und zwischen 1889 und 1961 knapp 10’000 Stück Pferdezug-Düngerstreuer hergestellt
1964 erfolgte ein weiterer Meilenstein. Aebi brachte den ersten Transporter auf den Markt. Der erste Aebi Terratrac (TT 77) wird 1977 lanciert. 1998 kauf Aebi das Kehrmaschinengeschäft der Maschinenfabrik Hochdorf (MFH). 2006 verkaufte die Familie Aebi das Unternehmen an Peter Spuhler.