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Geflüchtete werden zu Kollegen

 

Migranten können wertvolle Arbeitskräfte auf dem Hof sein. Bei der Kommunikation bezüglich der Arbeitsaufgaben kann man als Chef einige Regeln einhalten, die es dem Migranten einfacher machen, sein Potenzial zu zeigen.

 

In Zeiten des Fachkräftemangels sind Migranten in der Landwirtschaft eine gute Möglichkeit, Personalengpässe zu beheben. Ehrgeizige Migranten wollen sich schnell integrieren. Sie möchten die Arbeitsgewohnheiten und Umgangsformen der Kollegen begreifen. Sie befinden sich in den ersten Wochen in einem angespannten Zustand und reagieren auf neue Eindrücke sehr sensibel. Man muss sich nur vorstellen, wie man selbst reagiert, wenn man in einem anderen Land arbeitet und die Sprache erst lernen muss.

 

Anderswo ist es anders

 

Ein Miteinander unterschiedlicher Kulturen ist im Alltag eine echte Herausforderung, weil Menschen anderer Nationen völlig unterschiedliche Vorstellungen von der Teamarbeit haben. Viele überrascht es, dass in der Schweiz die Zusammenarbeit und die Rolle des Chefs ganz anders sind als im Herkunftsland. Dort gibt es eine ausgeprägte Achtung vor Autoritäten, der autoritäre Führungsstil ist dort üblich. Sie sind es nicht gewöhnt, eine Entscheidung alleine zu treffen und dafür die Verantwortung zu übernehmen.

 

Das Mitspracherecht bei Entscheidungen und bei der Arbeitseinteilung ist typisch für die Landwirtschaft in der Schweiz. Das ist für sie gewöhnungsbedürftig und erfordert Aufklärung. Für den Kollegen aus anderen Kulturen ist es überraschend, dass der Mitarbeiter seine Meinung äussern darf, sogar danach gefragt wird. Für Migranten sind Anweisungen und Unterordnung normal. An Eigeninitiative und Verantwortungsübernahme müssen sie sich erst gewöhnen. Auch die technische Ausstattung und die Maschinen im Betrieb sind neu und erfordern Geduld bei der Einweisung.

 

Hindernisse überwinden

 

Wer neu ist, betritt unbekanntes Terrain, sein Zugehörigkeits- und Sicherheitsgefühl ist noch nicht ausgeprägt. Der Neue sucht Orientierung und ist auf Unterstützung des Teams angewiesen. Er versucht anfangs, alles richtig zu machen, das kann zu einer Art der «Überanpassung» führen. Bei der Einarbeitung ist grosse Konzentration erforderlich, ein hohes Arbeitstempo ist daher nicht möglich.

 

Nach dem Defizitgedanken sieht man meist nur das, was der Migrant noch nicht leistet, was ihm fehlt. Vergleiche zwischen der Leistung von inländischen und ausländischen Mitarbeitern sind unbedingt zu vermeiden. Wer bei der Einarbeitung etwas länger braucht, ist oft derjenige, auf den man später eigentlich nicht mehr verzichten will.

 

Mitarbeiter mit Sprachschwierigkeiten brauchen für die Einarbeitung etwas länger, sind deswegen aber nicht automatisch weniger motiviert. Um Wissen zu verinnerlichen, braucht jeder unterschiedliche Aktivitäten und Anläufe.

 

Migranten brauchen Feedback, sie wollen wissen, ob sich ihre Bemühungen gelohnt haben, ob sie ankommen. Kommt es zu schnellen Fortschritten bei der Einarbeitung, freut sich der Migrant auf eine ausdrückliche Anerkennung, auch von Kollegen. Das motiviert ihn für weiteres Engagement. Dauert es etwas länger, ist Geduld und Toleranz angesagt.

 

Der ausländische Mitarbeiter hat eine unterschiedliche «Reizschwelle», wenn seine Arbeit bewertet wird. Kritische Äusserungen rufen ein Gefühl der Verunsicherung hervor. Bei der Bewertung der Arbeitsleistung muss zum Ausdruck kommen, dass es nicht um Kritik geht, sondern um eine Anregung. Migranten müssen sich erst daran gewöhnen, dass nicht nur der Chef, sondern auch erfahrene Kollegen auf Fehler aufmerksam machen und dass dies als Unterstützung in einem kollegialen Verhältnis zu sehen ist. Überforderung des Migranten gilt es zu vermeiden, andernfalls geht er schwierigen Arbeiten aus dem Weg aus Angst vor Fehlern.

 

Anweisungen vermitteln

 

Arbeitsabläufe nachvollziehbar zu vermitteln, ist nicht jedermanns Sache. Erfahrene Vorgesetzte mit grossem Kenntnisstand sind nicht automatisch gute Instruktoren. Auch ein erfahrener Autofahrer ist nicht automatisch ein guter Instruktor. Denn Kenntnisse besitzen und vermitteln ist nicht dasselbe. Am besten gliedert man die Einweisung in Schritte und fragt direkt nach jedem Schritt und nicht erst am Ende, ob es noch Fragen gibt. Zu viele Details am ersten Tag verwirren, daher werden nur wichtige Arbeitsschritte erläutert, am besten beginnt man mit einem groben Überblick über die Aufgabe, stellt immer wieder Fragen und zeigt sich geduldig.

 

Bei der Einarbeitung muss auf den «Overkill» an Informationen geachtet werden. Rückfragen des Migranten nach der Einweisung dürfen nicht als Belastung betrachtet werden. Wer bei der Einweisung die Reaktion des Neuen genau beobachtet, kann erkennen, ob der Neue sich überschätzt oder ängstlich ist und sich wenig zutraut. Migranten begrüssen es, wenn Kollegen aus dem Team die Kontrollen vornehmen, ob die Einweisung eingehalten wird.

 

Bei der Wissensvermittlung gibt es die Muss-Informationen, das sind die Basics, die zur Arbeitserledigung unbedingt erforderlich sind. Aussergewöhnliche Situationen werden noch nicht angesprochen. Kann-Informationen sind Antworten, die es nur gibt, wenn der Migrant Fragen stellt. Bei Plus-Informationen handelt es sich um besondere Details, die am Ende der Einarbeitungsphase Bedeutung haben.

 

Informationsbedürfnisse des Einzelnen sind sehr unterschiedlich, an den Fragen des neuen Migranten erkennt man den Lernfortschritt und seine Auffassungsgabe, sein Interesse.

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