Die Lage auf dem Kälbermarkt bleibt angespannt, die Preise sanken erneut, die Nachfrage ist schwach. Die Einlagerung wird nur kurz Entspannung bringen. Im Nachhinein gesehen wurde wohl im Februar zu früh eingelagert.
Letzten Donnerstag sanken die Proviande-Preise für Kälber um weitere 40 Rappen. T3-Kälber gelten neu noch 12.30 Fr./kg Schlachtgewicht. Zudem wurde die zweite Kalbfleischeinlagerung ab morgen beschlossen. Der verbleibende Kredit ermöglicht jedoch nur noch eine Einlagerung von 85 Tonnen, da während der ersten Einlagerungsaktion vom 12. Februar bis 7. März 2014 bereits gut 500 Tonnen Kalbfleisch eingelagert wurden.
Mehr Milchkühe als angenommen
«Das Budget wird nach zwei bis drei Tagen ausgeschöpft sein», sagt Peter Christen, Leiter Klassifizierung und Märkte bei Proviande. «Danach stehen keine Mittel mehr für eine Marktstützung zur Verfügung.» Lief bei der ersten Einlagerung also etwas falsch? «Man kann sich fragen, ob die Einlagerung bei einem Preis von 13.50 Fr./kg SG zu früh war», so Christen. «Es gab aber einen Überhang an einigen hundert qualitativ schlechten Kälbern.»
Samuel Graber, Präsident der Kälbermäster, meint: «Es ist schade, kann man nicht mehr einlagern. Aber es ist auf jeden Fall gut, wurde die zweite Einlagerung jetzt beschlossen.» Im Februar sei man noch davon ausgegangen, dass es 22'000 Milchkühe weniger gebe und die Kälberzahlen dementsprechend abnehmen würden. Unter diesem Umstand hätte alles aufgehen können. Nun sei bekannt geworden, dass 13'000 Milchkühe fälschlicherweise als Mutterkühe registriert waren. «Zudem wird weniger remontiert», so Graber. Es kämen folglich mehr Kälber auf den Markt als geplant.
Kalbfleisch attraktiver machen
Im Januar und Februar wurden 2260 Kälber mehr geschlachtet als in den Vorjahresmonaten. Gleichzeitig ist der Pro-Kopf-Konsum von Kalbfleisch im letzten Jahr um 3,6 Prozent gesunken. «Wichtig ist, dass die Grossverteiler nun ihre Kalbfleisch-Aktionen machen», sagt Graber.
Christen ist skeptisch: «Es ist ein Teufelskreis: Je kleiner die Menge einer Fleischkategorie ist, desto weniger attraktiv ist es für die Verkäufer, Aktivitäten zu machen.» In erster Linie sei wohl der Preis ausschlaggebend für den sinkenden Konsum. Man müsse sich Gedanken machen, wie man das Kalbfleisch in Zukunft wieder beliebter machen wolle.
Erschwerend kommt dazu, dass das Bundesamt für Landwirtschaft angekündigt hat, dass der Bund per 2015 den Kredit für die Marktintervention beim Fleisch nicht mehr vorgesehen hat. Graber und Christen hoffen beide, dass hier politisch noch etwas bewirkt werden kann.
Details zur Kalbfleisch-Einlagerung
Die 85 Tonnen Kalbfleisch zur Einlagerung ab morgen wurden den Betrieben nach ihren Einlagerungsmengen der letzten zwei Jahre zugeteilt. Es kann nur Fleisch vom Hinterviertel eingelagert werden. Die Vorderviertel sind nun, mit der nahenden Grillzeit, besser verkäuflich.
Zur Einlagerung stand ein Budget von 3,2 Mio. Fr. zur Verfügung. Damit wird die Entwertung des Fleisches beim Einfrieren entschädigt. Das gefrorene Fleisch wird zu einem billigeren Preis verkauft. Diese Entwertung wird durch die Marktentlastung finanziert.
Nächstes Jahr ist kein Budget für die Marktintervention mehr vorgesehen. Peter Christen, Leiter Klassifizierung und Märkte bei Proviande, macht sich diesbezüglich Sorgen: «Die Saisonalität und die Problematik beim Kalbfleisch werden so noch grösser.» Samuel Graber, Präsident der Kälbermäster, hofft, dass bei der ersten Budgetberatung im Herbst noch etwas bewirkt werden kann. gro