Rund 230 Landi-Präsidenten, -Vorstands-mitglieder und -Geschäftsführer aus der Region Mittelland trafen sich in Gwatt BE zu einer zweitägigen Arbeitstagung. Gemeinsam mit Vertretern des Fenaco-Stammhauses wurde die aktuelle Marktsituation, Heraus-forderungen und Chancen der gesamten Fenaco-Gruppe diskutiert.
Begonnen wurde die Tagung in Gwatt am Thunersee mit einem Podiumsgespräch. Dabei wurden die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft, die sich aus der Agrarpolitik und den nationalen wie auch globalen Agrarmärkten ergeben, diskutiert.
Warnung vor Agrarrohstoffspekulation
Der Vizedirektor des Bundesamtes für Landwirtschaft, Christian Hofer, hielt fest, dass der bisherige Grenzschutz für landwirtschaftliche Rohprodukte aufrechterhalten werden soll, ebenso wie der Ernährungs-Selbstversorgungsgrad der Schweizer Bevölkerung, der zurzeit bei 55 Prozent liegt.
Der Geschäftleitungsvorsitzende der Fenaco, Willy Gehriger, ergänzte die nationale Sicht mit Erkenntnissen aus dem globalen Agrarhandel. Angesichts des Bevölkerungswachstums würden die Hungerkrisen weltweit eine Herausforderung bleiben. Gehriger warnte vor Agrarrohstoff-Spekulationen. Ausgerechnet in diesem Bereich des Rohstoffhandels fehle ein ausgewogenes Regelwerk.
Die Industrienationen müssten unbedingt den Zutritt für solche Börsengeschäfte auf reale Agrarakteure beschränken, zudem seien finanzielle Garantien zu hinterlegen. "Agrarrohstoffe dürften nicht in derivativen Produkten eingebaut werden“, sagte Gehriger.
SGPV: Wirksamer Grenzschutz und kostendeckende Preise
Agrarrohstoffe, wie zum Beispiel Weizen, produzieren Getreidebauern wie der Präsident des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes (SGPV), Fritz Glauser. Der SGPV anvisiert im Sinne der Vision 2025 den Selbstversorgungsgrad beim Brot auf 90 Prozent halten zu können (heute bei 82 Prozent). Auf einer Weizenanbaufläche von mindestens 85’000 Hektaren wird mit einem Produktionsumfang von 490’000 Tonnen gerechnet.
Dazu brauche es einen wirksamen Grenzschutz, kostendeckende Produktpreise, ein gerechter Arbeitsverdienst, aber auch eine Vereinfachung der Administration. Die Qualität von Schweizer Landwirtschaftsprodukten soll anerkannt und honoriert werden.
SBV: Setzt auf das Konzept der Ernährungssouveränität.
Ob eine solche Vision realisierbar sein wird, griff der Leiter des Departements Wirtschaft und Politik des schweizerischen Bauernverbandes, Francis Egger, auf. Ausgehend von zwei Szenarien, einerseits der Marktöffnung, andererseits Stärkung der Inlandproduktion, müssen die Bauern die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaftsbetriebe verbessern, sagte er.
Generell finde der schweizerische Bauernverband, dass der Bund bei den immer weiter gehenden Marktöffnungen vermehrt auch agrarpolitisch hätte eingreifen können. Als Beispiel nannte er die Einführung einer erleichterten Allgemeinverbindlichkeit. Wenn immer eine Branche sich einig sei und gemeinsame Beschlüsse fasse, würden diese für allgemeinverbindlich erklärt. So funktioniere es in Frankreich. So oder so – der Bauernverband setzt auf das Konzept der Ernährungssouveränität.