Am Braunvieh-Seminar des Plantahofs von letzter Woche informierten sich Teilnehmer aus dem In- und Ausland über Trends in Zucht und Haltung von Braunvieh. Ein heiss diskutiertes Thema war die genomische Selektion.
«Was hat uns die genomische Selektion gebracht?» Zu dieser Fragestellung referierte Franz Seefried, Genetiker bei der Qualitas AG in Zug. 2008 habe man gedacht, dass die genomische Selektion die Tierzucht auf den Kopf stelle. «Dass dies nicht so ist, wissen wir heute», räumte er ein. Es sei nämlich schwierig, Gene direkt zu finden. Das Genom des Rindes habe nicht weniger als 3 Milliarden genetische Buchstaben. Das Routinesystem sei aber auf einem sogenannten 50000er-Chip aufgebaut. Allerdings biete die Firma Illumina nun bereits einen 800000er-Chip an.
Seefried brachte zwei Beispiele, welche sich Besamungsorganisationen bei der Selektion von Jungstieren stellen: «Wenn ich Wartestiere bei einer Grenze eines direkten genomischen Zuchtwertes (DGZW) von 112 schlachte, dann sind noch immer 2 Prozent dabei, welche eigentlich einen wahren Zuchtwert von über 124 haben.» Und wenn man nur Stiere mit einem DGZW von über 124 auswähle, dann hätten noch immer 1,53% einen wahren Gesamtzuchtwert von unter 100.
Trotzdem grosse Vorteile
Trotzdem brächten die genomischen Zuchtwerte einen erheblichen Vorteil: «Genomische Zuchtwerte sind näher am nachzuchtgeprüften Zuchtwert als Abstammungszuchtwerte.» Dadurch seien eine genauere Selektion und eine Verkürzung des Generationenintervalls möglich. Und für die Zukunft liege noch mehr drin, weil noch immer grosse Fortschritte möglich seien. So sei die neuste Zuchtwertschätzung schon wieder um 5% besser als diejenige vom August. Der Grund dafür sei, dass man im Sommer die Daten von 800 nachzuchtgeprüften Stieren mit Italien ausgetauscht habe.
Stefan Felder, Direktor der KB-Organisation Swissgenetics, erläuterte in seinem Referat, wie seine Firma das Instrument der genomischen Zuchtwerte einsetzt. Swissgenetics versuche, möglichst viele Stierkälber zu typisieren, um dann dafür zwischen 10 bis 30 Prozent weniger Stiere testen zu müssen. Die Besten würden nach dem Testeinsatz als Optimis-Stiere angeboten. Beim Braunvieh liege der Anteil an verkauften Optimis-Stieren mit rund 7 Prozent deutlich über dem Schnitt aller Rassen von nur rund 3 Prozent. Er sei allerdings überzeugt, dass sich die Skepsis gegenüber den genomischen Zuchtwerten bald einmal legen würde.
Denn auch in den USA seien noch vor einem Jahr viele Züchter sehr skeptisch gewesen: «Und an der heurigen World Dairy Expo in Madison hatten sie schon dieses Jahr keine Chance mehr, ohne genomische Zuchtwerte überhaupt noch ein Tier zu verkaufen.»
Tierzuchtschule Plantahof
Auch die Vermittlung von Wissen im Bereich Tierproduktion war ein Thema. Peter Küchler, der Direktor persönlich, referierte zum Thema «LBBZ Plantahof – die Tierzuchtschule». Der Plantahof setze einen Schwerpunkt bei der Ausbildung der Jungbauern: «Wenn wir immer von produzierender Landwirtschaft sprechen, dann sollten wir auch Profis haben, welche diese ausüben können.» Es sei deshalb wichtig, dass eine Schule auch Lehrkräfte habe, welche die produzierende Landwirtschaft vertreten. Am Plantahof werde deshalb fast das Maximum der für Tierproduktion möglichen Lektionen ausgeschöpft. Wichtig sei auch die Art der Wissensvermittlung. «Wir Bauern haben – modern wie kaum ein anderer Beruf – einen handlungsorientierten Lehrplan erarbeitet», fügte Küchler stolz an.
Weitere Themen
Weitere Referate widmeten sich folgenden Themen: «Braunvieh in Slowenien» (Dr. Nezika Petrik), «Neuer Milchvieh-Versuchsstall» (Claudia Verhülsdonk/Haus Riswick), «Tränkekonzentration in der Kälberaufzucht» (Claudia Verhülsdonk), «Kalttränke bei Kälbern» (Herman Siebers/ Haus Riswick), «Management-Aspekte beim automatischen Melken» (Christine Schmidt/LK NRW), «Erfolgsgeschichte Kälberauktion Zimmerberg» (Martin Gafner).


