Big-M führte gestern in Zürich eine Aktion durch. Bäuerinnen und Bauern klebten Gentechfrei-Kleber auf Milchpackungen. Mit Bildergalerie
Der Nationalrat wird das Gentechmoratorium voraussichtlich um weitere vier Jahre verlängern. Damit ist die bäuerliche Interessengemeinschaft Big-M schon mal zufrieden. Und trotzdem führten Big-M-Copräsident Martin Haab, Big-M-Sekretär Werner Locher und einige Bäuerinnen und Bauern am Dienstag vormittag in Zürich-Oerlikon eine Aktion durch. Martin Haab:« Bei Getreideprodukten steht angeschrieben, dass sie gentechfrei erzeugt wurden. Milch- und Fleischprodukten aber sieht man nicht an, dass die Tiere ohne Gentechnik gefüttert wurden. So werden die Konsumenten ihrer Wahlfreiheit beraubt.» Heute könnten diese sicher sein, bei Schweizer Milch- und Fleischprodukten kein Gentech zu kaufen. Dies im Gegensatz zu ausländischen Waren. Diese Gentechfreiheit sei eine Chance, die man wahrnehmen müsse.
Im Denner und im Coop in Zürich-Oerlikon klebten Haab, Locher und einige Bauern und Bäuerinnen aus der ganzen Schweiz deshalb grüne Aufkleber «Ohne Gentechnik» auf die zahlreichen Milchprodukte im Regal. Gleichzeitig wurden den Konsomenten Flugblätter verteilt. Für Anita Dubs aus Birmensdorf ZH wären die grünen Kleber eine gute und offensichtliche Möglichkeit, Lebensmittel zu kennzeichnen: „Die Kleber werden von den Konsumenten wahrgenommen“. Die Bäuerin möchte für ihre eigenen Produkte gerne einen Mehrwert schaffen. Die Gentechfreiheit sei eine Plus-Auszeichnung, zusätzlich zum hohen Schweizer Qualitätsstandard.
An der Pressekonferenz in Oerlikon bedauerte Werner Locher: «Die Lebensmittelbranche und die Grossverteiler wollen nicht über dieses Thema reden.» Und Haab meinte im Bezug auf die offenen Grenzen und das Gentechmoratorium: «Die Schweizer Lebensmittelbranche weigert sich ja auch, ihre exportierten Produkte als Gentechfrei auszuloben, obschon sie dies könnte. Damit vergibt sie völlig unverständlich die einmalige Chance, um unseren Qualitätsvorsprung den Verbrauchern zu kommunizieren. Wir fordern deshalb, dass Milch- und Fleischprodukte, die ohne GVO-Futter erzeugt wurden, entsprechend ausgelobt werden.»
Alexander Hissting vom deutschen Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (Vlog), von dem auch das grüne Logo stammt, erläuterte die Situation in der EU:« In der EU müssen Lebens- und Futtermittel, die gentechnisch verändert sind, als solche gekennzeichnet werden». Seit 1998 bestehe in Deutschland zwar auch eine gesetzliche Regelung zur Ohne-Gentechnik-Kennzeichnung. Diese sei bis 2008 aber praxisfremd formuliert gewesen. Danach habe man sich um eine praxistauglichere Lösung bemüht. Da das entwickelte Logo von einem Verband vergeben werden sollte, wurde der Vlog gegründet, der heute einen Gesamtjahresumsatz von 56 Mrd. Euro erwirtschaftet. Hissting: «Jene Molkereien in Deutschland, die gewollt gentechfrei produzierte Milch vermarkten, kommunizieren das mit stolzgeschweller Brust.»
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