Hans Jörg Rüegsegger will die Kommunikation zwischen Lobag, der Basis und der Politik fördern und so Vertrauen schaffen.
«Grundsätzlich bin ich ein positiv eingestellter Mensch und halte mich an mein Lebensmotto: Rückschläge darf man haben, jederzeit aber danach sollte man sofort wieder aufstehen und weitergehen.» So beschreibt sich Hans Jörg Rüegsegger. Der 42-jährige Meisterlandwirt und Agrotechniker bewirtschaftet mit seiner Frau Suzanne einen 27-Hektar-Vollweidebetrieb mit Milchwirtschaft und Ackerbau in der voralpinen Hügelzone.
Vorteil, dass er weder im grossen noch kleinen Lobag-Vorstand ist
Vielleicht sei gerade die Tatsache, dass er weder im grossen noch im kleinen Vorstand der Lobag einsitze, eine Besonderheit. Als unverbrauchte Kraft könnte er für etwas frischen Wind sorgen. Während seiner politischen Aufgaben auf Gemeindestufe und seiner militärischen Funktion als Stabsadjutant Miliz wurde Rüegsegger mit vielen Menschen und Charakteren und deren Problemen konfrontiert. «Das ist nicht zu vergleichen mit dem Lobag-Präsidium, das ist ganz klar.» Trotzdem ist er sich bewusst, was es heisst, dieses Amt zu übernehmen. Führungserfahrung holte er sich zudem als Delegierter der SMP und der Emmentaler-Sortenorganisation.
Familienbetriebe stärken
Darauf angesprochen, wo er seine Schwerpunkte sieht, meint er unmissverständlich: «Ein grosses Anliegen ist mir die Existenz der Familienbetriebe. Ein weiterer Punkt ist die Steigerung der Wertschätzung für die Arbeit und die Produkte. Es gilt, noch mehr Konsumenten und Verarbeiter mit dieser Botschaft zu erreichen und ihnen bewusst zu machen, wie wichtig es ist, den Schweizer Franken im eigenen Land auszugeben, trotz billigerer Angebote.»
Weiter will der Riggisberger das unternehmerische Denken der Bauern fördern. «Jeder ist ein Unternehmer und managt sich selbst oder die Familie. Das sollte noch mehr gelebt werden.» Dafür braucht es eine Lobag mit ihren verschiedenen und gut aufgestellten Dienstleistungen. Rüegsegger sieht dies als Grundwerte der Gesellschaft und möchte, dass noch mehr Lobag-Mitglieder dahinterstehen können und diese Sicht weitervermitteln.
Strukturen optimieren
Angesprochen auf die Stärken und Schwächen der Berner Bauernorganisation, meint Rüegsegger: «Eine Stärke der heutigen Lobag ist die Struktur, die sie geschaffen hat, und der geschichtliche Hintergrund, wie aus einem Bedürfnis und drei verschiedenen Verbänden heraus eine Lobag entstand.»
Ein Nachteil sei die Namensgebung und dass sich beispielsweise Biobauern oder Rindviehmäster zu wenig vertreten fühlten. Doch andererseits frage er sich, was mit dem Berufsstand, der gesamten Landwirtschaft im ganzen Kanton Bern ohne Lobag sowie deren verschiedene Vertretungen wäre. «Undenkbar.» Die Lobag könne die Interessen des Berufsstandes bündeln. Voraussetzung seien die sehr guten Leute der Geschäftsleitung. Mit ihnen sei es durchaus reizvoll, gemeinsam weiterzuarbeiten und geeint aufzutreten.
Kommunikation fördern
Hans Jörg Rüegsegger will die bestehenden Strukturen und Visionen sowie das Leitbild der Lobag umsetzen und weiterentwickeln. Die Kommunikation zwischen der Bauernorganisation, der Basis und der Politik möchte er fördern, um Vertrauen untereinander zu schaffen. Mit ins Boot holen möchte er aber auch die Verarbeiter und die Konsumenten. Das sei eine Notwendigkeit. Doch dafür brauche es gute Netzwerke, die bereits bestünden und optimiert eingesetzt werden sollten.
Wie sieht der fünffache Familienvater die Zukunft der Berner Betriebe? «Es gibt mehrere typische Berner Bauernhöfe. Ich kann und will sie nicht in ein Modell drücken, denn je nach Region, Betriebsleitung und Nachfolgeregelung kann das ganz unterschiedlich aussehen.» Ein Bergbauer habe andere Voraussetzungen als ein Bauer im Tal. Dazu sei jeder Betrieb so individuell wie die Menschen, die ihn bewirtschafteten.
Als seine Stärken bezeichnet er folgende Eigenschaften: loyal, zuverlässig und ausgeglichen. Bevorzugt handle er ziel-, lösungs- und sachorientiert. «Die Delegierten sollten aus Überzeugung den Richtigen wählen, hinter dem sie dann auch stehen können. Mir sind die Berner Bauern und Familien wichtig. Ich möchte zusammen mit der Lobag und der Basis aktiv und konstruktiv an der Zukunft mitgestalten.»