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«Gelder für Bauern dürfen nicht gekürzt werden»

Thomas Aeschi, Nationalrat (SVP, ZG), war 2015 Bundesratskandidat. Nun arbeitet der Wirtschaftsberater für einen Monat als Zusenn auf der Oberen Zettenalp in Sigriswil BE. Er bewundert die Bauern noch mehr als zuvor.

Interview: sam |

 

 

Thomas Aeschi, Nationalrat (SVP, ZG), war 2015 Bundesratskandidat. Nun arbeitet der Wirtschaftsberater für einen Monat als Zusenn auf der Oberen Zettenalp in Sigriswil BE. Er bewundert die Bauern noch mehr als zuvor.

«Schweizer Bauer»: Wie kommen Sie hier auf die Zettenalp?
Thomas Aeschi: Ich bin für knapp einen Monat als Zusenn auf der Oberen Zettenalp tätig. Als Bub wollte ich immer Bauer werden. SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz, der im nahen Schwanden bei Sigriswil wohnt, hat mir dann angeboten, mir für ein paar Wochen einen Job auf einer Alp zu organisieren. Für mich als SVP-Poliker ist es wichtig, am eigenen Leib zu erfahren, was es bedeutet, Bauer zu sein. Zu erleben, wie viel Arbeit und persönlicher Einsatz von allen Familienmitgliedern dafür nötig ist.

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Tagwache ist zwischen 4.30 und 5.00 Uhr. Zuerst werden die 37 Kühe und der Stier eingetrieben. Ich melke die neun Kühe, für die ich verantwortlich bin. Danach werden die zehn Ziegen gemolken. Weiter helfe ich dem Senn Roger Graber beim ersten Teil des Käsens. Den Ziegenkäse mache ich sogar selber. Um 8.00 Uhr gibt es Frühstück. Danach geht es weiter mit Käsen. Anschliessend kommt die Pflege der mittlerweile rund 200 Käse. Jeden zweiten Tag verbuttern wir Rahm. Ebenfalls jeden zweiten Tag machen wir Ziger. Um 12.00 Uhr wird zu Mittag gegessen. Am Nachmittag folgen andere Arbeiten. Zum Beispiel Holz spalten. Denn Holz ist neben einem kleinen Solarpanel auf dem Dach der wichtigste Energieträger hier und fürs Käsen braucht es ziemlich viel Holz. Um 16.00 Uhr geht es wieder ans Melken der Kühe und der Ziegen. Danach werden die Kühe auf die Weide getrieben. Um 18.00 Uhr gibt es Abendessen. Und am Abend kommt der gesellige Teil, etwa mit Jassen.

Das ist ein ziemlich anderes Leben, als ihr sonstiger Alltag als Wirtschaftsberater...
Ja, das stimmt. Der körperliche Einsatz hier ist viel grösser als in meiner normalen beruflichen Tätigkeit. Für mich ist der knappe Monat auf der Alp aber was Wunderbares. Ich bin allerdings am Abend körperlich ziemlich müde. Manchmal gehe ich schon um 21.00 Uhr ins Bett.

Hat sich Ihr Blickwinkel auf die Schweizer Landwirtschaft durch Ihren Aufenthalt hier schon verändert?
Wir von der SVP werden häufig von anderen bürgerlichen Parteien dafür kritisiert, dass wir in anderen Bereichen Sparanträgen stellen, nicht aber bei den Bauern. Wenn ich jetzt sehe, wie hart eine Bauernfamilie arbeiten muss, wie wenig aber dabei hereinkommt, dann bin ich heute noch mehr als früher überzeugt, dass die Gelder für die Landwirtschaft richtig eingesetzt sind. Der landwirtschaftliche Zahlungsrahmen für die Jahre 2018–2021 darf – anders als der Bundesrat es will – auf keinen Fall gekürzt werden. Wir von der SVP fordern, dass der Zahlungsrahmen im Umfang des bisherigen Zahlungsrahmens weitergeführt wird.

Im Dezember 2015 waren Sie einer der drei Bundesratskandidaten der SVP. Zum Schluss wurde jedoch Guy Parmelin und nicht Sie gewählt. Nun sind Sie Zusenn auf einer Alp. Ist das ein Abstieg?
Im Gegenteil. Es ist ein Aufstieg. Das Volk ist in der Schweiz zuoberst. Dann kommt das Parlament und dann erst der Bundesrat. Als Senn bin ich Teil des Volkes. Ziel der Bundesratswahlen war, einen zweiten SVP-Bundesrat hineinzubringen. Und das ist gelungen. Die Zusammenarbeit mit unseren Bundesräten funktioniert sehr gut. Es ist wichtig, dass die zwei mithelfen, eine bürgerlichere Politik als zuvor zu machen.

Was werden Sie von der Zettenalp mit in die Zukunft nehmen?
Neben der doch sehr harten Arbeit gibt es viele wunderschöne Momente auf der Alp. Ich denke etwa an die Ruhe am Morgen früh oder die unglaublichen Stimmungsbilder beim Wetter. Auch an die Arbeit mit den Tieren, für die es ein gutes Gespür braucht, werde ich mich zurückerinnern. Jede Kuh hat einen anderen Charakter. Und vor allem empfinde ich eine grosse Wertschätzung für alle Bauernfamilien, welche tagtäglich inklusive Kinder einen grossen Einsatz geben, damit wir gesunde und frische Produkte in den Läden vorfinden dürfen.

 

WAK und FIKO

Der 37-jährige Unternehmensberater Thomas Aeschi ist seit 2011 für die Zuger SVP im Nationalrat. Im November 2015 nominierte ihn die SVP-Fraktion der Bundesversammlung als offiziellen Kandidaten für die Bundesratswahlen 2015. Gewählt wurde Guy Parmelin. Als Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK-N) sowie der Finanzkommission entscheidet der Ökonom häufig über landwirtschaftspolitische Fragen mit.

 

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