/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Können Mensch und Bär zusammenleben?

Die Toleranz gegenüber Bären unterscheidet sich von Gemeinde zu Gemeinde. Die Koexistenz-Frage wird von diversen ökologischen und sozialen Faktoren beeinflusst, wie eine neue Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETH Zürich) im Fachblatt «Journal for Conservation Biology» zeigt.

Wo ist eine Koexistenz von Bär und Mensch möglich, und warum, oder warum nicht? Dieser Frage wurde in einer Studie der ETH Zürich nachgegangen. ETH-Forscherin Paula Mayer hat mit ihrem Modell Karten für insgesamt 21 Gemeinden, die im und um den Abruzzen-​Nationalpark (I) liegen, erstellt. Exemplarisch hat sie drei Gemeinden ausgewählt und genauer analysiert.

Während die eine Gemeinde gegenüber dem Grossraubtier positiv eingestellt ist und die Bär-​Mensch-Koexistenz sehr wahrscheinlich gut möglich ist, ist das friedliche Nebeneinander in einer der untersuchten Gemeinden eher unwahrscheinlich. «Das hängt unter anderem davon ab, ob die Bewohner einer Gemeinde schon seit langem in Kontakt mit Bären waren, oder ob sie das Tier nur vom Hörensagen kennen», so Mayer. Zwischen den Ortschaften, die teils nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind, gibt es unterschiedliche Meinungsbilder über die Bären.

Landwirtschaft oder Tourismus

So spiele etwa eine grosse Rolle, ob die Menschen einer Gemeinde von der Landwirtschaft oder vom Tourismus abhängig seien, hiess es in einer Mitteilung der ETH Zürich vom Montag. In ländlich geprägten Gemeinden sehen sich demnach viele Menschen von Bären in ihrer Existenz bedroht, weil diese ihre Tiere reissen. Tourismusgemeinden könnten hingegen von den Bären profitieren.

Im Abruzzen-Nationalpark habe sich ein regelrechter Wildtier-Tourismus entwickelt, erklärte Erstautorin Paula Mayer in der Mitteilung. Dort werde auch Geld investiert, um Abfallentsorgung, Obstkulturen und Nutztierhaltung bärensicher zu machen. Anders in ländlichen Gemeinden, wo präventive Schutzmassnahmen oft hinterherhinken. «Wer nur zehn Schafe besitzt, und ein Bär reisst eines davon, sieht sich in seiner Existenz bedroht», erklärt Mayer.

Karte für ein besseres Zusammenleben

Aus diesen Daten erstellte die Forscherin ein Modell, das die Koexistenz von Mensch und Bär auf einer Karte darstellt. Die Karte deckt die Gebiete auf, wo die Mensch-​Bär-​Koexistenz am besten funktioniert. Also diejenigen Gebiete, in denen die Toleranz der Menschen hoch und die Lebensbedingungen für Bären gut sind. Diese Karte soll Naturschützern helfen, geeignete Massnahmen zum Schutz der Bären und Menschen zu ergreifen.

Zusätzlich zu den Faktoren, die die menschliche Wahrnehmung widerspiegeln, wurden Faktoren aus der Sicht des Bären in das Modell integriert. Dazu gehören beispielsweise das Vorhandensein von geeignetem Lebensraum und Wanderkorridoren, sowie Bedrohungen für Bären, wie nicht eingezäunte Strassenabschnitte oder Gebiete, die durch Touristen stark gestört werden.

Entschädigungen nicht ausbezahlt

Ein wichtiger Faktor, den Mayer aus Interviews mit der lokalen Bevölkerung heraushörte, ist, dass die staatlichen Kompensationszahlungen rascher und unbürokratischer ausbezahlt werden sollen. Oder das überhaupt Geld fliesst. «Manche Menschen sind wütend, weil sie für Schäden, die einzelne Bären anrichten, trotz gegenteiliger Versprechungen nie entschädigt wurden», stellte Mayer fest.

Die durch das Modell erzeugten Koexistenz-​Karten sind gemäss den Forschenden ein Werkzeug für die Praxis. Damit lasse sich überprüfen, wie sich die Bär-​Mensch-Koexistenz in der Landschaft über die Zeit veränderten. Und es lasse sich testen, ob Massnahmen lokal wirken.

«Wenn das Modell eine Karte ausgibt, die trotz Massnahmen wie Zäunen, die Bienenstöcke vor den Bären schützen sollen, Zonen niedriger Koexistenz aufweist, kann man auf die Wirksamkeit der Massnahme schliessen – und ob es an jenem Ort bessere gibt, die die Koexistenz fördern», sagt Mayer. «Das lässt sich mit dem Modell bestens überprüfen oder sogar vorhersagen», führt sie aus.

    ×

    Schreibe einen Kommentar

    Kommentar ist erforderlich!

    Google Captcha ist erforderlich!

    You have reached the limit for comments!

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Lässt Ihr Trockenfutter produzieren?

    • Ja, aus Gras:
      0%
    • Ja, aus Mais:
      0%
    • Ja, aus Gras und Mais:
      100%
    • Nein:
      0%

    Teilnehmer insgesamt: 2

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?