Urs Schneider, stellvertretender Direktor des Schweizer Bauernverbands, ruft zur Teilnahme an den Wahlen auf.
«Schweizer Bauer»: Warum sollen die Schweizer Bäuerinnen und Bauern am 18. Oktober 2015 an die Urne gehen?
Urs Schneider: Mit dem Ausfüllen können die Bäuerinnen und Bauern mitbestimmen, wie sich das Parlament in der nächsten Legislaturperiode zusammensetzt. Dies kann ihnen keinesfalls egal sein – im Gegenteil: Immer wieder hat das Parlament für die Bauernfamilien ganz wichtige Entscheide zu fällen. Dabei hat sich dieses in den letzten Jahren oft als der verlässlichere Partner der Landwirtschaft erwiesen als der Bundesrat.
Inwiefern war das Parlament verlässlicher?
Der Bundesrat hat mit seinen Vorschlägen verschiedentlich gemachte Versprechen gebrochen, zum Beispiel, als er die mit der Agrarpolitik 2014–2017 bestellten Leistungen plötzlich nicht mehr vollumfänglich bezahlen wollte. Im Parlament konnten in der Folge die «Verirrungen» des Bundesrats korrigiert werden. Auch gegenüber einer überbordenden Grenzöffnung ist das Parlament kritischer eingestellt als der Bundesrat.
Welche wichtigen Geschäfte stehen in den nächsten vier Jahren an?
Die jüngsten Sparpläne, die Gelüste für weitere Grenzöffnungen und den Freihandel und verschiedene andere Vorschläge deuten darauf hin, dass das Parlament den Bundesrat auch in Zukunft korrigieren muss. Zudem werden der Nationalrat aller Voraussicht nach schon in der kommenden Wintersession und der Ständerat wohl im kommenden Frühjahr über die Initiative für Ernährungssicherheit befinden. Die Zusammensetzung des Parlaments ist sehr wichtig, und die Bauernfamilien haben ein grosses Interesse, dass auch in Zukunft möglichst viele bäuerliche Vertreter in beiden Kammern Einsitz haben.
Welche Parteien sind aus Sicht des SBV zu bevorzugen?
Wir haben keine Präferenz. Um Mehrheiten zu bekommen, ist es wichtig, dass es bäuerliche Vertreterinnen und Vertreter in verschiedenen Parteien hat. Es empfiehlt sich vor allem auch, aussichtsreichen Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl zu verhelfen. Natürlich freuen wir uns, wenn die Parlamentarier die im SBV in demokratischen Prozessen gefällten Entscheide und Positionen unterstützen.
Wer soll an die Urne?
Es braucht jede Stimme aus der Landwirtschaft und ihrem ganzen Umfeld. Alle Bäuerinnen und Bauern sind aufgefordert, alle ihre stimmberechtigten Familienangehörigen, Nachbarn und Freunde zum Urnengang zu bewegen. Meistens lohnt sich auch noch ein familieninterner «Check» bei Töchtern und Söhnen, Verwandten und Mitarbeitenden. Wer nicht brieflich stimmt, hat schliesslich am Abstimmungssonntag vom 18. Oktober noch die letzte Gelegenheit dazu. Mit einer starken Mobilisierung und der Wahl von bäuerlichen Vertreterinnen und Vertretern gelingt es, der Landwirtschaft auch in Zukunft eine starke Position im Parlament zu sichern!